Haller Versicherungsexpertin wagt in ihrer Traum-Villa beruflichen Neustart

Halle/Gütersloh. Für viele Haller ist die Provinzial-Versicherung Lünstroth an der Bahnhofstraße/Ecke Goebenstraße eine Institution der örtlichen Versicherungsszene. Angefangen vor 74 Jahren an der Kättkenstraße ist man seit 1998 an der heutigen Adresse zu finden. Zehn Jahre nach dem Umzug übernahmen dann Nils und Nadine Lünstroth in dritter Generation die Geschäftsleitung. Nun ist ein weiterer Schritt erfolgt. Nadine Lünstroth ist bereits am 1. Juli 2024 aus der Geschäftsführung ausgestiegen, seitdem führt ihr Bruder die Agentur im Altkreis alleine weiter. &bdquo;Die Provinzial-Agentur Lünstroth in Halle und Werther besteht in bekannt-bewährter Form weiter. Für unsere Kunden ändert sich nichts“, erklärt Katharina Schröder, Mitarbeiterin und Lebensgefährtin von Nils Lünstroth. &bdquo;Unser Team besteht aus sieben engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die unsere Kunden in gewohnter Form kompetent und persönlich beraten“, ergänzt Schröder. Eine klare Aussage, die hoffentlich für Klarheit sorgt. Denn wenn zwei Geschwister nach fast 17 gemeinsamen beruflichen Jahren plötzlich getrennte Wege gehen, brodelt es wohl unweigerlich in der örtlichen Gerüchteküche. &bdquo;Ich habe von den wildesten Spekulationen gehört“, bestätigt auch Nadine Lünstroth, und kann diese ebenfalls direkt im Keim ersticken. &bdquo;Es gab und gibt überhaupt keinen Streit zwischen mir und meinem Bruder. Die Trennung erfolgte ganz ohne Rosenkrieg“, sagt die 46-Jährige, die kürzlich in Gütersloh ihre eigene Agentur unter dem Dach der Münsteraner LVM Versicherung eröffnet hat. Traum-Immobilie lässt jeden Zweifel bei der Haller Mieterin verfliegen &bdquo;Der Wechsel zur LVM-Versicherung ermöglicht es mir, meine Visionen weiter zu verwirklichen. Ich möchte mich zukünftig gerne verstärkt auf gewerbliche Kunden spezialisieren“, sagt Lünstroth. Zumal sei es im Sommer vergangenen Jahres, mit 45 Jahren, der richtige Zeitpunkt gewesen, sich noch einmal neu zu orientieren. Als sie dann auch noch auf die passende Immobilie stieß, waren mögliche letzte Zweifel beseitigt. &bdquo;Ich mag Halle sehr, aber die Villa Schlüter in Gütersloh war ein Sechser im Lotto“, sagt die Agentur-Inhaberin, die auch an anderen Orten Ausschau nach einem passenden Objekt gehalten hat. &bdquo;Dass ich dafür so eine außergewöhnliche Location finde, hätte ich nicht zu träumen gewagt.“ Mit aktuell drei Mitarbeitern leitet sie die Agentur und belegt damit das 220 Quadratmeter große Hochparterre des imposanten Hauses. Selbst eingezogen ist sie dort jedoch nicht, auch wenn es drei Mietwohnungen in dem denkmalgeschützten Haus schräg gegenüber der Gütersloher Stadtbibliothek gibt. &bdquo;In Halle habe ich ja über der Agentur gewohnt, nun bin ich aber bewusst nach Bielefeld gezogen“, sagt Lünstroth. Grund ist auch hier keine Abneigung gegenüber der Lindenstadt, sondern vielmehr die Work-Life-Balance. Wenn man fast am Arbeitsplatz wohnt, besteht schnell die Gefahr, noch eben die eine oder andere Extraschicht zulasten der Freizeit einzulegen. Die Villa an der Straße &bdquo;Unter den Ulmen“ hatte größtenteils leergestanden, letzter Mieter ist der Mediziner Hans-Dieter Biegerl gewesen. Diplom-Immobilienwirt Horst Neugebauer koordinierte als Vertreter des Eigentümers Fritz Husemann die Sanierungs- und Restaurationsarbeiten. Bereits vor vier Jahren begannen erste Planungen, ab August 2022 wurde in der Villa gearbeitet. Zweieinhalb Jahre hat es nun gedauert. Und endlich kann Neugebauer stolz verkünden: &bdquo;Wir sind fertig! Das Projekt hat sehr viel Kraft gekostet, aber es hat sich gelohnt.“ Plötzliche Überraschungen während der Sanierung in Gütersloh Mit viel Liebe zum Detail, zahlreichen heimischen Dienstleistern und einer großen Portion Geduld wurde das Haus saniert. Lünstroth hat das Haus bereits fleißig eingerichtet – mit einem Mix aus modernen Elementen und Möbelstücken aus den 1960er-Jahren. &bdquo;Ich habe eine Leidenschaft für diesen Stil – und für Kunst“, betont die Agenturleiterin. Die originalen Holzfenster wurden energetisch saniert, beschädigte Wandpfeiler wiederhergestellt, historische Kassettentüren, Malereien sowie Stuckelemente restauriert. Die besondere Herausforderung: &bdquo;Wenn man in einem denkmalgeschützten Haus arbeitet, weiß man nie, was einen erwartet“, sagt Neugebauer. So fand das Team plötzlich unter der abgehängten Decke im Flurbereich ein Kreuzgewölbe mit Schablonenmalerei. Original. Und gut erhalten. &bdquo;Das war sehr beeindruckend“, sagt Neugebauer. Auf alten Plänen sei das Gewölbe nicht eingezeichnet gewesen. Umso begeisterter die Reaktion der Experten. Nachdem im Flur der alte Teppich entfernt wurde, kamen dort außerdem farbenfrohe Bodenfliesen in Mosaik-Optik und mit floralen Mustern zum Vorschein. Und als nach fast zwei Jahren niemand mehr mit einer weiteren Überraschung rechnete, fand man im ehemaligen Veranda-Bereich sogar aufwendige, bunte Wandmalereien. Riesiges Interesse an der Gütersloher Traum-Villa 3.800 Euro pro Quadratmeter hat die Sanierung gekostet. &bdquo;Damit bewegen wir uns aber in einem ähnlichen Rahmen wie bei einem Neubau“, ordnet Neugebauer ein. Das Interesse an der Villa Schlüter war während der gesamten Sanierung groß. Zweimal öffnete sie zum &bdquo;Tag des Denkmals“ ihre Türen. Neugebauer rechnete damals mit höchstens 50 Interessierten. Am Ende kamen mehrere Hundert neugierige Bürger. Tatsächlich schwebten Projektleiter und Eigentümer deshalb ursprünglich eine öffentliche Nutzung der Räumlichkeiten vor. &bdquo;Ehrlich gesagt glaube ich, dass die Idee letztlich am Preis scheiterte. Dafür sind aktuell einfach keine Gelder da“, vermutet Neugebauer. Das Duo ist entsprechend umso glücklicher, dass es mit der Versicherungsexpertin Nadine Lünstroth zwar keinen öffentlichen Träger, aber dennoch eine Mieterin gefunden hat, die sich vorstellen kann, die ungewöhnlichen Räume auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Deshalb hat sich die Versicherungsexpertin dazu entschieden, in ihren neuen Räumen Bilder der Münsteraner Künstlerin Sandra Pulina auszustellen. &bdquo;Wir möchten damit ein Zeichen für die kulturelle Belebung Güterslohs setzen“, sagt die Hallerin. Langfristig soll sich die Villa Schlüter zu einem lebendigen Ort der Begegnung entwickeln. Die 46-Jährige kann sich gut vorstellen, die Büroräume der roten Villa, die nach Güterslohs 1930 verstorbenen Ehrenbürger Wilhelm Schlüter (Ärztlicher Leiter des St.-Elisabeth-Hospitals) ist, künftig zu ausgewählten Events zu öffnen. Dies ist unter anderem für die &bdquo;Lange Nacht der Kunst“ am Samstag, 17. Mai, ab 19 Uhr vorgesehen. &bdquo;Auch ich spüre, dass das Interesse der Öffentlichkeit da ist, die Villa mal von innen zu sehen“, sagt Nadine Lünstroth, &bdquo;und dem versuche ich, so gut es geht, nachzukommen.“

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