Produkt von Hörmann aus Steinhagen schützt Fans bei der Fußball-EM

Sie stehen im Berliner Tiergarten, am Frankfurter Main-Ufer und auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Sie sind anthrazitgrau, 1,25 Meter hoch, rund 450 Kilogramm schwer, und sie sollen die Europameisterschaft sowie deren Fanfeste sicherer machen. Die Polizei spricht von mobile Fahrzeugsperren, der Hersteller nennt sie &bdquo;Oktablocks“. Die meisten Menschen aber dürften ein weitaus geläufigeres Wort verwenden: Poller. Hergestellt werden die Zylinder aus Stahl und Beton in Ostwestfalen-Lippe bei der Firma Hörmann. Das Unternehmen aus Steinhagen im Kreis Gütersloh ist für seine Garagentore bekannt, es konstruiert und vertreibt aber auch sogenannte Zufahrtskontrollsysteme – etwa versenkbare Poller. Diese bieten eine hohe Sicherheit, sind aber alles andere als mobil. Sie müssen aufwändig geplant, verkabelt und im Boden verankert werden. Ohne Presslufthammer und Bagger geht da wenig. Betonklötze auf Weihnachtsmärkten wirken beunruhigend Für temporäre Ereignisse wie einen Weihnachtsmarkt, ein Stadtfest oder eben eine Fußball-Europameisterschaft sind solche fest verbauten Sperren ungeeignet. In der Vergangenheit mussten deshalb riesige Betonklötze herangekarrt werden, um Großveranstaltungen vor Terrorangriffen und Unfällen mit Autos oder Lastwagen zu schützen. Doch diese Klötze sind nicht nur unhandlich und unansehnlich, sie wirken auch auf viele Menschen beunruhigend. Bei Hörmann haben sie deshalb früh nach Alternativen gesucht. Ziel sei es gewesen, eine temporäre Lösung zu finden, &bdquo;welche vor Ort zusätzlichen Schutz bieten kann und zeitgleich ortsungebunden sowie flexibel aufgestellt wird“, sagt Pascal Peek, der das Team für Zufahrtskontrollsysteme bei der Firma leitet. Herausgekommen ist der sogenannte Oktablock, ein massiver Poller auf einer achteckigen Grundplatte aus gezacktem Stahl. Die mobile Fahrzeugsperre solle möglichst unauffällig in ein Stadtbild integriert werden, sagt Peek. Die anthrazitgraue Farbe hat also einen Grund: &bdquo;Durch ein unauffälliges Design wird eine solche Sperre zum Schutz vor Überfahrten als weniger bedrohlich angesehen.“ So funktioniert der Anti-Terror-Poller Das Gewicht des Pollers allein aber könne einen Lkw niemals aufhalten, die eigentliche Innovation ist der gezackte Rand der Grundplatte. Die Platte soll sich bei einem Aufprall unter dem Fahrzeug verkanten, die Zacken sich tief in den Asphalt und den Fahrzeugunterbau bohren. Dadurch soll selbst ein Lastwagen in wenigen Metern zum Stillstand kommen. Die Tauglichkeit des Pollers hat der Hersteller in einem Crashtest mit einem 7,5 Tonnen schweren Lkw bei 48 Kilometern pro Stunde getestet. Mit reiner Muskelkraft, da war man sich bei Hörmann bislang sicher, soll ein Oktablock nicht zu Fall gebracht werden können. &bdquo;Ohne Kran oder Stapler kann die Fahrzeugsperre nicht bewegt oder manipuliert werden und erfordert deshalb vor und während der Veranstaltung keine Bewachung“, wirbt die Firma. Am Rand der Stuttgarter EM-Fanzone zeigte sich allerdings, dass es mehrere Fans sehr wohl mit Stahlbeton-Koloss aufnehmen können. Ein Oktablock lag umgekippt am Rande der Fanzone, wie die &bdquo;Bild-Zeitung“ berichtete. Zuständig für die Oktablocks in der Stuttgarter Innenstadt ist die städtische Veranstaltungsgesellschaft &bdquo;in.stuttgart“. Sprecher Jörg Klopfer sagte zu dem Vorfall: &bdquo;Wir gehen davon aus, dass einige Jungs ihre Kräfte messen wollten und gemeinsam den Poller umgestoßen haben.“ Von Hörmann gab es bis Redaktionsschluss zu dem Vorfall keinen Kommentar. EM in Deutschland verlangt erhöhtes Sicherheitsniveau Überhaupt gibt sich das Unternehmen ein wenig zugeknöpft – fast so, als wäre ihm der Erfolg des Pollers unangenehm. Weder zur Anzahl noch zu den genauen Aufstellorten möchte der Hersteller Angaben machen. Nur so viel: Die Europameisterschaft habe die Nachfrage nicht erhöht, die seit 2020 produzierten Poller waren schon vorher gefragt. &bdquo;Sicherlich ist die EM in Deutschland ein großes Ereignis, das ein erhöhtes Sicherheitsniveau verlangt. Dennoch wurden bereits in den letzten Jahren zahlreiche Veranstaltungen, wie Weihnachtsmärkte, Konzerte und Events, durch unsere Poller abgesichert“, sagt Teamleiter Peek. Insgesamt verzeichne man eine wachsende die Nachfrage nach mobilen Fahrzeugsperren. Zum Kaufpreis wollte das Unternehmen keine Angaben machen. Bei einem Online-Händler, der Hörmann-Produkte anbietet, ist ein einzelner Oktablock-Poller derzeit für rund 12.000 Euro inklusive Mehrwertsteuer zu haben. Bei den 17 Stück, die allein auf der Kronprinzenbrücke im Berliner Regierungsbezirk stehen, macht das fast 190.000 Euro. Allerdings können die Poller auch gemietet werden. Der Mietpreis ergebe sich aus dem Zeitraum der Miete, der benötigten Anzahl an Pollern sowie der An- und Abholung der Fahrzeugsperren, heißt es bei Hörmann. Auch die Berliner Polizei, die die Poller im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft angeschafft hat, verrät keine Vertragsdetails. Für den Kauf und die Miete von Fahrzeugsperren sowie den Kauf der Fahrzeuglogistik seien für das Jahr 2024 rund 6,6 Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden, teilt eine Sprecherin mit. Sicherheit, so scheint es, hat ihren Preis.

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