Trotz Gegenwehr von Anwohnern: Steinhagener Traditionshotel darf neu bauen

Steinhagen. Nachdem die Gästebettenzahl in Steinhagen in den vergangenen Jahren deutlich gesunken war, dürfte es jetzt wieder aufwärts gehen. Zur Erinnerung: Bereits vor mehreren Jahren schloss das Graf Bernhard 1344, vor einem Jahr folgte das Berghotel Quellental. Der Versuch, ein neues Hotel im Ortskern zu eröffnen, scheiterte. Mit Dimitrij Maier hat sich ein Pächter gefunden, der ab Sommer das Bahnhofshotel wiedereröffnen möchte. Das dürfte allerdings nur zehn Gästezimmer schaffen. Deutlich mehr Bewegung in die Hotel-Landschaft bringt da der Erweiterungsplan der Steinhägerquelle. &bdquo;2009 ist Familie Dedic in der Steinhägerquelle mit zehn Gästezimmern gestartet“, erläuterte Architektin Anke Nollkämper, die am Donnerstagabend in den Bauausschuss gekommen war, um die nötige Genehmigung für die Erweiterung einzuholen. Mit dem Umbau der Kegelbahn seien vor einigen Jahren schon neun Zimmer dazugekommen. Nun möchte die Betreiberfamilie noch einmal kräftig aufstocken. &bdquo;Es geht um die Zukunftsperspektive des Hotels, für die nächste Generation, die bereits in den Startlöchern steht“, so Nollkämper. Die Haller Architektin stellte ihre Baupläne vor, die weitere zehn Einzel- und fünf Doppelzimmer ermöglichen sollen. Insgesamt käme die Steinhägerquelle dann auf 34 Betten. Erst zehn Zimmer, dann 19, bald 34 Das einzige Manko: Der geltende Bebauungsplan des Wohngebietes lässt die Erweiterung nicht zu. Auf der Grünfläche zwischen dem Haupteingang und dem Quellweg soll ein komplett neuer Block entstehen. Das geplante Gebäude überschreitet die geltenden Begrenzungen sowohl auf der Süd- als auch auf der Ostseite des Grundstücks. Und das nicht wenig, teilweise geht es um mehr als acht Meter. Insgesamt liegen fast 190 Quadratmeter außerhalb der im geltenden Bebauungsplan vorgesehenen Grenzen. &bdquo;Wir wünschen uns eine große Bebauungsplan-Überschreitung“, machte die Architektin keinen Hehl aus den Ausmaßen des Projektes. Sie betonte aber auch: &bdquo;Innerhalb der Grenzen ist es fast nicht möglich, ohne die Baustrukturen erheblich zu verändern.“ Der komplett neue Baukörper hätte mehrere Vorteile: Er könne zum Beispiel komplett barrierefrei errichtet werden, außerdem könnte der Betrieb im Hotel während des Baus weiterlaufen. Allerdings, so betonte sie auch, handele es sich bei den präsentierten Grafiken um eine Maximalplanung. Final könnte die Zahl der zusätzlichen Zimmer noch sinken. &bdquo;Es ist noch nichts in Stein gemeißelt. Uns geht es erst mal um Planungssicherheit“, so Nollkämper. &bdquo;Wir würden kein Risiko eingehen“ Auch die Leiterin des Hotels ergriff das Wort, um die Anwesenden von der Zweckmäßigung der Genehmigung zu überzeugen. &bdquo;Ich bin seit 19 Jahren in der Steinhägerquelle. Wir würden kein Risiko eingehen und haben lange überlegt, ob wir das machen“, so Nada Dedic. In der Woche wären die Betten vor allem von auswärtigen Mitarbeitern der großen Unternehmen wie Hörmann, Claas oder Schaeffler gut ausgelastet. Am Wochenende ginge es vor allem um Wanderer und Angehörige auf Familienbesuch. &bdquo;Wir sind wirklich ein sehr ruhiges Hotel“, so Dedic. Ganz einvernehmlich läuft das Verfahren dennoch nicht. Schon vor der Sitzung war deutlich geworden, dass nicht jeder die Erweiterung begrüßt. Anwohner hatten bereits schriftlich an den Bauausschuss appelliert, die Zustimmung nicht zu erteilen, da sie übermäßigen Verkehr und Lärm befürchten. Ein Anwohner war überdies in den Ratssaal gekommen, um die Forderung mündlich zu wiederholen. &bdquo;Wir haben ständig Probleme an der Lohbrede, vor allem, dass Lkw oder große Pkw vor unserer Einfahrt stehen“, sagte Bernd Winkler. &bdquo;Für uns ist das schon ein Thema. Die Realität ist eine andere. Die Stellplätze reichen an vielen Tagen nicht aus, und wenn das Hotel doppelt so groß wird, wird das sicher nicht besser.“ Tatsächlich sieht der Plan sogar mehr Stellplätze vor, als rechtlich notwendig. Eigentlich müssten nur fünf zusätzliche Pkw-Plätze geschaffen werden, die Architektin sieht elf vor. Insgesamt käme die Steinhägerquelle damit auf 28 Parkplätze. Welcher Ausweg ist der richtige? Anlässlich des Vorwurfes forderte der Sohn der Hotelbetreiberin den Nachbarn auf, sich künftig direkt zu melden. &bdquo;Davon, dass Autos die Nachbarn zuparken, haben wir noch nichts gehört. Wenn das nicht angesprochen wird, dann können wir auch nichts tun“, so Kenan Dedic. Nach einiger Debatte zeichnete sich im Bauausschuss Zustimmung für die Baupläne ab. Einzig zu der Frage, ob nun ein komplett neuer B-Plan her muss oder eine &bdquo;Befreiung“ ausreicht, herrschte Uneinigkeit. Ein neuer Bebauungsplan braucht viele Monate, dafür beinhaltet er auch eine Öffentlichkeitsbeteiligung. Eine Befreiung ist die schnelle Lösung, sodass das Vorhaben bald umgesetzt werden kann. Am Ende setzten sich SPD, Grüne und FDP mit acht Stimmen gegen die CDU durch und ermöglichten eine Befreiung vom geltenden Bebauungsplan, sodass die Architektin bald in die finale Planung gehen kann.

Meistgelesen

Mutig: 23-Jähriger übernimmt beliebtes Steinhagener Hotel-Restaurant

Bessmann-Gelände im Kreis Gütersloh: Unternehmen legt neuen Masterplan vor

Hotels und Tourismus: Steinhagen plötzlich weißer Fleck auf der Landkarte

Nah am Steinhagener Kirchplatz werden drei große Mehrfamilienhäuser gebaut

Steinhagener Liebesgeschichte: Beim Brötchenkaufen in die Bäckerin verliebt Marc-André Noak und Katjana Milosevic haben sich jetzt im Steinhagener Rathaus das Jawort gegeben.

Beruflicher Neuanfang mit 62 Jahren: Gütersloher wird sein eigener Chef Andreas Kämpf kündigt nach 18...