Gerry Weber versteigert Inventar: Das bietet der Haller Modehersteller an

Halle. Haben Sie im Vorfeld des nächsten Hochzeitstages schon mal über eine Hydrokulturpflanze statt über Rosen nachgedacht? Oder wollen Sie die stets nach einem Haustier fragenden Kinder mal mit einem Mikroskop-Hund überraschen? Zumindest so lange, bis diese merken, dass es sich hierbei nicht um einen winzigkleinen Vierbeiner, sondern um ein optisches Gerät eines bekannten Herstellers aus Mittelhessen handelt. Oder hoffen Sie, mithilfe einer Federwaage diätlos zum Wunschgewicht zu kommen? Außergewöhnliche Wünsche, die noch bis zum 4. August wahr werden können. Denn bis dahin läuft noch die virtuelle Versteigerung des Inventars der insolventen Gerry Weber AG. Da gibt es all jene Dinge, die im Einsatz waren, bevor die Taifun-Hose oder die Samoon-Bluse beim Kunden landeten. In Halle wurde zwar nicht produziert, aber genäht, fotografiert und probiert. Jeder Artikel wurde hier entworfen. Die meisten Objekte, die derzeit im Internet angeboten werden, sind speziell auf die Textilbranche ausgerichtet. Am beliebtesten ist aber aktuell ein schwarzer Mercedes-Van in der Langversion mit acht Sitzen, 190 PS und knapp 213.000 Kilometern auf dem Tacho. Insgesamt 15 Gebote haben den Preis auf aktuell 17.000 Euro ansteigen lassen. Losgegangen war es am 8. Juli bei 10.000 Euro. Sämtliche Auktionen enden im Laufe des 4. August. Für den Van beispielsweise kann an jenem Montag noch bis 10 Uhr geboten werden. In einer zweiten Runde wird die Zentrale von Gerry Weber komplett geräumt Mitmachen kann jeder, allerdings muss man sich vorab auf der Internetseite der HT Hanseatische Industrie-Consult GmbH & Co. KG registrieren. Die auf Industrieversteigerungen spezialisierten Experten aus Hamburg haben die gesamte Auktion in die Hand genommen. Privatpersonen müssen bei der ausschließlich online möglichen Registrierung eine Kopie des Personalausweises einreichen. Auch interessant: Hat die Haller Betriebskita eine Zukunft? Im Anschluss an die erste Runde wird es ab Anfang September noch einen zweiten Durchgang geben, da bis Ende August und somit bis zur Schließung der letzten Modehäuser, noch ein Rest-Team in der Firmenzentrale an der Neulehenstraße arbeitet und noch einen Teil der Einrichtung benötigt. In dieser zweiten Runde werden dann die restlichen Gegenstände versteigert. Bei der Auktion dürften vor allem Kenner der Modeszene auf ihre Kosten kommen, denn es gibt viele Nähmaschinenmodelle, Blitzgeneratoren oder LED-Leuchten. Von den aktuell 512 angebotenen Artikeln haben die meisten bisher noch keine Interessenten gefunden. Für mehr als 350 Objekte hat es noch gar kein Gebot gegeben. Bei vielen liegt erst ein Preisvorschlag vor. In der Telefonbox bekommen Haller nostalgische Erinnerungen Mit aktuell 13 Geboten könnten sich zwei Rollwagen, prall gefüllt mit Nähgarnrollen, als Überraschungskassenschlager entpuppen. Gestartet bei 10 Euro steht das aktuelle Gebot bei 90 Euro. Gut läuft auch die Systemkamera Canon EOS R6 Mark II, für die derzeit 750 Euro geboten werden. Hinzu kommen Miele-Waschmaschinen, Großformatdrucker, Foto-Maschinen und Büromöbel. Lesen Sie auch: Endgültiges Aus für Gerry Weber in Halle Es schlummern aber unter den angebotenen Artikeln noch ein paar Geheimtipps, auf die teilweise noch gar nicht geboten wurde. Gänzlich unbeachtet ist etwa die Krankentrage der Firma Söhngen. Sie wäre aktuell für 50 Euro zu haben und ist noch akkurat verpackt im Metallschrank. So etwas sollte man für den Notfall immer im Haus haben. Oder wie wäre es mit dem Fasskippständer. Für gerade einmal zehn Euro wäre er in der laufenden Schützenfestsaison ein perfektes Transportmittel für Bierfässer, auch wenn er eigentlich für andere Dinge bestimmt war. Ebenfalls interessant sind die beiden Telefonboxen mit Hocker, Beleuchtung sowie Strom- und USB-Anschluss. Kosten zwar aktuell jeweils 500 Euro, aber denken Sie mal an den nächsten Champions-League-Abend, wenn Ehefrau und Schwiegermutter pünktlich zum Anpfiff ein Telefonat starten. Die schalldichte Kabine könnte in diesem Moment der &bdquo;Game Changer“ sein. Zudem ist es ein echtes Nostalgie-Objekt, erinnert es doch an die Telefonzellen der früheren Jahre. Mit dem feinen Unterschied: Alle Glasscheiben sind intakt, die Telefonbücher haben alle Seiten und die leichte Urinnote fehlt in Gänze. Anlagevermögen von Gerry Weber wird zu Geld gemacht Ziele der Versteigerung sind, vom Anlagevermögen so viel wie möglich aus den Räumen zu bekommen, möglichst viel Geld einzunehmen, um die Gläubiger des insolventen Modeherstellers zu befriedigen. Wer mit seinem Gebot Erfolg hat, erhält eine E-Mail und eine Rechnung über den Gesamtbetrag. Dieser setzt sich aus dem Endpreis des Objekts sowie einem Aufgeld von 18 Prozent und der Mehrwertsteuer von 19 Prozent zusammen. Alle Ersteigerer müssen ihre Ware in Halle abholen, und zwar am 12., 13. oder 14. August, jeweils zwischen 9 und 17 Uhr. Ein Versand ist nicht möglich. Wer sich vorher die Sachen direkt anschauen möchte: Am Mittwoch, 30. Juli, wird es von 10 bis 14 Uhr einen öffentlichen Besichtigungstermin geben. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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