Kult-Brille, Slip oder Reisekoffer: Das alles landet im Haller Fundbüro

Halle. Der Schlüssel ist wohl einer der ganz großen Klassiker in deutschen Fundbüros. Unter den zehn neuesten Zugängen im Haller Fundbüro befindet sich der Türöffner aus Metall gleich sieben Mal, teils auch in Gesellschaft am Schlüsselbund. Hinzu kommen ein Portemonnaie, eine Strickjacke und eine Ray-Ban-Sonnenbrille mit Hülle und Putztuch, die am 23. Februar vermutlich beim Urnengang in der Lindenschule am Tag der Bundestagswahl liegen geblieben ist. Das Fundbüro der Stadt Halle hat derzeit 111 Artikel an die Datenbank www.fundbürodeutschland.de gemeldet. Insgesamt lassen dort 686 Ämter unfreiwillig abgetauchte Gegenstände registrieren. Gut 55.000 Fundsachen lassen sich aktuell dort abrufen. Momentan hofft auch der Haller Mathias Raacke darauf, dass im Fundbüro sein verlorenes Fahrradrücklicht wieder auftaucht. Das hochwertige Leuchtmittel hat er in der vergangenen Woche auf einer Radtour auf dem Teilstück zwischen der Kita Stockkämpen und dem nördlich davon gelegenen Loddenbach verloren. &bdquo;Vielleicht hat es jemand gefunden? Ich würde 50 Euro Finderlohn dafür zahlen“, teilt Raacke bei Facebook mit. Aktuell, so erklärt er gegenüber dem &bdquo;Haller Kreisblatt“, habe sich noch niemand bei ihm gemeldet. Irgendjemand hat noch einen Koffer in Halle Unter den rund 200 pro Jahr in Halle gefundenen Gegenständen befinden sich auch ein paar ungewöhnliche Dinge. Fundstück 174 aus dem Oktober 2024 ist beispielsweise ein in Rathausnähe gefundener schwarzer Koffer, prall gefüllt mit Kleidung. Kurz zuvor war im Wartebereich der Haller Polizeiwache eine Kühltasche liegen geblieben. Über den Inhalt ist nichts bekannt, es ist jedoch zu hoffen, dass sich dieser aktuell nicht mehr darin befindet. Kurios sind auch die Dinge, die bevorzugt im Outlet im Ravenna-Park liegen bleiben. Vermutlich vergisst dort manch einer beim Anblick der neuen Trendmode seine alten Textilien und verlässt verwirrt das Ladenlokal. Zurück bleiben dann, wie etwa im Sommer vergangenen Jahres, ein T-Shirt, eine Fliege mit passendem Einstecktuch und Unterwäsche der Marke Schiesser. Die Palette an Fundsachen in Halle komplettieren dann Dinge wie Fahrräder, Brillen, Schmuckstücke, Hörgeräte oder Handys. &bdquo;Wir hatten im letzten Jahr auch ein Gebiss oder eine Tüte mit komplettem Rossmann-Einkauf“, erinnert sich Sarah Petrich, bei der der Stadt Halle zuständig für die Fundsachen. &bdquo;Es wurde früher auch schon einmal ein altes Mofa mit altem Versicherungskennzeichen bei uns abgegeben, welches im Wald gelegen hatte.“ Nach sechs Monaten ändert sich die Lage im Haller Fundbüro Fundsachen werden in der Regel beim Fundbüro der Stadt Halle registriert und aufbewahrt. Handelt es sich um kleinere Gegenstände, können diese vom Finder direkt im Bürgerbüro abgegeben werden. Möglich ist es auch, dass der Finder die Sache selbst aufbewahrt. Ist diese jedoch mehr als 10 Euro wert, muss sie zwecks der vorübergehenden Inanspruchnahme registriert werden. In jedem Fall startet dann die entscheidende Frist von sechs Monaten. Meldet sich der Eigentümer bis dahin nicht, wird das Fundstück entweder versteigert oder kann vom Finder abgeholt werden, sofern dieser bei der Abgabe des Gegenstands seinen gewünschten Eigentumserwerb angegeben hat. Der Finder hat auf jeden Fall Anspruch auf Finderlohn, der laut Bürgerlichem Gesetzbuch bei fünf Prozent des Gegenstandswertes liegt, und auf Auslagenersatz, den der Verlierer zu zahlen hat. Lesen Sie auch: Skurril, was alles im Steinhagener Fundbüro landet Drei Viertel aller Dinge bleiben im Fundbüro liegen Wer etwas findet, ist übrigens dazu verpflichtet, dies der zuständigen Behörde anzuzeigen. Es sei denn, der Wert des Fundstücks ist geringer als zehn Euro. Dies schreibt das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB § 965) vor. &bdquo;Im Jahr 2024 wurden 223 Fundanzeigen mit insgesamt 260 Gegenständen abgegeben, also etwa 22 Gegenstände pro Monat“, sagt Sarah Petrich. Davon wurden 67 (26 Prozent) wieder vom Eigentümer abgeholt. &bdquo;Drei Gegenstände wurden nach einem halben Jahr vom Finder abgeholt, 190 Gegenstände und somit 73 Prozent der Fundsachen wurden von niemandem abgeholt“, ergänzt Petrich. Der Eigentumsnachweis ist übrigens am besten durch die Vorlage von Rechnungen oder Kaufbelegen zu erbringen, aus denen die Seriennummern hervorgehen (bei Fahrrädern die Rahmennummer). &bdquo;Ansonsten ist der Verlustgegenstand so gut wie möglich zu beschreiben. Besondere Merkmale wie Aufkleber, Beschädigungen, die schon vor Verlust bestanden haben, oder ähnliche Dinge können sehr hilfreich sein, aber auch Angaben zum Verlustort und Zeitpunkt“, sagt Petrich. Am Ende profitieren alle Haller Bürger vom Verlust Umsonst ist das alles jedoch nicht. Holt der Eigentümer seinen verlorenen Gegenstand ab oder übernimmt ihn nach sechs Monaten der Finder, sind bei Gegenständen mit einem Wert von mehr als 25 Euro zehn Euro als Gebühr fällig. Geht es um sperrige Gegenstände wie Fahrräder oder Kinderwagen, sind 15 Euro zu zahlen. Melden sich nach sechs Monaten weder der Eigentümer noch der Finder, geht der Gegenstand in das Eigentum der Stadt über. &bdquo;Die Fundsachen werden dann entweder vernichtet, gespendet oder recycelt. Gefundenes Bargeld würde vereinnahmt werden“, sagt Petrich. Viele Fundsachen werden nach vorheriger Ankündigung durch das Fundbüro öffentlich versteigert. Die Einnahmen der Versteigerung fließen in den städtischen Haushalt. &bdquo;Eine Versteigerung ist für dieses Jahr geplant, ein genaues Datum steht allerdings noch nicht fest.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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