Stoßen die Bau-Unternehmen in der Rosenstraße in Halle auf alte Skelette?

Halle. Seit rund drei Wochen ist die Rosenstraße anlässlich der Innenstadtumgestaltung komplett für den rollenden Verkehr gesperrt und dies wird wohl auch noch etwa ein Jahr so bleiben. Derzeit finden auch in der benachbarten Blümchengasse Tiefbauarbeiten statt, und wer weiß und bedenkt, was sich direkt nebenan auf dem Kirchplatz unter der Pflasterung befindet, könnte überraschende Funde beim Baggern erwarten. Schließlich war der Kirchplatz bis zur Schließung im Frühjahr 1828 der Begräbnisplatz der Haller. Bereits im 17. Jahrhundert sei es eng geworden auf dem Platz, sodass man verzweifelt nach freien Stellen suchte. Wer weiß, ob man da nicht vielleicht auch mal ein paar Meter abseits der vorgesehenen Fläche ein passendes Loch gebuddelt hat?! &bdquo;Das ist eine interessante Überlegung“, bestätigt Stadthistorikerin Dr. Katja Kosubek. Wie viele Hallerinnen und Haller dort beerdigt wurden, ist unklar. Vermutlich fast 600 Jahre lang, andere Quellen berichten hingegen sogar von 1.000 Jahren, hat die Grabstätte an der Johanniskirche als einziger Bestattungsort dienen müssen. Erst 1827 kam es zum Ankauf eines Grundstücks, sodass die Bestattungen rund um die Kirche Anfang 1828 endeten. Lesen Sie auch: Mehr als ein Jahr Baustelle: Rosenstraße wird auf links gedreht Die Stadt beugte sich damit dem Handlungsdruck, da Bestattungen auf dem Kirchplatz schon seit Mitte des 18. Jahrhunderts immer bedenklicher wurden, gerade auch unter dem Aspekt der immer stärker ansteigenden Bevölkerung. Es gibt zudem auch im virtuellen Museum Haller Zeiträume erwähnte Überlieferungen, aus denen hervorgeht, dass bereits im 17. Jahrhundert &bdquo;Totenstecher“ den Platz nach einem freien Platz für die neue Leiche absuchten. Stieß man auf feste Särge, dann wurde weiter geprüft. Knochenfunde waren kein Hindernis. Sie wurden eine Zeit lang im Beinhaus an der Kirchennordseite eingelagert, solange, bis das Beinhaus restlos gefüllt war und es schon 1749 zum Abbruch kam. Verbleib vieler alter Haller Grabsteine ist bis heute ungeklärt Möglicherweise tauchen bei den Arbeiten Grabsteine auf, denn deren Verbleib ist größtenteils ungeklärt. Allerdings befinden sie sich vermutlich nicht mehr im Boden, wie Historikerin Kosubek weiß. &bdquo;Als der Kirchhof als Begräbnisplatz geschlossen wurde, konnten die Besitzer von Erbbegräbnissen ihre Grabsteine ’reclamiren’ und abholen. Zwei Wochen später wurde dann der gesamte Kirchplatz, also alles, was über der Erde war, abgeräumt. So radikal war man damals. Anschließend wurden Obstbäume gepflanzt“, sagt Kosubek. Lesen Sie auch: Baustelle vor der Tür: Haller Händler zwschen Zuversicht und Sorgen Drei oder vier Grabmale seien, so vermuten Kosubek und ihr Team der Haller Zeiträume, zu den Waldbegräbnissen am Lotteberg geschafft worden. Diese waren ab 1811 aufgrund der katastrophalen Überbelegung an der Johanniskirche von bürgerlichen Familien ab 1811 angelegt worden. &bdquo;Wo die nicht ’reclamirten’ Grabmale geblieben sind, wissen wir noch nicht. Klar ist nur, dass es sehr viele waren. Oft ging man mit alten Grabsteinen ganz pragmatisch um, es waren ja prima behauene Steine, die man noch einmal verwenden konnte. Mit Grabsteinen gebaut sind zum Beispiel die Brückenköpfe an der Mühle Bohle in Hesseln“, sagt Kosubek. Tatsächlich sind an der verlassenen und eingezäunten Mühle nahe dem Hesselner Bahnhof zumindest drei der vier Brückenköpfe sofort als alte Grabsteine zu erkennen. Die Inschriften sind noch gut lesbar, auf einem Stein ist der Name &bdquo;Margerethe Elisabeth Meiers“ zu erkennen, ansonsten handelt es sich um Inschriften ohne namentlichen Bezug. Frühere Bodenarbeiten auf der Rosenstraße verliefen reibungslos &bdquo;Unter der Erde blieb aber alles so, wie es war. Zumindest bis zu den beiden Kirchenumbauten. Für ein weiteres Seitenschiff (1886) und einen Öltank für die Heizung (um 1968) hat man auf der Nordseite einiges umgepflügt. Meine Familie wohnte in einem der Fachwerkhäuser, und meine Brüder brachten schon mal einen Oberschenkelknochen mit nach Hause“, erinnert sich Dr. Katja Kosubek. Davon könnte auch Optiker Olaf Böckstiegel erzählen, sein Fund war damals Thema im &bdquo;Haller Kreisblatt“. &bdquo;Ob bei diesen Gelegenheiten Grabsteine oder Knochen auf die Rosenstraße ’gerutscht’ sind, weiß ich nicht. Beim Verlegen der ersten Kanalisation in den 1950er- und 1960er-Jahren müsste dann ja schon einiges ’aufgetaucht’ sein“, sagt Kosubek. Es sei somit davon auszugehen, dass die Arbeiten ohne überraschende Bodenfunde ablaufen. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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