Breiter, tiefer, fieser - Haller Autohändler baut Highend-R5 Turbo

Halle. Mancher Oldtimerfan liebt seinen Wagen wegen des Fahrgefühls. Andere lieben die Optik. Der Dritte braucht das Auto eigentlich nur zum Schrauben, gefahren wird der teure Schatz fast nie. Ralf Zegarek ist ein absoluter Fan seines Wagens, weshalb bei ihm auch alle drei Herangehensweisen zusammentreffen. Der 65-Jährige hat seinen R5 Turbo schon bis auf die letzte Schraube zerlegt, hat sich bis ins Detail überlegt, wie er aussehen soll und liebt es trotzdem, das verbreiterte Fahrwerk des einzigartigen Straßenrenners durch die Kurven zu peitschen. Der Haller Nissan-Händler und sein französischen Rally-Bolide teilen eine Jahrzehnte währende gemeinsame Geschichte. "Der hängt schon lange an mir", formuliert es der Autofan. "Unseren ersten Kontakt hatten wir 1981." Zum Hintergrund: Der R5 Turbo 1 ist die Renn-Version des Brot-und-Butter-Wagens R5. Ende der 70er Jahre hatte Renaults Entwicklungsabteilung begonnen, für die Rallye-Gruppe B eine Spezialversion des Kleinwagens zu konstruieren. Neben der extremen Verbreiterung verfügt die über einen Mittelmotor, der 160 PS produziert und das 980-Kilo-Vehikel zum regelrechten Projektil macht. Neben den eigentlichen Fahrzeugen für den Rennsport kamen 1690 Stück in den freien Handel. Einige davon auch in Deutschland. Anfang der 80er Jahre arbeitete der junge Ralf Zegarek noch als KFZ-Geselle. Mit 14 Jahren hatte er 1973 die Ausbildung zum Mechaniker bei einer Renault-Werkstatt begonnen. "Damals wurden die ersten Hundert nach Deutschland ausgeliefert", erinnert er sich. Sein Chef war von der Neuentwicklung begeistert und schaffte sich einen neuen R5 Turbo 1 an - trotz der horrenden Kosten. "Er kostete damals 44.000 DM", weiß Ralf Zegarek noch. "Dafür bekam man auch einen kleinen Porsche." Erst Hockenheimring, dann Autobahn Zum Glück für den jungen Schrauber gab der Chef aber den Franzosen den Vortritt gegenüber den Zuffenhausenern. "Ich erinnere mich noch, wie wir auf dem Hockenheimring gefahren sind und dann über die Autobahn nach Hause." Das Turbo-Fieber war geweckt. Einige Jahre später ging der Wagen zeitweise an einen Kunden, kehrte aber doch wieder ins Autohaus zurück. Spätestens jetzt konnte sich der frischgebackene KFZ-Meister Zegarek nicht mehr beherrschen. "1983, zur bestandenen Meisterprüfung, habe ich ihn übernommen!" Der Chef habe ihm einen guten Preis gemacht. Mit anderen Worten: Bereits seit 40 Jahren hegt der 65-Jährige seinen R5 Turbo. Aber, wie das bei so langen Beziehungen vorkommt, wurde der Renault zeitweise etwas vernachlässigt. "Er war lange abgemeldet und wurde nur ab und zu mit roter Nummer bewegt", erzählt Zegarek. Sogar erster Rost hatte sich gebildet. Vor acht Jahren habe er dann entschieden, ihn wieder "aus der Ecke" zu holen. "Ich wollte ihn fit machen. Dafür habe ich ihn komplett zerlegt." Er baute das spezielle Aludach und die Verbreiterung ab, nahm Motor und Kabelbaum heraus - und demontierte den Wagen schließlich bis auf die letzte Schraube. "Bis er komplett nackt war. Ich hatte nur noch die Rohkarosse." Natürlich könne man einen Wagen auch mit weniger Aufwand wieder herstellen. "Aber es gibt so einen Punkt, wenn man darüber hinaus ist ..." Zegarek machte es also richtig. Komplett. Ohne Kompromisse. Selbst die Rohkarosse wurde noch im Laugenbad entlackt. Von da an wurde der Wagen in Handarbeit komplett wieder aufgebaut. "Das hat acht Jahre gedauert", sagt der Autofan. Nebenbei wurde die perlmuttfarbene Karosse in Alpinblau umlackiert, der Motor mit modernesten Methoden optimiert und die gesamte Innenausstattung mit Hilfe eines französischen Spezialisten erneuert. Erst seit kurzem ist der R5 wieder vollständig. "Da ist nicht eine achter Schraube, die nicht neu ist", sagt der passionierte Mechaniker. Der Preis hat sich vervielfacht Seinen Preis dürfte der Wagen mittlerweile vervielfacht haben. Ein Sachverständiger gab ihm kürzlich die bestmögliche Bewertung "Zustand 1". Die seltenen Mittelmotor-R5s werden gerne mal sechsstellig gehandelt. Und jetzt? Einfetten und unter Glas konservieren? Nicht mit Ralf Zegarek. Ein Rallye-Car muss gefahren werden, findet der 65-Jährige. Und das natürlich standesgemäß. In loser Folge stellen wir Ihnen spannende Autos, interessante Menschen und die Geschichten vor, die sie verbinden. Egal ob Trabant oder Lamborghini, Baujahr 1923 oder 2023: Wenn Sie ein außergewöhnliches Fahrzeug Ihr Eigen nennen, freuen wir uns über eine E-Mail an jonas.damme@haller-kreisblatt.de. Neugierig geworden? Weitere Blechgeschichten lesen Sie hier.

Meistgelesen

Renault bringt elektrischen Enkel des legendären R5 Turbo

Elektrischer Renault R4 startet im Sommer bei 29.400 Euro

Freundlicher Filou: Der neue R5 fährt wie ein Großer

Beim neuen R4 lässt Renault mal Fünfe gerade sein

Haller bei „The Taste“: Was sagen Henssler und Co. zu seiner Kochkunst? Antonio „Toni“ Zaza gehört zu den 26 Teilnehmern der neuen Staffel der bekannten Sat.1-Show. Sein 2017 verstorbener Vater Donato Zaza hatte schon früh den beruflichen Weg seines Sohnes vorgegeben.

Parkplätze für Mitarbeiter: Storck-Betriebsrat sieht Handlungsbedarf Ein Mitarbeiter des Süß...