Die Partei ist jetzt in Steinhagen aktiv - und bringt Frauen an die Macht

Christoph König (von links), Jan Herkströter, Glenn Krüger, Sabine Schlüter, Katia Herkströter, Ralf Neuholz, Johanna mit ihrer Mutter Julia Schlinkert, Dieter Milenz, Bettina Simon und Eugen Hoffmann haben den neuen Ortsverband der Partei in Steinhagen gegründet. | © Ekkehard Hufendiek

04.06.2020 | 04.06.2020, 17:00

Steinhagen. „Unser Kampf gegen die AfD hat mit dem heutigen Abend begonnen“, sagte Glenn Krüger, der Gütersloher Kreisvorsitzende der Satire-Partei Die Partei. Krüger fungierte am vergangenen Dienstagabend bei der Ortsverbandsgründung des Steinhagener Ablegers der Partei als Versammlungsleiter und stimmte die Neumitglieder auf das rechtskonservative Feindbild Alternative für Deutschland ein.

Das Wort Partei sei ein Akronym, erklärte Krüger, also eine Wortzusammensetzung aus den Anfangsbuchstaben mehrerer anderer Worte. Es stehe für Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative. „Anstelle von Tierschutz hätte hier auch Taxifahrer stehen können“, fügte er hinzu.

Die Partei wurde 2004 von den Redakteuren des Satire-Magazins Titanic gegründet. Sie hat zwei Sitze im Europaparlament, womit klar wird, dass Die Partei mittlerweile mehr ist als eine ausschließliche Spaßpartei. Bei der Wahl zum Europaparlament kam sie im Mai 2019 auf 2,4 Prozent der Stimmen.

Einen der zwei Sitze im Europaparlament besetzt ihr Parteivorsitzender Martin Sonneborn, den anderen der Kabarettist Nico Semsrott. Beide sind die Aushängeschilder. Auch der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende der Partei hat einen Prominentenstatus: Mark Benecke, fernsehbekannter Kriminalbiologe.

"Wir werden zu viele"

Seit ihrer Gründung erfährt die Partei laut Glenn Krüger konstanten Zulauf. Mehr als 50.000 Mitglieder gehörten mittlerweile der Satire-Partei an. „Wir werden zu viele“, sagte Krüger und als Zuhörer weiß man nicht genau, ob er das Gesagte ernst meint oder nicht. Es gebe keine Delegierten. Jedes Mitglied sei in gleicher Art und Weise stimmberechtigt.

Wohl auch, um den Zulauf etwas zu bremsen, kam der Bundesvorstand auf eine kuriose Idee: Weil jahrelang die Frauen in der Gesellschaft diskriminiert worden seien, sollten jetzt die Männer Ähnliches zu spüren bekommen – seit dem 8. März, dem Weltfrauentag, werden 100 Tage lang nur Frauen als Neumitglieder aufgenommen – die Männer müssen sich als Anwärter gedulden. „Es ist wirklich bitter für die Männer, dass sie jetzt auch mal merken ’Ich werde hier diskriminiert’“, erläuterte Glenn Krüger die Maßnahme lächelnd.

"Der Vorstand ist dafür da, da zu sein"

Viele Forderungen der Partei sind so eindeutig wie unklar und meistens vor allem eines: absurd. „Irgendwas“ fordern sie, oder „bedingungsloses Mindesthirn für alle“. Solche und ähnlich spaßige Slogans stehen gedruckt auf spielkartengroßen Aufklebern. Die verteilte Glenn Krüger bereitwillig an die männlichen Anwärter und weiblichen Neumitglieder des Steinhagener Ortsverbandes.

Er saß mit einigen Neumitgliedern an einem Tisch unter einer großen Kiefer, die der Steinhagener Kiefernklause offensichtlich ihren Namen gegeben hat. Zehn Personen hatten sich zuvor in eine Anwesenheitsliste eingetragen. Darunter auch der dreiköpfige weibliche Vorstand: die neugewählte Vorsitzende Katia Herkströter, ihre Stellvertreterin Bettina Simon und die Schriftführerin Sabine Schlüter. „Der Vorstand ist im Wesentlichen dazu da, da zu sein“, erläuterte Glenn Krüger.

Ein Ziel: die A33 fluten

Eines der kommunalpolitischen Ziele für die Gemeinde Steinhagen mag zwar absurd klingen, wie so viele Ziele der Partei, doch einige autolärmgeplagte Steinhagener werden sich vermutlich ins Fäustchen lachen: „Wir wollen die A 33 fluten, um so die Binnenschifffahrt zu fördern“, verkündete Glenn Krüger. Zur Finanzierung des Mammutprojektes sagte er nichts, doch fügte er im gleichen Atemzug hinzu, dass die Partei Steinhagen zur Hansegemeinde erklären lassen wolle.

Bei all den satirischen Zielen, ist der teilweise ernsthafte Einfluss, den Die Partei demnächst wohl auch in Steinhagen ausüben wird, nicht zu unterschätzen. Derzeit stehen sechs Personen der Partei als Kandidaten für die Wahlbezirke bereit. Wenn der Ortsverband für alle 14 Bezirke jemanden gefunden hat, geht er in die Offensive und mischt bei der Kommunalwahl mit. Über die Reserveliste könnten es dann Mitglieder der Partei schaffen und ins Rathaus einziehen. Nötig wären etwa drei Prozent der Stimmen.