Tagelanger Stromausfall: Wie sich Steinhagen für den Ernstfall rüstet

Steinhagen. Zunächst einmal: Kein Grund zur Panik. Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist sehr hoch - das betont das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Gänzlich ausschließen könne man einen großflächigen Stromausfall trotzdem nicht. Ähnliches gilt für andere denkbare Notlagen wie ausbleibende Gaslieferungen. Mit dem Ukrainekrieg und der Energiekrise bekam das Thema zuletzt zusätzliche Aktualität. Was würde in Steinhagen passieren, wenn Strom oder Gas ausbleiben? Zuerst einmal würde sich der Krisenstab im Rathaus treffen. Der tagt als sogenannter SAE (Stab für außergewöhnliche Ereignisse) bereits jetzt regelmäßig. Der SAE-Stab sei eigentlich wegen der Corona-Pandemie entstanden, erklärt Bürgermeisterin Sarah Süß im HK-Gespräch. "Wir haben uns dann wieder zusammengefunden wegen der Energiekrise im März." Im Stab sitzen Verantwortliche der Bereiche, die es braucht, um im Krisenfall die Infrastruktur aufrechtzuerhalten. Dazu gehören neben der Bürgermeisterin der Chef der Gemeindewerke, Stefan Lütgemeier, der Leiter des Bauamtes, Stephan Walter, die Leiterin des Ordnungsamtes, Ellen Strothenke, der Leiter der Steinhagener Feuerwehr, Lutz Mescher, und einige mehr. Außerdem bestünde natürlich Kontakt zu Polizei. "Wir arbeiten bereits seit Anfang des Jahres an einem Notfallplan. Wir waren schon sehr früh dabei, haben das aber nicht so sehr nach außen getragen. Das ist ein sehr kritisches Thema", erklärt Süß. Schließlich ginge es auch darum, keine unnötige Panik zu erzeugen, betont die Bürgermeisterin. "Das ist wie mit Defibrillatoren: Man schafft sie an und hofft, dass man sie nie braucht!" Man müsse sich den Notfallplan nicht als einzelne Liste vorstellen, stattdessen gebe es Überlegungen zu den verschiedenen denkbaren Szenarien, erläutert die Verwaltungschefin. "Alles ist schriftlich festgehalten. Aber es bleibt erstmal im Verborgenen." Außerdem seien Hackerangriffe auch ein mögliches Krisen-Szenario, so die Bürgermeisterin. "Deshalb sollte man nicht zuviel veröffentlichen, es sind teilweise kritische Informationen." "Wie hält man den Betrieb aufrecht?" Die Kernfrage, um die sich alles drehe, sei: "Wie hält man den Betrieb aufrecht?" Dafür sei entscheidend, die Kommunikation zu sichern. Auf Handys, Festnetztelefone und Internet könne man sich nicht verlassen. "Über Funk funktioniert es nur eine gewisse Zeit lang", erklärt Süß. Satellitentelefon seien die bessere Lösung. "Die haben wir zum Teil schon beschafft." Notstromaggregate seien ebenfalls ein wichtiges Thema. "Wo braucht es die? Was ist kritische Infrastruktur", damit habe man sich bereits befasst. Sich allein darauf zu verlassen, die Feuerwehr könne im Ernstfall "jedem sofort helfen", sei illusorisch, hatte der Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbandes, Stefan Hermann, erst kürzlich erklärt. Sollte tatsächlich der Strom in der kalten Jahreszeit ausfallen, könnte die Feuerwehr gerade mal sich selbst versorgen, aber nicht eine gesamte Kommune. Wichtig ist auch, Anlaufstellen für die Bürger zu schaffen. Das beinhalte einerseits, erreichbare Ansprechpartner für die drängendsten Fragen bereitzustellen. Aber auch konkrete Anlaufstellen wie Turnhallen sind damit gemeint. Sie werden benötigt, wenn zum Beispiel im tiefsten Winter die Heizung ausfallen sollte. Der Katastrophenschutz spricht von sogenannten KAT-Leuchttürmen. "Da wird gerade dran gearbeitet", so die Bürgermeisterin. Entsprechende Informationen wolle man rechtzeitig veröffentlichen, möglicherweise auch in Form eines Flyers. Wasserversorgung nicht gefährdet Die Wasserversorgung sei vorerst nicht gefährdet, erläutert der Gemeindewerke-Chef. "Sollte der Strom ausfallen, können wir das abpuffern", so Stefan Lütgemeier. "Das Wasserwerk hat schon immer ein Notstromaggregat und wir haben gerade erst ein neues angeschafft." Man habe ausreichend Kraftstoff bevorratet, um die Pumpen 72 Stunden lang zu betreiben. Für mindestens drei Tage sei also auch ohne Strom die Trinkwasserversorgung in Steinhagen gesichert. Selbstverständlich nur mit kaltem Wasser. "Darüber hinaus arbeiten wir derzeit an Verträgen mit Mineralöllieferanten." Wie das Gas im Falle einer Verknappung verteilt würde, sei bereits gesetzlich geregelt. Besonders "schützenswerte" Kunden müssten da bedacht werden. Die Katastrophenvorsorge ist indes keine reine kommunale Aufgabe. Auch Kreis- und Land sind gefragt. "Da tauschen wir uns aus", erklärt Sarah Süß.

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