Steinhagen trennt sich überraschend von Architekten für Millionen-Projekt

Steinhagen-Brockhagen. Die Grundschule Brockhagen soll für Steinhagen ein Vorzeige-Projekt werden. Die alten Gebäude an der Kellerstraße werden abgerissen und ersetzt. Mehr als 15 Millionen Euro lässt sich die Gemeinde den kompletten Neubau kosten. Entworfen wurde die besonders ökologische Grundschule vom Münchener Architekten-Team &bdquo;daily space“. Das Duo hatte sich im Frühjahr 2022 beim europaweit ausgerufenen Architekten-Wettbewerb für den Schulneubau gegen 72 Konkurrenten durchgesetzt. Insgesamt hatte es sogar 252 Bewerbungen aus ganz Europa gegeben. Georg Brennecke und Dominik Nocon hatten schließlich einen Entwurf präsentiert, mit dem sie sieben von neun Jury-Mitgliedern überzeugten. Die neue Grundschule soll aus zwei Gebäuden bestehen, die sich gut in das Brockhagener Ortsbild einfügen. Jedes der Gebäude beherbergt im ersten Stock ein sogenanntes &bdquo;Lerncluster“. Dort werden eine erste, eine zweite, eine dritte und eine vierte Klasse unterrichtet. Im gemeinsamen Bereich zwischen den Klassen können Schüler an &bdquo;Lerninseln“ und auf dem &bdquo;Marktplatz“ in Kontakt kommen. Münchener Büro setzt sich beim Wettbewerb durch Bewegliche Trennwände sollen flexible Gruppen ermöglichen. Im Erdgeschoss sollen die Mensa, der Offene Ganztag und ein großer Musik- und Werkraum Platz finden. Außerdem sieht der Plan vor, dass die Brockhagener Außenstelle der Gemeindebibliothek in das neue Gebäude einzieht. Die Schule ist als &bdquo;Hybridkonstruktion“ konzipiert. Hochgedämmte Holzständerwände und Holzstützen tragen vorgefertigte Holz-Beton-Verbunddecken mit einer geringen Gesamtstärke. Die geneigten Satteldächer sollen teilweise mit Photovoltaik belegt, teilweise begrünt werden. Das Gebäude wird als Effizienzgebäude 40 mit Nachhaltigkeitszertifikat geplant. &bdquo;Wir planen nicht nur für die Schüler, sondern für das ganze Dorf“, hatte Architekt Brennecke 2022 enthusiastisch geworben. Zwei Jahre später ist die Stimmung zwischen Rathaus und Wettbewerbs-Gewinnern etwas abgekühlt. &bdquo;Daily space wird noch den Bauantrag stellen, alles weitere übernimmt ein anderes Architekturbüro“, erläutert Bürgermeisterin Sarah Süß am Dienstag auf HK-Anfrage. Die daily-space-Baupläne werden aber beibehalten. Vertrag wird mitten in der Planung beendet Mit anderen Worten: Die Gemeinde hat entschieden, sich von den beiden Architekten der Vorzeigeschule zu trennen. Ein großer Schritt. Der sei in den vergangenen Monaten nicht-öffentlich in der Politik besprochen worden, erläutert die Verwaltungschefin. Erst auf Anfrage das Haller Kreisblatts wird die Entscheidung nun öffentlich gemacht. Zu den Gründen für den ungewöhnlichen Schritt äußert sich Sarah Süß vorsichtig. &bdquo;Es gab von beiden Seiten Unstimmigkeiten. Man kann schon sagen, dass Kostenfragen dazu geführt haben. Es hat etwas damit zu tun, dass wir versucht haben, den Kostenrahmen realistisch zu gestalten“, so die Bürgermeisterin. Schon im vergangenen Herbst hatte sich abgezeichnet, dass die hohen Kosten des Projektes viel Streitpotenzial bergen. Ursprünglich waren sie auf knapp 16 Millionen Euro geschätzt worden. Im August vergangenen Jahres standen dann 19,2 Millionen Euro im Raum. Die Gegen-Rechnung eines Bielefelder Architekten kam auf 17,1 Millionen Euro. Am Ende hatte sich der zuständige Schulausschuss dann darauf geeinigt, dem Projekt einen Kostendeckel zu verpassen. 17,5 Millionen Euro will Steinhagen nun maximal für seine neue Grundschule ausgeben. Wie geht es nun weiter? In der Sitzung waren auch die Münchener Architekten aufgefordert worden, Einsparmöglichkeiten an ihrem Projekt vorzustellen. In der Diskussion zeigte sich aber, wie schwer es ist, an so einer weit gediehenen Planung noch ausschlaggebende Sparpotenziale auszumachen. Das Rathaus hofft nun offenbar, die Ziele mit einem anderen Architekten zu erreichen. Der muss aber erst noch gefunden werden. &bdquo;Solche Verträge sind in mehrere Leistungsphasen unterteilt. Dadurch haben beide Vertragspartner die Möglichkeit, die Zusammenarbeit zu beenden. Davon haben wir Gebrauch gemacht“, erläutert Sarah Süß. Um nun einen neuen Architekten zu beauftragen, ist die Gemeinde allerdings gezwungen, ein weiteres europaweites Ausschreibungsverfahren zu starten. Trotzdem ist die Bürgermeisterin zuversichtlich, dass der Zeitplan eingehalten werden kann. Und nicht nur das. &bdquo;Sowohl finanziell als auch zeitlich sind wir auf einem guten Weg. Wir planen natürlich den Kostendeckel einzuhalten“, so Süß. Der Baubeginn für die Grundschule sei nach wie vor auf April 2025 datiert. Die Fertigstellung könnte dann - wenn alles nach Plan läuft - im November 2026 erfolgen. Der Abriss soll schon in diesem Jahr starten. Schüler und Lehrer werden für den Übergang in Containern untergebracht. Georg Brennecke vom Architekturbüro &bdquo;daily space“ betonte auf HK-Anfrage, dass für ihn das Brockhagener Projekt trotz allem eine &bdquo;Herzensangelegenheit“ sei. Weiter wolle man sich derzeit aber nicht zu der Trennung äußern.

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