Aus Baxter in Halle wird Simtra: Neue Investoren setzen voll auf Wachstum

Halle. Noch prangen die blauen Buchstaben auf dem hohen Schornstein, der bekannte Schriftzug von Baxter weithin sichtbar. Und noch stehen auch überall Schilder in Künsebeck, die den Weg zu Baxter Oncology an der Kantstraße weisen. All das soll sich bald ändern. Schriftzug und Schilder werden entfernt und durch neue ersetzt. Die führen dann zwar zur selben Adresse, also zum weltweit führenden Lohnhersteller und Anbieter von anspruchsvollen Krebsmedikamenten. Aber der Name ist dann ein anderer: Nach der Übernahme durch Advent International und Warburg Pincus firmiert das Unternehmen jetzt als eigenständiger Vertragshersteller und -entwickler unter Simtra Biopharma Solutions. Oder kurz: Simtra. Anfang dieses Jahres wurde öffentlich bekannt, dass Baxter an den Verkauf seiner Sparte Bio-Pharma Solutions denkt. Und damit auch an den Verkauf seines Werkes in Halle. Doch während solche Nachrichten in anderen Unternehmen für Unruhe in der Belegschaft sorgen, blieb es am Baxter-Standort in Künsebeck ruhig. "Wir sind auf die Kolleginnen und Kollegen zugegangen, haben viele Gespräche geführt. Und es gab niemanden, der das Unternehmen dieses Jahr wegen Unsicherheit verlassen hat", berichtet Personalleiter Jürgen Fleischer. "Im Gegenteil", fügt er an. "Wir haben in den zurückliegenden Monaten 30 weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für unser Team gewonnen; 760 sind wir jetzt. 70 davon sind Auszubildende. Diese Quote soll uns erst mal einer nachmachen." Und wenn es nach den neuen Investoren geht, steigt die Zahl noch weiter an. Genau genommen muss sie sogar ansteigen, der Grund dafür ist der Neubau, der zurzeit auf dem Werksgelände entsteht. Rund 100 Millionen Euro fließen in das neue Projekt, das Ende 2024 in Betrieb genommen werden soll. Konkret werden hier zwei neue Linien an den Start gehen. Auf der einen werden Glasfläschchen gefüllt, die am Ende des Prozesses gefriergetrocknete, sogenannte kritische Medikamente wie Zytostatika, enthalten. Auf der anderen Linie werden Fertigspritzen mit Flüssigmedikamenten gefüllt. &bdquo;Mit unseren neuen Eigentümern werden wir mit unseren Auftraggebern, forschende und entwickelnde Pharmaunternehmen, stärker deren Entwicklung von Medikamenten begleiten", skizziert Rémi Helmig. "Hierbei handelt es sich um hoch komplizierte Hightech-Prozesse, für die wir Fachkräfte benötigen. Heute schon sucht das Unternehmen Operatoren, Pharmakanten, Techniker oder ganz allgemein Personal, das bereits Erfahrungen beim Arbeiten in hygienisch-sterilen Bereichen gesammelt hat. Und mit Blick auf die Entwicklung von Impfstoffen gegen das Corona-Virus fügt Helmig an: "Wir durften hier mit unterstützen. Man darf nicht glauben, ein anderes Unternehmen stellt die Wirkstoffe her und wir füllen nur ab." Das sei eine sehr spezielle Aufgabe, für die es die besondere Expertise eines Unternehmens wie Baxter beziehungsweise jetzt Simtra braucht. Unternehmen vertrauen auf erstklassige Produktionslösungen "Unternehmen aus der gesamten Pharma- und Biotech-Branche vertrauen auf die erstklassigen Produktionslösungen und Dienstleistungen von Simtra", stellt John Maldonado, Managing Partner bei Advent, dazu fest. Franco Negron, CEO von Simtra, verleiht obendrein seiner Begeisterung Ausdruck, dieses Unternehmen "in dieser aufregenden Zeit" zu führen und "auf dem starken Fundament" aufzubauen, das das Team unter der Eigentümerschaft von Baxter geschaffen habe. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit dem "engagierten Simtra-Team". Und gibt die Parole Zukunft aus: "Gemeinsam starten wir ein neues Kapitel." Diesen Optimismus, diese Zuversicht und diese Ziele hat der CEO in dieser Woche übrigens persönlich in Halle kundgetan. Und stellte sich gemeinsam mit seinen Partnern René Obermann (Warburg Pincus), Johannes Arzner (Advent) oder Geschäftsführer Rémi Helmig am Donnerstag obendrein den Fragen von Gästen. Unter anderem waren IHK-Geschäftsführer Dr. Christoph von der Heiden eingeladen, Dr. Thomas Kirchhoff (Arbeitgeberverband Chemie OWL), Halles Bürgermeister Thomas Tappe oder Anna Niehaus (Geschäftsführung pro Wirtschaft GT). Die allesamt mit einem zufriedenen Gefühl den Standort wieder verließen. In der Gewissheit, dass das Versprechen von "continue to invest", die Aussicht auf Kontinuität und Wachstum, Gültigkeit haben werden. Und noch mehr. So versprechen die beiden Investoren Warburg Pincus und Advent, sich in der Region hier aktiv einbringen zu wollen. Mitbestimmung sei ihnen wichtig. Und mit Blick auf die neue Eigenständigkeit werden nach der endgültigen Abnabelung von Baxter sogar weitere Felder eröffnet: eine eigene IT-Abteilung sowie eine eigene Finanzabteilung. Für die es, klar, auch neue Beschäftigte braucht. "Wir bleiben ein tarifgebundenes Unternehmen" Und dann rundet Jürgen Fleischer die Erfolgsgeschichte ab: "Beim Übergang von Baxter zu Simtra wurden die Dienstjahre angerechnet, die bestehenden Sozialleistungen übertragen. Und wir bleiben ein tarifgebundenes Unternehmen." Eines, das regelmäßig durch amerikanische, japanische und deutsche Behörden sowieso regelmäßig kontrolliert werde. "Das, was wir können, können eben nur sehr wenige", fasst Franco Negron zusammen. Und man sei sehr stark in einem weltweit limitierten Bereich - all das ließe sich forcieren, hieß es beim Pressegespräch. Was der Name Simtra bedeutet? Genau das. All das, was seine Erfinder verkörpern. Viele Ideen, Synergien, Transformation, simple Lösungen für komplizierte Prozesse, Inspiration. Vor allem aber lässt sich der Name am Ende von allen Beteiligten leicht aussprechen: Simtra. Baxter war gestern. Warburg Pincus Warburg Pincus ist weltweit tätiger Wachstumsinvestor und verwaltet etwas über 83 Milliarden US-Dollar. Warburg Pincus wurde 1966 gegründet und hat das erste Büro in Europa im Jahr 1983 eröffnet. Seitdem hat WP in 23 Ländern Europas über 15 Mrd US Dollar in mehr als 130 Unternehmen investiert. Das aktive Portfolio von WP umfasst aktuell mehr als 250 Unternehmen auf der ganzen Welt. Warburg Pincus investiert in Unternehmen aus ausgewählten Sektoren, darunter insbesondere auch in die Gesundheitsbranche. Die deutsche Niederlassung des Unternehmens ist in Berlin, Geschäftsführer dort sind René Obermann und Max Fowinkel. Obermann ist gleichzeitig auch Co-Leiter Europa von Warburg Pincus und war von 2006 bis 2013 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG. Ziel von Warburg Pincus ist es, seine Portfolio-Unternehmen in Partnerschaft mit dem jeweiligen Management weiterzuentwickeln und ihr Wachstum zu unterstützen. Advent International Advent International wurde 1984 gegründet und gilt als einer der größten und erfahrensten globalen Private-Equity-Investoren. Das Unternehmen hat in mehr als 410 Private-Equity-Beteiligungen in 42 Ländern investiert und verwaltete zum 31. März 2023 ein vermögen von 95 Milliarden US-Dollar. Mit 15 Niederlassungen in 12 Ländern hat Advent ein global integriertes Team von über 290 Private-Equity-Investmentexperten in Nordamerika, Europa, Lateinamerika und Asien aufgebaut. Das Unternehmen konzentriert sich auf Investitionen in fünf Kernsektoren, darunter Unternehmens- und Finanzdienstleistungen, Gesundheitswesen, Industrie, Einzelhandel, Konsumgüter und Freizeit sowie Technologie.

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