Steinhagenerin geht mit 84 Jahren zum dritten Mal in den Ruhestand

Steinhagen. Im Gewusel des Scondhand-Ladens am Kirchplatz, der in Steinhagen einfach nur &bdquo;Der Laden“ genannt wird, muss man Walburga Hutter erstmal finden. Zwischen den Kleiderstangen taucht sie dann auf: Bestens gelaunt und schon wieder mit einem Kleiderbügel in der Hand, obwohl sie doch eigentlich gar nicht mehr zum Arbeiten hier ist. An diesem Tag will sich das Team einfach nur von Walburga Hutter verabschieden und Danke sagen. Denn die Steinhagenerin steigt nach 15 Jahren im Laden aus. Mit 84 Jahren sei ihr das gegönnt. Wir verziehen uns in den Flur hinter dem Verkaufsraum. &bdquo;Ja, hier im Laden ist es oft wuselig“, sagt Walburga Hutter lachend, &bdquo;aber schön“. Und das sei schließlich auch der Grund, warum sie hier bis ins hohe Alter geholfen habe. Und das ehrenamtlich. Denn &bdquo;Der Laden“ ist eine gemeinnützige Einrichtung. &bdquo;Ich brauche einfach den Kontakt zu Menschen. Und den habe ich hier immer gehabt. Mit dem Team und mit den Kunden um mich herum“, erklärt die 84-Jährige. Neben ihr sitzt Andrea Waschbüsch, die Sprecherin des Ladens und wie Walburga Hutter Teil des Gründerteams. &bdquo;Walburga ist ein wahres Kommunikationsgenie. Sie kennt fast jeden in Steinhagen und kann die Kunden gut beraten“, lobt sie die scheidende Kollegin. Auf mehreren Modenschauen gelaufen Dass die Seniorin Spaß an Mode hat, sieht man ihr an. Der beige Strass besetzte Pullover ist farblich perfekt abgestimmt zur geometrisch gemusterten Hose. Natürlich stammt das ein oder andere Teil aus dem Laden. &bdquo;Deine türkise Jacke hast du doch hier gefunden“, erinnert sich Andrea Waschbüsch. &bdquo;Stimmt, die habe ich immer noch“, entgegnet Walburga Hutter. &bdquo;Für meine drei Enkelkinder finde ich hier auch hin und wieder etwas.“ Sogar als Best-Ager-Model war Walburga Hutter für den Laden mehrmals im Einsatz. &bdquo;Beim Heidefest war ich zum Beispiel auf dem Laufsteg“, erinnert sich die 84-Jährige. Dass bereits getragene Mode im Laden zum kleinen Preis eine zweite Chance bekommt, ist seit 15 Jahren das Erfolgskonzept. Natürlich müsse die Kleidung noch in Ordnung sein, betont Andrea Waschbüsch. &bdquo;Weißt du noch, damals der ältere Herr vom Bauernhof?“, fragt Walburga Hutter. &bdquo;Der wollte uns den alten Pelzmantel seiner Frau geben. Der war so steif wie ein Brett. Den konnten wir hinstellen“, erinnert sie sich lachend. Zum dritten Mal in den Ruhestand In ihrem Leben hat die gebürtige Bielefelderin schon so einiges gemacht. &bdquo;Ich habe auf dem Großmarkt in Krefeld Fisch verkauft, bin dann 1982 nach Steinhagen zurückgekommen“, erzählt Walburga Hutter. Zusammen mit Hannelore Buckenauer leitete sie hier bis 2002 die Drogerie an der Post. Dann ging es zum ersten Mal in den Ruhestand. Hannelore Buckenauer war es auch, die ihre ehemalige Kollegin aus der Drogerie dann zur Gütersloher Tafel holte, die eine Verteilstelle in Steinhagen betreibt. &bdquo;Nachdem ich dort aufgehört habe, hat mich Agnes Gödde für den Laden angeworben“, fährt Walburga Hutter fort. Rund 3.600 ehrenamtlich gearbeiteten Stunden später ist nun auch hier Schluss. &bdquo;Dann gehst du jetzt also zum dritten Mal in den Ruhestand“, stellt Angelika Waschbüsch schmunzelnd fest. &bdquo;Stimmt“, erwidert Walburga Hutter und lacht. &bdquo;Der Laden“ profitiert vom neuen Standort Künftig möchte sie vor allem mehr Altenbesuche machen. &bdquo;Ich kenne ja so viele Menschen hier im Dorf“, erzählt Walburga Hutter. Nach Ruhestand hört sich das nicht wirklich an. Im Laden-Team wird man die 84-Jährige vermissen. Denn nachdem das Geschäft vor einem Jahr von der Straße Am Markt an den Kirchplatz umgezogen ist, ist der Arbeitsaufwand gestiegen. Für die gemeinnützige Einrichtung natürlich erst mal eine positive Nachricht. &bdquo;Die Lage ist jetzt einfach noch besser. Das macht sich in der Kundenfrequenz deutlich bemerkbar“, berichtet Andrea Waschbüsch. Nachschub an Klamotten ebbt nicht ab Aber nicht nur die zentrale Lage sorge für einen guten Umsatz. Neben der gestiegenen Zahl an Geflüchteten, die das Angebot des Secondhand-Ladens schätzen, sei Vintagemode auch bei jungen Leuten momentan sehr angesagt, weiß Andrea Waschbüsch. Der Nachschub an Klamotten ebbe dank der Spendenbereitschaft der Menschen nicht ab. Von den Einnahmen finanziert das Team die Miete und unterstützt soziale Projekte in Steinhagen. Im vergangenen Jahr wurde beispielsweise Familien, die nicht so viel Geld haben, der Besuch des Weihnachtsmärchens ermöglicht. Kleiderannahme im Laden ist jeden Montag von 15 bis 18 Uhr, Verkauf jeden Donnerstag von 11 bis 18 Uhr.

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