
Steinhagen. Das Bürgerkomitee hat den zweiten Platz des NRW Ehrenamtspreises des „Verbandes engagierte Zivilgesellschaft in NRW e.V.“ in der Kategorie Bildung gewonnen. Die Steinhagener Entwicklungshelfer hatten sich wie berichtet mit ihrem Projekt „Imkern in Afrika“ beworben.
Dabei unterstützen die Ehrenamtlichen um Heike Kunter die Imkerausbildung und -ausstattung im westafrikanischen Benin, mit dem Ziel, durch den Honigverkauf Einkommen zu generieren und gleichzeitig ökologisches Bewusstsein zu fördern. So soll einigen Menschen im kleinen Land eine Perspektive gegeben werden. Die Jury würdigte die Arbeit als „ein wunderbares Beispiel für nachhaltige Entwicklungshilfe, das verdient gefeiert wird“.
Das Imker-Projekt geht auf eine großzügige Spende aus dem Jahr 2022 zurück. Damals spendete ein Freund der Steinhagener Entwicklungshelfer einen erheblichen Teil eines Nachlasses mit der Vorgabe, mit dem Geld die Natur in Afrika zu unterstützen. Wie genau das passieren sollte, war auch den Entwicklungshelfern anfangs nicht klar. Aus der Afrika-Erfahrung von Heike Kunter und der Erfahrung im Umgang mit Bienen von Komitee-Mitstreiterin Christel Dahlhoff-Hilbert wurde dann ein Plan geboren. Schon mehrfach hat das Bürgerkomitee die traditionellen dörflichen Strukturen in Benin mit neuen Ideen durcheinander gewirbelt.
Armen, abgehängten Regionen eine neue Chance ermöglichen
Wie sich herausstellte ist die moderne Imkerei in West-Afrika nicht sehr weit verbreitet. Kaum jemand, der systematisch Völker betreut, Ungeziefer-Behandlung betreibt und den überschüssigen Honig erntet. Stattdessen wird in Benin vor allem auf traditionelle Art Honig gewonnen.
Die Methode - vor allem in den ländlichen Regionen, in denen das Bürgerkomitee aktiv ist - besteht darin, frei lebende Bienenvölker auszuplündern. "Bei meinem ersten Besuch 2012 erlebte ich, wie junge Männer einen über 100 Jahre alten Baum fällten, um an den Honig der wilden Bienen zu gelangen. Das Einsammeln des Honigs gilt als Mutprobe für die jungen Männer“, berichtet Komitee-Chefin Kunter. Keine sehr sichere oder nachhaltige Technik.

Um nun modernes Imkern bekannt zu machen, finanzierte die Steinhagener Gruppe mit Hilfe einer lokalen NGO die Ausbildung von vier Imkern und die Grundausstattung für die Arbeit mit 20 Völkern in Lahotan, im Zentrum Benins. „Schon bald zogen wilde Bienen in die bereitgestellten Kästen ein. Die nächsten 20 Kästen wurden erforderlich“, erläutert die Brockhagenerin. „Dann bekam das Landwirtschaftsministerium von Benin Kenntnis von dem Projekt und lud zu einem Lehrgang ein.“ Die neue Imkerei begann Kreise zu ziehen. „Die dritten 20 Kästen wurden ebenfalls mit unserer Hilfe angeschafft, damit eine Förderung durch das Ministerium erfolgen konnte.“ Mittlerweile wird das Projekt auch von der Regierung des Landes weiter forciert.
Wie sich herausstellte, hat das moderne Imkern in West-Afrika sogar großes Potenzial. Die ganzjährig aktive Vegetation lässt mehr Ernten zu als im kalten Europa. „Um genug Nektar bereitstellen zu können, wurden reich blühende Bäume und Sträucher gepflanzt und weitere Personen in der Imkerei geschult. Zwei reichliche Ernten konnten bereits eingefahren und mit den einfachsten Mitteln gereinigt und verkaufsfertig gemacht werden“, so Kunter.

Imkerin Christel Dahlhoff-Hilbert betreut das Projekt für das Komitee. „Es ist unglaublich, wie schwer es dort ist, Imkern zu lernen“, sagt die Steinhagenerin. Es gebe in Benin keinen Zugang zu entsprechendem Wissen. Der erste Ausbilder sei extra aus dem Nachbarland Togo angereist.
Mittlerweile gibt es aber mehrere kompetente Bienenzüchter vor Ort. Nebenbei machen die ausgebildeten Imker den Bauern der Umgebung oft sogar eine Freude, wenn sie große wilde Völker einfangen, die die Menschen bei der landwirtschaftlichen Arbeit angreifen.
Um mit dem Projekt Geld zu verdienen und die Arbeit der Männer zu bezahlen, wird der gewonnene Honig von einer örtlichen Genossenschaft verkauft. In Zukunft sollen vor allem Jugendliche und auch Frauen zu Imkern ausgebildet werden, um sie finanziell selbstständig zu machen. „Der Umgang mit Bienen ist dort bisher absolute Männersache“, sagt Dahlhoff-Hilbert. Eine überkommene Tradition, wie sie findet.
Arbeit schafft den Menschen eine Zukunft in der Heimat
Die örtliche NGO, mit der die Steinhagener das Bienen-Projekt betreiben, heißt „Yanigbo“ (Landessprache für: die Armut soll enden). Im kleinen Ort entstanden bereits eine Bäckerei, ein von Frauen betriebener Koch-Service, ein Lieferfahrzeug wurde angeschafft und ein Lagerhaus gebaut.
Armut und Perspektivlosigkeit sind neben Gewalt einer der Hauptgründe für Menschen aus West-Afrika, in Richtung Europa zu flüchten. Dank der Unterstützung haben die Menschen in der Gemeinde Lahotan im Zentrum Benins nun eher eine Zukunft in ihrer Heimat.