Im Abwärtstrend: Haller Unternehmen bewerten ihren Standort

Halle. Das 2016 gegründete Online-Portal &bdquo;Die deutsche Wirtschaft“ (DDW) hat sich 4.063 Städte und Gemeinden in ganz Deutschland angeschaut und überprüft, wie zufrieden dort Unternehmen und Firmenchefs sind und wie wohl sie sich fühlen. Ergebnis: Die aktuellen Zahlen zeigen, dass die Zufriedenheit in Halle zwar schwächelt, man aber insgesamt gut aufgestellt ist. Die Lindenstadt rangiert mit Platz 962 zwar 281 Positionen schlechter als noch ein halbes Jahr zuvor, angesichts der Gesamtzahl von mehr als 4.000 Kommunen liegt man damit aber immer noch im obersten Viertel. Gleichwohl sind die Ergebnisse gerade in wirtschaftlich turbulenten Zeiten mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, da deren Grundlage Umsatzzahlen bilden, die mitunter mehrere Jahre alt sind. Zudem fließen Firmen mit Auslandsitzen gar nicht mit in die Umfrage ein. Dass Halle aber noch Luft nach oben hat, zeigt ein Blick auf die Nachbarkommunen im Altkreis. Den besten Platz belegt Steinhagen (363), knapp vor Versmold (369). Es folgen Borgholzhausen (735), Halle als Vorletzter (962) und Werther als Schlusslicht (1.757). Den besten Wert im Kreis Gütersloh erzielt die Kreisstadt selbst mit Rang 52. Alles Werte, die manch andere Kommune gerne hätte. Den deutschlandweit größten Absturz erlebte die Gemeinde Salem (Baden-Württemberg), die 2.196 Plätze nach unten rauschte. Bundesweites Schlusslicht ist Reichenbach (Thüringen), in NRW geht die rote Laterne an Lichtenau im Kreis Paderborn (Rang 3.928). Im Landesvergleich führend ist Düsseldorf (Platz 5), vor Köln (6), Essen (8), Bonn (11) und Dortmund (15). Erstmals wurde die Dauer-Nummer-Eins Hamburg von München abgelöst. Größte Haller Firma fehlt in der Lindenstadt-Übersicht Das Online-Portal nennt auch die fünf größten Unternehmen in Halle. Diese Aufstellung überrascht, denn auf dem Spitzenplatz hätte man vermutlich einen anderen Kandidaten vermutet. Der tatsächliche Platz eins lebt hingegen von Zahlen aus ruhmreicheren Zeiten und das auf Platz fünf genannte Unternehmen ist längst aus der Lindenstadt verschwunden. Aber der Reihe nach. Würde man die Haller Bevölkerung nach dem Top-Unternehmen in ihrer Stadt mit den meisten Mitarbeitern und dem größten Umsatz befragen, würde wohl meistens der Name Storck fallen. Der Süßwarenhersteller wurde 1903 in Werther gegründet und hat seinen Stammsitz seit Ende des Zweiten Weltkriegs in Halle, wo heute 3.200 der weltweit 8.300 Mitarbeiter arbeiten. Allerdings kam es 1998 zu einer Umstrukturierung des Unternehmens, in deren Folge die Geschäftsleitung nach Berlin verlegt wurde. Somit spielt Storck statistisch gesehen für das DDW-Standortranking lediglich für die Bundeshauptstadt eine Rolle. Ähnliches gilt für den Pharma-Hersteller Simtra mit 700 Mitarbeitern in Halle, der zwei US-Investmentfirmen gehört, und für den Automobilzulieferer JTEKT, der in Künsebeck knapp 600 Menschen beschäftigt, und seinen Firmensitz aber in Japan hat. Dass diese Firmen mit Hauptsitz im Ausland nicht in das Ranking mit einfließen, verfälscht das Bild von Halle als Wirtschaftsstandort in einem nicht unerheblichen Maße. Gerry Weber setzt sich an die Spitze Profitieren davon kann das kriselnde Modeunternehmen Gerry Weber, welches dadurch etwas überraschend den Spitzenplatz einnimmt. Das in der Statistik noch als Gerry Weber AG bezeichnete Unternehmen, welches seit Erlöschen der Börsennotierung Ende 2023 eine GmbH ist, weist sehr gute Zahlen auf, die mittlerweile jedoch überholt sind. Die genannte Mitarbeiterzahl von 6.900 Personen passt schon längst nicht mehr und stammt aus der Blütezeit der Firma. Mittlerweile dürfte man noch von maximal 2.500 Mitarbeitenden ausgehen, wovon knapp 600 in Halle arbeiten. Der erwähnte Umsatz in Höhe von 262,7 Millionen Euro ist zwar die aktuellste verfügbare Zahl, stammt aber aus dem Jahr 2021. Auf Platz zwei nennt DDW die Eggersmann GmbH mit einem Jahresumsatz von 15,2 Millionen Euro im Jahr 2021. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Harsewinkel, aber die Eggersmann Recycling Technology, die Recyclingsparte der international tätigen Eggersmann Gruppe, befindet sich im Haller Ravenna-Park. Auf Platz drei liegt die Central Glass Germany GmbH, ein zu Evotec gehörendes Unternehmen im Bereich der Grundstoffchemie, welches an der Kantstraße in Künsebeck beheimatet ist und einen Jahresumsatz von zehn Millionen Euro (2017) erzielt. Auf dem vierten Platz nennt DDW die Wellmann Anlagentechnik GmbH mit einem geschätzten Jahresumsatz von 9,5 Millionen Euro. Das am Künsebecker Weg beheimatete Unternehmen bietet eine breite Palette an technischen Lösungen für die industrielle Anlagenbauindustrie in Branchen wie Automobil, Chemie oder Öl und Gas. Umgezogenes Unternehmen bereichert die Statistik Eine Überraschung liefert der Platz fünf. Dort befindet sich das 1966 in England gegründete Audiotechnik-Unternehmen Bowers & Wilkins (B&W). Der Deutschland-Sitz des Lautsprecher-Herstellers befand sich zwar viele Jahre lang in Halle-Gartnisch. Vor einigen Montane zog man sich jedoch komplett aus der Lindenstadt zurück und hat offiziell seit Anfangs des Jahres seinen Sitz in Nettetal (Kreis Viersen). Den Jahresumsatz der B&W Group Germany GmbH beziffert DDW auf geschätzt acht Millionen Euro.

Meistgelesen

Von Gerry Weber bis Bugatti: Diese fünf großen Modemarken kommen aus OWL

Gerry Weber: Ein Rückblick mit zahlreichen Fotos

Investor für Gerry Weber - trotzdem ist der Standort Halle nicht zu retten

Insolvenz des Haller Modeherstellers Gerry Weber zieht weitere Kreise

Führungswechsel bei der Polizei: Das ist die neue Chefin der Haller Wache Kathrin Sträter arbeitet seit über 20 Jahren bei der Polizeikreisbehörde Gütersloh. Nun hat sie die Leitung der Haller Wache übernommen. Das HK stellt sie vor.

Lkw in Halle - jetzt reagiert auch die Bezirksregierung auf das Urteil Das Verwaltungsgericht Minden...