Verkaufsoffener Sonntag? Wünsche der Einzelhändler bleiben unerfüllt

Die Einzelhändler am Kirchplatz hätten gegen einen verkaufsoffenen Sonntag in der Adventszeit nicht das Geringste auszusetzen - im Gegenteil. Die Zeichen dafür stehen allerdings äußerst schlecht.

Kosmetikerin Anke Mennecke betreibt ihr Geschäft am Kirchplatz. Würden sich mehrere Einzelhändler für eine gemeinsame Aktion in der Vorweihnachtszeit finden, wäre sie dabei. | © Birgit Nolte

08.10.2020 | 08.10.2020, 09:43

Steinhagen. Die Corona-Pandemie hat vielen Einzelhändlern teils empfindliche Einbußen beschert. Das NRW-Wirtschaftsministerium wollte als Ausgleich vier zusätzliche verkaufsoffene Sonntage in der Adventszeit installieren, die auch unabhängig von damit verbundenen Traditionsver-anstaltungen erlaubt sein sollten. Das Oberverwaltungsgericht hat diesem Vorhaben kürzlich einen Riegel vorgeschoben. Der Schutz der Sonntagsruhe dürfte nicht auf diese Art und Weise ausgehebelt werden.

Besonders bitter ist diese juristische Entscheidung für die Steinhagener Einzelhändler im Zentrum. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind alle großen Veranstaltungen, die sonst viel Publikum und damit potenzielle Käuferschaft in den Ortskern lockten, abgesagt worden. Kein Köchemarkt, kein Weinfest und vor allem auch kein Heidefest – von jeher mit einem verkaufsoffenen Sonntag verbunden.

Simone Wemuth (links) und Anja Polkowski vom Textikgeschäft "Wandelbar" wünschen sich einen verkaufsoffenen Sonntag - © Birgit Nolte
Simone Wemuth (links) und Anja Polkowski vom Textikgeschäft "Wandelbar" wünschen sich einen verkaufsoffenen Sonntag (© Birgit Nolte)

Auch der Weihnachtsmarkt am ersten Adventswochenende fällt aus. Die Ehrenamtlichen von der Aktionsgemeinschaft Steinhagen verkündete die Absage vor einigen Wochen. Am Weihnachtsmarktsonntag waren sonst die Geschäfte im Zentrum immer geöffnet.

„Irgendwie findet in Steinhagen ja gar nichts mehr statt"

Dass ausgerechnet dieser verkaufsoffene Sonntag – Stand jetzt – auch nicht durchgeführt werden kann, empfindet Susanne Lechtermann als besonders schade. „Das war immer ein richtig toller Auftakt für das Weihnachtsgeschäft", bedauert die Buchhändlerin. „Auch von auswärts kamen viele Besucher nach Steinhagen um einen Glühwein zu trinken und ein bisschen zu shoppen."

„Irgendwie findet in Steinhagen ja gar nichts mehr statt", konstatiert Simone Wemuth, die seit 2013 gemeinsam mit Anja Polkowski im Zentrum das Modegeschäft Wandelbar betreibt. „Ich habe den Eindruck, dass die ganzen Absagen ein bisschen verfrüht und überstürzt beschlossen worden sind. So weit ich weiß, sind beispielsweise die Weihnachtsmärkte weder in Halle noch in Werther noch in Borgholzhausen abgesagt worden." In der Tat ist in Halle und Werther noch keine Entscheidung getroffen worden. In Borgholzhausen ist ein Mini-Weihnachtsmarkt mit rund 15 Ständen geplant. Immer unter der Voraussetzung, dass die dann aktuelle Entwicklung der Corona-Fallzahlen eine solche Veranstaltung zulässt.

Natürlich ist es für die Steinhagener Einzelhändler im Zentrum nicht gut, dass der Weihnachtsmarkt ausfällt und damit die Traditionsveranstaltung, die es braucht, um einen verkaufsoffenen Sonntag unter den derzeit gültigen Bedingungen aufzuziehen. Dass es in diesem Jahr gar kein sonntägliches Shoppen geben könnte, liegt aber nicht zuletzt daran, dass es in der Gemeinde keinen offiziellen Kaufmannschaftszusammenschluss wie in Werther die Werbegemeinschaft oder in Halle die Haller Interessen- und Werbegemeinschaft gibt, die sich einsetzt, um Veranstaltungen wie den Haller Herbst oder den Goldenen Oktober vergangenen Sonntag in Werther mit einem verkaufsoffenen Sonntag durchzuziehen.

Buchhändlerin Susanne Lechtermann bedauert vor allem, dass der Weihnachtsmarkt und der damit verbundene verkaufsoffene Sonntag ausfallen. - © Birgit Nolte
Buchhändlerin Susanne Lechtermann bedauert vor allem, dass der Weihnachtsmarkt und der damit verbundene verkaufsoffene Sonntag ausfallen. (© Birgit Nolte)

„Verkaufsoffene Sonntage sind für uns momentan kein Thema"

Außerdem schrumpft die Zahl der Einzelhändler im Zentrum stetig. „Ich müsste schon schwer überlegen, damit ich ich zehn zusammenbekomme", berichtet Susanne Lechtermann, die aber kein Problem damit hätte, diese zehn zusammenzutrommeln, um vielleicht doch noch etwas auf die Beine zu stellen.

Wichtig wäre in diesem Zusammenhang, wie viele Einzelhändler rund um Kirch- und Marktplatz denn überhaupt mitmachen. „Das müsste einheitlich beschlossen werden. Dann wäre es in der Vorweihnachtszeit eine richtig tolle Sache", findet Anke Mennecke, Inhaberin der Parfümerie am Kirchplatz.

„Verkaufsoffene Sonntage sind für uns momentan kein Thema", erklärt Ordnungsamtsleiterin Ellen Strothenke. Falls doch ein Antrag auf den Tisch flattern würde, müsste der juristisch geprüft werden. Viel Hoffnung, dass diese Prüfung bestanden wird, hat Ellen Strothenke aktuell nicht.