Stadt Halle entfernt Blütenpracht vor Haus Brune: Das sind die Gründe

Halle. Aufregung in der Innenstadt: Viele Haller haben kein Verständnis dafür, dass der Blauregen neben der Eingangstür des früheren Gasthofs Brune vor wenigen Tagen komplett entfernt wurde. &bdquo;Die Pflanze stand hier vermutlich fast 40 Jahre, nun hat der Bauhof sie abgesägt“, berichtet Marcel Schweppe, der direkt nebenan ein Herrenmodegeschäft betreibt. Am Freitagmorgen hatte er seine Beobachtung zum abgesägten Blauregen und der entfernten Pergola, an der die Pflanze seit Jahren entlang wuchs, um schließlich ihre typisch violett-weißen und herunterhängenden Blüten zur Geltung zu bringen, bei Facebook gepostet – und damit eine Welle der Empörung losgetreten. &bdquo;Das war doch mittlerweile das Schönste am Haus Brune“, sagt Schweppe, der für die leer stehende Immobilie den Verfall befürchtet. &bdquo;Meine Güte, wer hat solche bekloppten Ideen?“, schreibt ein anderer Nutzer. Andere wiederum vermuten, dass die Entfernung des Blauregens mit der Umgestaltung der Innenstadt zu tun habe. &bdquo;Den wunderschönen Blauregen abzuhacken ist echt mies“, sagt ein anderer Bürger. Ein anderer holt direkt zum Rundumschlag gegen die Verwaltung aus: &bdquo;Fällt denen aber ziemlich spät ein. Vielleicht sollten sie mal die Tomaten pflanzen, die sie auf den Augen haben. Bei den ganzen Fehlplanungen in der Stadt.“ Eigentümerwechsel beim Haus Brune in Halle änderte die Lage Laut Schweppe habe es nur eine Person gegeben, die die Platzierung des Blauregens immer wieder angeprangert habe. &bdquo;Sie hat immer Post-it-Zettel mit der Aufschrift ’giftig’ an die Pflanze geklebt! Ich weiß, dass der Blauregen eine giftige Pflanze ist, aber es ist doch all die Jahre gut gegangen“, sagt Schweppe. Der entscheidende Punkt bei der Geschichte, die nun die Gemüter erhitzt, hängt mit dem Eigentümerwechsel vor dreieinhalb Jahren zusammen. Bis Ende 2021 war das Hörster Ehepaar Schulte-Brochterbeck Eigentümer der Immobilie. Das Haus Brune befand sich somit in Privatbesitz, und einer Privatperson ist es nicht verboten, giftige Pflanzen im Garten oder vor der Haustür zu haben. Zudem ist sie rein rechtlich nicht dazu verpflichtet, das Gelände zu umzäunen. In erster Linie ist es hier die Aufgabe der Erziehungsberechtigten, darauf zu achten, dass ihr Kind nicht in Gefahr gerät. Lesen Sie auch: Gefahr im Haushalt – So schützen Sie Kinder vor Vergiftungen Die Stadt, die derzeit die Vergabe der Immobilie an private Investoren plant, ist hingegen generell verpflichtet, zur Sicherung öffentlicher Flächen entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und die Pflanze, wie in diesem Fall, zu entfernen. &bdquo;Aufgrund zahlreicher anderer Aufgaben ist uns die dortige Bepflanzung zunächst nicht im Detail aufgefallen. In jüngster Zeit jedoch erreichten uns vermehrt Hinweise aus der Bürgerschaft, dass an dieser Stelle eine giftige Pflanze – der sogenannte Blauregen – wachse“, erklärt Felix Hüttl, Leiter der Abteilung Umwelt und Klimaschutz. Im schlimmsten Fall droht bei Kindern ein Kreislaufversagen &bdquo;Da es sich beim Blauregen tatsächlich um eine Pflanze handelt, deren Giftstoffe insbesondere für Kleinkinder eine erhebliche Gefahr darstellen können, waren wir im Rahmen unserer Verkehrssicherungspflicht auf öffentlichen Flächen leider gezwungen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und die Pflanze zu entfernen“, fährt Hüttl fort. Generell sind alle Teile der Pflanze, die im vergangenen Jahr den Titel &bdquo;Giftpflanze des Jahres“ erhielt, giftig, aber insbesondere die Samen sind gefährlich. Bereits zwei davon können genügen, um bei einem Kind zu Vergiftungserscheinungen zu führen. Bei einem Erwachsenen treten erst ab einer Dosis von mehreren Samen Symptome einer Vergiftung auf. Zu den Symptomen zählen Magenkrämpfe, Erbrechen, Kopfschmerzen oder schlimmstenfalls Atemnot und Kreislaufzusammenbruch. Lesen Sie auch: Vergiftungen durch Pilze Felix Hüttl verspricht derweil, dass es auf jeden Fall eine Ersatzanpflanzung geben werde. &bdquo;Der städtische Gärtner prüft derzeit die Optionen an diesem Standort“, sagt Hüttl. Dennoch kann er damit nicht alle Bürgerinnen und Bürger beruhigen. Ein weiterer Facebook-Nutzer schreibt: &bdquo;Als müsste alles, was theoretisch gefährlich sein könnte, ausradiert werden. Statt Aufklärung gibt es Entfernung. Statt Verantwortung, Bevormundung. So stirbt nicht nur eine Pflanze, sondern auch ein Stück gewachsener Respekt vor der Fähigkeit, selbst zu denken. Und das ist das eigentlich Giftige an der Entscheidung.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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