Steinhagen. In der evangelischen Dorfkirche ist seit Dienstag eine Ausstellung über Friedensdenkmäler in Deutschland zu sehen. Sie soll als Inspiration für das geplante Friedensdenkmal in Steinhagen dienen. Ganz so einfach war die Zusammenstellung der Schau nicht. Denn Friedensdenkmäler sind anders als Kriegerdenkmäler eine Seltenheit in Deutschland. Steinhagen dürfte also eine beispielgebende Ausnahmerolle zufallen, wenn die Idee umgesetzt wird.
In der Ausstellung werden sechs Denkmäler unter anderem aus Hamburg und Berlin gezeigt. Darunter das Denkmal am Hamburger Dammtor von Alfred Hrdlicka, das eine künstlerische Reaktion auf das 1936 am gleichen Ort eingeweihte heroische Kriegerdenkmal darstellt. Die Skulptur war spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs umstritten, doch ein Abriss wurde mehrfach verhindert. Mit der Zeit setzte sich die Ansicht durch, dass eine Zerstörung der falsche Weg sei und man lieber ein zweites Werk mit entgegengesetzter Botschaft zum direkten Vergleich anbieten sollte. 1985 wurde das Gegendenkmal am Dammtor eingeweiht.
Ähnlich wie in Hamburg stellt sich die Situation in Steinhagen dar. „Das Kriegerdenkmal vor der Dorfkirche steht zu Recht unter Denkmalschutz, aber es ist nicht mehr zeitgemäß“, argumentiert Altbürgermeister Klaus Besser. „Wir sollten den Blick gen Frieden richten und uns für Freiheit und Demokratie einsetzen.“ Der Altbürgermeister und seine Frau Petra Holländer hatten deshalb im vergangenen Jahr mit ihrem Bürgerantrag den Anstoß für ein Friedens- oder Gegendenkmal in Steinhagen gegeben.
Steinhagen will Wettbewerb ausrufen
Wie Jacqueline Lewald vom Kulturbüro der Gemeindeverwaltung am Dienstag mitteilte, soll noch in diesem Jahr eine Ausschreibung für einen Wettbewerb erfolgen. Im Rahmen des Wettbewerbs können Künstlerinnen und Künstler ihre Vorstellungen von einem Friedensdenkmal einreichen. Dabei sollen den Teilnehmern keine Vorgaben etwa über die Größe oder das Material gemacht werden. Anfang 2025 könnte dann eine Jury festlegen, welcher Wettbewerbsbeitrag umgesetzt wird.
Das Denkmal soll nach Möglichkeit im Umfeld des bestehenden Kriegerdenkmals platziert werden. Grundsätzlich sei die evangelische Kirchengemeinde damit einverstanden, dass das Werk gegebenenfalls auf dem Grundstück der Kirchengemeinde aufgestellt wird, bestätigten Pfarrerin Kirsten Schumann und Ralf Engelhardt vom Presbyterium am Dienstag. Was die Finanzierung angeht, verwies Jacqueline Lewald auf das gemeindliche Budget für Kultur im öffentlichen Raum. „Darüber hinaus setzen wir auf Spenden“, so Lewald. Auf diese Weise sei auch im Jahr 2001 die 27.000 Dollar teure Skulptur des Chors auf dem Rathausdach von der Bildhauerin Ofra Zimbalista finanziert worden, erinnerte Klaus Besser.
Kultur-Verein unterstützt Denkmal-Idee
Nicht nur die Steinhagener Politik und die evangelische Kirchengemeinde unterstützen die Idee, auch der Steinhagener Verein „Kultur vor Ort“ begrüßt den Vorschlag für ein neues Denkmal. „Kulturarbeit ist immer auch Friedensarbeit. Gerade jetzt ist es wichtig, Frieden zu einem öffentlichen Thema zu machen“, sagt Vereinsvorsitzender Norbert Sievers. „Friedensdenkmäler müsste es eigentlich wie Sand am Meer geben. Gibt es aber nicht. Steinhagen würde damit also vorangehen.“
Die Ausstellung wurde vom Kulturbüro der Gemeinde erstellt. Bis zum 6. Oktober ist sie in der Dorfkirche zu sehen. In einem Gästebuch können die Besucherinnen und Besucher ihre Gedanken zu einem Friedens-/Gegendenkmal hinterlassen. „Wir wünschen uns einen breiten Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern“, so Klaus Besser.
Donnerstags und sonntags von 15.30 bis 17 Uhr ist die Dorfkirche verlässlich geöffnet. „Natürlich kann die Ausstellung auch zu Gottesdiensten oder Konzerten besichtigt werden“, erklärt Pfarrerin Kirsten Schumann. Wer einen Besichtigungstermin absprechen möchte, kann sich mit ihr in Verbindung setzen unter Tel. 0172 2961074.

