Abschied einer Karnevals-Ikone: Steinhagenerin tritt auf der Bühne kürzer

Steinhagen. Dieser Frau wird das Jecke schon in die Wiege gelegt. Nicht nur, dass ihre Eltern und ihre Geschwister riesige Karnevalsfans waren und sind. Anke Heidemann kommt sogar an einem Rosenmontag zur Welt. Jetzt, nach 50 aktiven Bühnenjahren, tritt eine der tragenden der Säulen des Karnevalclubs Cronsbach Funken (KCCF) deutlich kürzer. Anke ist noch klein, da schaut sie schon gerne zu, wie ihre Eltern - Waltraud und Ingo Eßler sen. - sich für die Karnevalsfeiern des 1962 gegründeten &bdquo;Original Steinhagener BdV Karneval“, aus dem 1996 der KCCF hervorgeht, ins Kostüm werfen. &bdquo;Kinder waren bei diesen Abendveranstaltungen nicht dabei.“ Auf die Bühne dürfen sie aber: Sie ist zehn Jahre alt, als sie das erste Mal mit ihrem Vater in die Bütt springt. Das Duo &bdquo;Die Bubis“ ist geboren. &bdquo;Wir trugen Clown-Kostüme und haben mit Begeisterung Karnevalslieder geschmettert. Mein Vater hat das Tamburin geschlagen, ich war an der Gitarre.“ Gleich nach dem ersten Auftritt ist sie endgültig mit dem jecken Virus infiziert. &bdquo;Es war total cool! Den Leuten im Publikum hat es auch richtig gut gefallen.“ Nur folgerichtig, dass Anke zu den ersten Funkenmariechen des Vereins gehört. &bdquo;Meine Mutter hat eine solche Truppe 1975 bei einer Sitzung in Borgholzhausen gesehen und gleich entschieden: So etwas brauchen wir in Steinhagen auch!“ Neben Anke Heidemann tanzen Claudia Berger, Andrea Scherler und Marion Hinzmann mit. Auch deren Eltern sind voller Begeisterung im Karnevalsteam. Von Disco-Girl bis Schlumpf: Karnevals-Kostüme sind Spiegel der Zeit Die Prunksitzungen sind immer auch ein Spiegel ihrer Zeit. Als Vadder Abraham mit seinen Schlümpfen wochenlang die deutsche Hitparade anführt, steht auch die Familie Eßler mit blauen Pläuzchen und weißen Mützen auf der Bühne. Als die Disco-Welle aus den USA herüberschwappt, bringen Anke Heidemann und Claudia Berger die Disco-Girls auf den Weg. &bdquo;Wir haben zu allem getanzt, außer zu den Bee Gees“, erinnert sich die 61-Jährige lachend, die zudem ab Mitte der 1980er Jahre als &bdquo;Attilein“ mit Kinderstimme humorige Reden schwingt. &bdquo;Als ich klein war, konnte ich meinen Namen nicht richtig aussprechen. Ich hab immer Atti gesagt. Dieser Spitzname ist mir bis heute erhalten geblieben.“ Bis sie 40 ist, tanzt Anke Heidemann bei den Roten Funken mit. &bdquo;Für mich war das der perfekte Zeitpunkt für den Ausstieg. In dieser Gruppe zu tanzen ist wie Hochleistungssport.“ Generationenwechsel: Dieser 20-Jährige moderiert erstmals die Prunksitzung 2005 löst sich die Disco-Formation aus den Siebzigern auf. Daraus entstehen die &bdquo;Dress up Sisters“, die Veronika Becker übernimmt. Anke Heidemann gründet gemeinsam mit Ute Junker die &bdquo;Las Gallinas“. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen: &bdquo;Die Dress up’s sind jünger und mehr gardeorientiert. Wir machen Show-Tanz, so weit es unsere Fitness zulässt. Bei uns darf jeder mitmachen, der Spaß dran hat“, erklärt Anke Heidemann das Prinzip. Seit 25 Jahren entwickelt sie nicht nur die Choreografie. Die Leiterin wählt auch die Musik aus, entwirft und bestellt die Kostüme. Steinhagenerin ist sicher: &bdquo;Mit Rollator will ich nicht durchstarten“ Bei den &bdquo;Las Gallinas“ gilt am 1. März das Motto &bdquo;Après-Ski meets Hüttenzauber“. Danach ist für Anke Heidemann Schluss. &bdquo;So langsam schleichen sich doch so einige Zipperlein ein und mit einem Rollator will ich nun auch nicht durchstarten“, sagt sie augenzwinkernd. Ideen für neue Tänze habe sie zwar noch jede Menge auf Lager. &bdquo;Aber man muss auch mal Jüngere ans Ruder lassen.“ Mit der Leiterin scheiden rund sechs weitere von insgesamt 22 Tänzerinnen aus. Was aber nicht das Aus für die &bdquo;Las Gallinas“ bedeutet. Kim Habel, die junge Trainerin der Cronsbach Funken, übernimmt die Gruppe. Anke Heidemann schwingt beim KCCF aber nicht nur die Beine. Seit 1999 ist im Wagenbauteam kreativ. Auch hier wird sie sich zurückziehen. Vorstandsarbeit leistet sie auch: Von 200 bis 2004 ist sie stellvertretende KCCF-Vorsitzende, danach bis 2009 1. Vorsitzende. Sitzungspräsidentin ist sie nie gewesen. &bdquo;Ich hätte nichts dagegen gehabt, aber es hat sich nicht ergeben“, blickt sie lächelnd zurück. Das ist der Job ihres kleinen Bruders. Auch für Ingo Eßler jun. wird es am 1. März der letzte Auftritt als Präsi auf der Bühne sein. Ihre Schwester Meike engagiert sich seit vielen Jahren im Weiberfastnachtsteam - von ihr ist bisher nicht bekannt, dass sie diese Aufgabe übergeben möchte. Anke Heidemann will sich nun eher hinter den Kulissen einbringen. &bdquo;Die Aula muss ja auch nach der Prunksitzung aufgeräumt oder Karten verkauft werden“, nennt sie ein paar Beispiele jenseits des Rampenlichts. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von KarnevalsClub Cronsbach Funken (@kccf_steinhagen) Für Anke Heidemann wird die nächste Prunksitzung auf alle Fälle eine ganz besondere werden: &bdquo;Wehmut wird auf jeden Fall dabei sein“, ist sie sich sicher. Einer, der sehr wahrscheinlich ein wenig erleichtert sein wird, ist ihr Ehemann. Der ist nämlich eher der Anti-Karneval-Typ. &bdquo;Immerhin ist er in den letzten paar Jahren mit zu den Prunksitzungen gekommen. Sonst war er immer nur der Fahrer“, berichtet Anke Heidemann lachend. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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