Steinhagener Unternehmen liefert FFP2-Masken nach Bayern

Wer von Montag an in Bayern Bus oder Bahn fahren will, muss eine FFP2-Maske tragen. Nach dieser Ankündigung stand das Telefon beim Steinhagener Unternehmen Runa Reisen nicht mehr still.

Karl B. Bock verkauft zurzeit FFP2-Masken statt Reisen. Im Hintergrund bereiten Angela Beiderbeck (links) und Bettina Lefeld die Sendungen vor. 90 Prozent der Bestellungen stammen derzeit aus Bayern, wo die partikelfiltrierenden Masken von Montag an im ÖPNV und in Geschäften Pflicht sind. | © Frank Jasper

Frank Jasper
15.01.2021 | 15.01.2021, 16:07

Steinhagen. Nachdem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Dienstag angekündigt hatte, dass in seinem Bundesland künftig FFP2-Masken in Bussen und Bahn sowie in den Geschäften Pflicht werden, dauerte es nicht lange und im Online-Shop von Runa Reisen gingen die Bestellungen für eben jene Masken im Sekundentakt ein. Wie berichtet, hat sich der Reiseanbieter aus Steinhagen in der Corona-Krise aus der Not heraus auf Dienstleistungen für einen Hersteller von Hygieneprodukten verlegt. Sie wickeln den Verkauf und die Versendung der Produkte ab. Inzwischen haben die Firmenchefs Karl B. Bock und Falk Olias ihr neues Geschäftsmodell darum in die neu gegründete Firma Boside ausgelagert.

„Bisher haben wir pro Tag 1.000 bis 5.000 Masken verkauft. Nach der Erklärung von Söder waren es allein am Dienstag 50.000", berichtet Karl B. Bock. 90 Prozent der Bestellungen kamen aus Bayern. „Privatleute, aber auch Firmen, Arztpraxen und Pflegedienste ordern bei uns", so Bock. Nachdem über die Feiertage Lagerkapazitäten aufgebaut werden konnten, waren gestern Nachmittag alle Masken verkauft.

Bessere Qualität als die Billigware aus China

Um die größeren Mengen zu bearbeiten, hat das Steinhagener Unternehmen von seinem Vermieter, der Perus GmbH, sogar einen weiteren Raum zur Verfügung gestellt bekommen. Dort werden die Sendungen zusammengestellt und verpackt. Zuvor stapelten sich die Pakete zwischen den Schreibtischen im Großraumbüro. Auch der Hersteller der Masken habe auf den steigenden Bedarf reagiert und eine weitere Maschine zur Herstellung der Masken angeschafft, bericht Karl B. Bock. Sie wird in der kommenden Woche in Betrieb genommen.

Donnerstagnachmittag wurden erneut eine Lkw-Ladung FFP2-Masken aus Steinhagen abgeholt. - © Frank Jasper
Donnerstagnachmittag wurden erneut eine Lkw-Ladung FFP2-Masken aus Steinhagen abgeholt. (© Frank Jasper)

Im Boside-Onlineshop werden die Masken aktuell zum Preis von 3,50 pro Stück verkauft. Es handele sich um zertifizierte fünflagige FFP2-Masken made in Germany – darauf legt Karl B. Bock Wert. Denn nach wie vor seien auch Produkte aus China auf dem Markt. Die sind zwar ebenfalls zertifiziert und sogar billiger, „aber sie weisen einen Qualitätsunterschied zu den deutschen Masken auf", so der Geschäftsführer. „Das merkt man schon daran, dass sie oft nur dreilagig sind."

In Nordrhein-Westfalen wird eine Verpflichtung zum Tragen von
FFP2-Masken nach dem Vorstoß von Markus Söder ebenfalls geprüft.
Bekanntermaßen schützen die partikelfiltrierenden Masken anders als die
einfachen Mund-Nasen-Bedeckungen nicht nur andere, sondern auch den
Träger vor Viren. Sie sind allerdings deutlich teurer.

Neben den begehrten FFP2-Masken handelt Runa Reisen beziehungsweise Boside inzwischen auch mit Covid-19-Schnelltests und Handdesinfektionsmitteln, die ein Hersteller aus Moers produziert. „Die Antigen-Schnelltests dürfen wir bisher nur an professionelle Anwender verkaufen, aber der Markt ist in Bewegung", sagt Karl B. Bock mit Blick auf neue Testverfahren, die derzeit entwickelt werden. „Sobald es einen zuverlässigen Test für den Endverbraucher gibt, wird der sich gut verkaufen", ist er überzeugt.

"Nachfrage wird sich wieder relativieren"

Das ganz große Geschäft wittert Karl B. Bock angesichts der aktuellen Entwicklung dennoch nicht. „Wir müssen die Situation realistisch betrachten. Die Bestellungen schießen jetzt gerade durch die Decke, aber das wird sich wieder relativieren", ist er überzeugt. Der Handel mit den FFP2-Masken und den Schnelltests diene in erster Linie dazu, das Unternehmen durch den Winter zu retten. Sobald sich die Corona-Lage entspannt, wollen sie bei Runa Reisen wieder ihrer ursprünglichen Leidenschaft folgen: Reisen verkaufen.