So sieht es in Steinhagens Flüchtlingsunterkunft vorm Hallenbad aus

Steinhagen. Momentan sind es vor allem Frauen mit Kindern aus der Ukraine, die nach Steinhagen kommen. Einige von ihnen werden in den Containern auf dem Hallenbad-Parkplatz untergebracht. "Die ersten Container haben wir vergangenes Frühjahr notgedrungen angeschafft, weil wir einen Wasserschaden in der Unterkunft am Cronsbrach hatten", erinnert sich Janine Sözen-Dessin. "Dann kam der Krieg, und wir waren wirklich froh, dass wir sie hatten", fährt sie fort. Janine Sözen-Dessin begann während der großen Flüchtlingswelle 2014 als Mitarbeiterin für die Logistik. "Damals noch mit 15 Stunden pro Woche", erzählt sie. Inzwischen ist sie Flüchtlingskoordinatorin und Integrationsbeauftragte in Vollzeit. Weil der Bedarf an Unterkünften weiter zugenommen hat, haben die Container vorm Hallenbad im Februar sogar ein weiteres Stockwerk bekommen. Nach Ostern sollen die Zimmer nach und nach belegt werden. Im ersten Raum, den Janine Sözen-Dessin öffnet, könnten aber theoretisch schon heute Personen einziehen. Alles ist vorbereitet. In dem 17 Quadratmeter großen Zimmer stehen ein Etagenbett und ein weiteres Einzelbett. "Normalerweise gehen wir von einer Zweier-Belegung aus; dieses Zimmer ist aber für eine dreiköpfige Familie ausgelegt", erklärt die Flüchtlingskoordinatorin. Direkt neben der Tür steht ein Tisch mit drei Stühlen. Darauf: das Erstversorgungspaket, das in Steinhagen jeder Geflüchtete bekommt. Kühlschrank birgt Konfliktpotenzial Neben Geschirr und Besteck, einem Bade- und einem Handtuch gehört auch ein Hygiene-Set dazu. Es enthält eine Zahnbürste, Zahnpasta und Duschgel. Eine Vorgabe durch das Land oder den Kreis, was das Erstversorgungspaket zwingend enthalten muss, gebe es nicht, berichtet Janine Sözen-Dessin. Inzwischen habe die Gemeinde ausreichend Erfahrungswerte, um zu wissen, was die angekommenen Menschen wirklich benötigten. Einen Dosenöffner zum Beispiel. "Den gab es früher nicht. Dann haben wir gemerkt, wie wichtig der natürlich im Alltag ist", sagt Sözen-Dessin. "Früher haben wir viel mit Spenden gearbeitet. Inzwischen verzichten wir nach Möglichkeit darauf. Das Starterpaket soll für alle gleich sein; außerdem ist das für uns logistisch einfacher zu organisieren." Gegenüber dem Tisch mit dem Erstversorgungspaket befindet sich ein Kleiderschrank mit Stecksystem. Ein Kühlschrank pro Zimmer gehört außerdem zur Grundausstattung. Zuvor mussten sich die Bewohner Kühlschränke in der Gemeinschaftsküche teilen. Das sei manchmal extrem aufreibend gewesen, erinnert sich Janine Sözen-Dessin. Zum Beispiel wenn Muslime Wert auf Speisen legen, die halal sein müssen, also nach ihrem Glauben nicht neben Schweinefleisch aufbewahrt werden dürfen. "Dass ein gemeinsamer Kühlschrank Konfliktpotenzial birgt, weiß aber auch jeder, der schon mal in einer WG gewohnt oder sich mit einer befreundeten Familie ein Ferienhaus in Dänemark geteilt hat", merkt Janine Sözen-Dessin augenzwinkernd an. WLAN gehört zur Grundausstattung Neun Zimmer befinden sich auf der Etage. Hinzu kommen die Gemeinschaftsräume. Den Duschraum müssen sich Frauen und Männer teilen. Das funktioniere dank Absprache der Bewohner untereinander ganz gut. Auch die beiden Küchen müssen die Geflüchteten gemeinsam nutzen. Einen Backofen konnte die Gemeinde hier nicht einbauen, weil in den Containern kein Starkstrom zur Verfügung stehe, erklärt Hausmeister Andreas Becker. Dafür ist der Container mit WLAN ausgestattet. "Das ist schon deshalb wichtig, damit die Kinder hier auch mit ihren Geräten für die Schule lernen können", erklärt die Flüchtlingskoordinatorin. In einem weiteren Raum stehen Waschmaschine und Trockner. Schließlich gibt es noch einen Aufenthaltsraum, der dazu beitragen soll, dass sich die Bewohner untereinander kennenlernen können. "Dieser Raum wird aber auch für Integrationskurse genutzt", erklärt Sözen-Dessin. Nur als Provisorium gedacht Auch der Container nebenan auf dem Parkplatz ist aufgestockt worden. Er ist etwas kleiner, bietet Platz für sechs Zimmer. Zwar gelten die Wohncontainer am Hallenbad als Provisorium, für einige Geflüchtete werden sie aber mangels Alternative durchaus für längere Zeit zur Bleibe. "Dann steigt schon mal der Frust und es entstehen Konflikte mit nachrückenden Bewohnern, auf die man sich womöglich nicht einlassen möchte", weiß die Flüchtlingskoordinatorin. Darum ist sie immer dann froh, wenn sich andere Unterbringungsmöglichkeiten auftun. Ukrainer hätten es da oft leichter als Geflüchtete aus anderen Ländern, berichtet sie. "Wer uns Wohnraum anbieten kann, soll wissen: Wir begleiten die Menschen ja trotzdem weiter", erklärt Janine Sözen-Dessin. So wie die fünf Männer, die aus drei unterschiedlichen Flüchtlingsunterkünften kamen und jetzt zusammen in einer Fünfer-WG wohnen. "Obwohl sie eine unterschiedliche Herkunft haben, klappt das richtig gut", freut sich Janine Sözen-Dessin.

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