Energiewende

Millionen-Investition: Modehändler Walbusch baut Haller Ravenna-Park aus

Nach einem Jahr Bauzeit hat Walbusch die Anlage jetzt ans Netz angeschlossen. Obwohl sie groß ist wie zwei Fußballfelder, wurde keine zusätzliche Fläche versiegelt. Auch die Kunden profitieren bald.

Vergangenen Dienstag (20. Februar) ist die Photovoltaik-Anlage von Walbusch nach einem Jahr Bauzeit ans Netz angeschlossen worden. Sie produziert mehr Strom, als von Logistikzentrum und Outlet-Center benötigt werden. | © Ulrich Fälker

Nicole Donath
26.02.2024 | 28.02.2024, 10:50

Halle. Ein Jahr lang dauerten die Arbeiten an der neuen Photovoltaik-Anlage der Walbusch-Immobilien im Ravenna-Park. Seit vergangenen Dienstag, 20. Februar, ist sie nun am Netz und könnte fortan den Strombedarf von rund 650 Vier-Personen-Haushalten decken. Theoretisch. Praktisch produziert sie den Strom, den Logistikzentrum und Outlet-Center im Jahr verbrauchen - und sogar noch 20 Prozent on top. „In der Simulation waren es 2.625 Megawattstunden Strom pro Jahr“, nennt Raúl Galindo, der für die BRE Invest GmbH & Co. KG das Projekt verantwortet hat, konkrete Zahlen. Mehr als drei Millionen Euro hat Walbusch hier investiert.

Der technische Fortschritt und die großen Dachflächen der Logistik-Gebäude im Ravenna-Park hätten sich für den neuen Eigentümer fast aufgezwungen, einen Beitrag zur Energiewende in Halle zu leisten, teilt Walbusch mit. „Wenn wir als Gesellschaft den Ausstieg aus fossilen Energieträgern und der Atomkraft wollen, muss jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten seinen Beitrag leisten“, stellt Gesellschafter Christian Busch dazu fest. „Nur auf den Staat zu warten, reicht nicht.“

Noch fehlen wenige Restarbeiten auf den Flächen der Vorgebäude. „Dann wird sich das Team an die Planung von Ladeinfrastruktur auf dem Parkplatz des Outlets machen, wobei vorbereitende Arbeiten schon erfolgt sind“, heißt es weiter. Die Nachfrage der Kundinnen und Kunden würde bestehen, bestätigt Raúl Galindo. „Und dann können sie ihre Autos während des Einkaufs und eines Aufenthaltes im Restaurant Kantine mit Strom laden, der vor Ort erzeugt wird.“

Produktion von Wasserstoff und Nutzung von Windenergie

Und damit nicht genug: Walbusch hat für die Zukunft bereits weitere Ideen rund um die Energiewende, die aber auch noch von technischen Innovationen abhängig seien. „In Teilen könnte das eigene Blockkraftheizwerk mit Wasserstoff betrieben werden, so dass auch bei der Dunkelflaute in Halle produzierter Wasserstoff eingesetzt wird“, gewährt Christian Busch einen Einblick in die firmeninterne Ideenschmiede. „Das ist aber Zukunftsmusik. Näher liegt es da, sich auch mit den Möglichkeiten der Windenergie auf dem Grundstück zu beschäftigen.“ Konkrete Pläne gebe es allerdings noch nicht, wie der Modemanager auf Anfrage betont.

Christian Busch, Hauptgesellschafter des Solinger Familienunternehmens Walbusch. - © Nicole Donath
Christian Busch, Hauptgesellschafter des Solinger Familienunternehmens Walbusch. (© Nicole Donath)

Siebenstelligen Betrag in Einrichtung des Gastraumes investiert

Stattdessen wurde aber an anderer Stelle zuletzt kräftig investiert, berichtet BRE Invest-Geschäftsführer Sebastian Müller-Potthoff. „Das Outlet ist voll vermietet und wir möchten die Aufenthaltsqualität für die Kunden stetig verbessern. Wir haben daher einen siebenstelligen Betrag in die Einrichtung des Gastraumes des Restaurants Kantine investiert. Die komplette Lüftungstechnik musste aufgrund des desolaten Zustandes, den wir vorgefunden haben, ausgetauscht werden.

Auch die Küchentechnik wurde komplett erneuert, so dass Familie Klinkel mit ihrem Team den Gästen auch bei einem Stoßgeschäft hohe Qualität ohne lange Wartezeiten ermöglichen kann.“ Die Restarbeiten, so Müller-Potthoff, sollen in den nächsten Wochen erledigt werden.

Walbusch-Gruppe nach krisenreichem Jahr 2022 wieder profitabel

Dabei sieht sich nicht nur das Team im Ravenna-Park „gut und innovativ“ für die Zukunft aufgestellt, auch die Walbusch-Gruppe mit den Marken Walbusch, Avena, Mey & Edlich sowie LaShoe hat jetzt einen Bericht veröffentlicht, demzufolge sie „nach dem historisch einmaligen Verlust des Jahres 2022“ im „krisenreichen und konsumschwachen Jahr 2023“ wieder profitabel sei. „Dieser Plan wurde trotz eines budgetbedingten Umsatzrückganges um minus 5,5 Prozent auf 378,0 Millionen Euro erreicht“, teilt Christian Busch mit.

Dem starken Einbruch der Nachfrage nach Bekleidung, der viele Unternehmen der Branche zur Aufgabe oder in die Insolvenz gezwungen hat, habe sich auch Walbusch nicht entziehen können. Aber man habe „die schwierigen Jahre 2022 und 2023“ als inhabergeführtes, finanzstarkes Unternehmen aus eigener Kraft geschafft und durch straffes Kostenmanagement, Reduzierung der Lager, aber ohne betriebsbedingte Kündigungen genutzt, um sich neu auszurichten.

Neben der PV-Anlage auf den Dächern im Ravenna-Park hat Walbusch auch im Outlet und dem angegliederten Restaurant "Kantine" investiert. - © Nicole Donath
Neben der PV-Anlage auf den Dächern im Ravenna-Park hat Walbusch auch im Outlet und dem angegliederten Restaurant "Kantine" investiert. (© Nicole Donath)

Handball-EM hat Walbusch „ordentlichen Jahresstart“ ermöglicht

Die Aktivität LaShoe wurde eingestellt, weil die strategischen Wachstumsziele nicht erreicht wurden. Fast alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten in der Walbusch-Gruppe übernommen werden. Marcus Leber, Geschäftsführer Einkauf/Marketing/Vertrieb, ordnet die Entwicklung ein: „Wir haben in 2023 keine positiven Impulse vom Markt erwartet und unsere Budgets defensiv ausgerichtet. Durch die Konzentration der Werbebudgets und Sortimente war ein Umsatzrückgang in 2023 erwartbar. In Summe sind wir mit der Umsatz- und Margenentwicklung zufrieden. Die Welle der Begeisterung für die Handball-Europameisterschaft hat uns als Sponsor und Fashionpartner einen ordentlichen Jahresstart ermöglicht.“

Christian Busch zieht dieses Fazit: „2023 war ein schneller und wichtiger Befreiungsschlag für die Walbusch-Gruppe. Der Verlust in 2022 sollte ein einmaliger schmerzhafter „Ausrutscher“ bleiben; dieser erste Meilenstein wurde erreicht. Wir müssen zukünftig gegen den Markt, der ebenso unberechenbar wie schwierige ist, aus der eigenen Stärke heraus wachsen. Hierfür sehe ich unsere Unternehmensgruppe ausgezeichnet aufgestellt. In Summe halten wir in 2024 wieder ein leichtes Wachstum für realistisch und werden dementsprechend auch wieder stärker investieren.“