Verwahrlost, krank, ausgesetzt: Flut an Katzenbabys auch im Altkreis Halle

Altkreis Halle. Viele Tierschutzvereine aus der Region sind längst an ihrer Belastungsgrenze. "Die Situation ist dramatisch", schreibt beispielsweise das Bielefelder Tierheim vor einigen Tagen auf seiner Facebook-Seite. So dramatisch, dass es nun einen Aufnahme-Stopp für Katzenwelpen verhängen musste. Nichts geht mehr. "Nach einem positiven Rückgang der letzten Jahre von gemeldeten verwahrlosten Katzenwelpen, erschlägt uns 2023 die schiere Anzahl der Tiere." Das Bielefelder Tierheim ist bei der Unterbringung von Fundtieren Partner von zwei Kommunen im Altkreis Halle: Versmold und Halle. Die Versmolderin Martina Auhage ist in der Fleischerstadt seit Jahrzehnten ehrenamtlich im Tierschutz aktiv. "Die Tierheime wissen nicht mehr, wohin mit den Katzen", bestätigt sie. Ihr Eindruck ist, dass sich nun das zeige, was in der Corona-Zeit von Tierschützern prognostiziert worden sei. Tiere, die unüberlegt angeschafft worden sind und für die nun kein Platz mehr ist. "Das war abzusehen", sagt Martina Auhage. Wenn dann Katzen nicht kastriert seien und sich draußen sich selbst überlassen würden, sei unkontrollierte Vermehrung die Folge. Das Problem wird ihrer Einschätzung nach verschärft durch die gestiegenen Tierarztkosten. Immer wieder bekommt auch die Versmolderin Anfragen von Menschen aus dem Altkreis Halle, ob sie denn nicht das Tier übernehmen wolle. Martina Auhage verweist, genauso wie Fundtiere, direkt ans Bielefelder Tierheim. Früher hat sie viele Tiere selbst im Katzenhaus aufgenommen. Katzenbabys im Kaninchenkäfig ausgesetzt Ihr Appell an alle Katzenbesitzer: "Das A und O ist die Kastration." Sie verweist auf die Pflicht dazu, die in vielen Orten wie beispielsweise Versmold und Halle seit Jahren besteht. Freigänger-Katzen müssen sowohl kastriert als auch gekennzeichnet werden. "Wer sich eine Katze anschafft, weiß das eigentlich." Und doch hielten sich nicht alle daran. Die Kommunen sieht Martina Auhage in der Pflicht, Hinweisen auf Nichteinhaltung konsequenter nachzugehen und auch zu sanktionieren. Jede unkontrollierte Vermehrung führt immer wieder zu viel Tierleid. Martina Auhage berichtet beispielsweise von noch ganz jungen Katzenkindern, die in einem Kaninchenkäfig in der prallen Sonne ausgesetzt wurden. "Das war schon heftig." An anderer Stelle hat sie einmal viele kleine tote Katzenwelpen herumliegend gefunden. "Unglaublich", findet Martina Auhage und hatte diesen Versmolder Fall dem Veterinäramt gemeldet. In Versmold richtet sie immer wieder Fangstellen ein, um Katzen zum Kastrieren zu bringen und anschließend wieder frei lassen zu können. So können die Tierschützer immerhin verhindern, dass immer neuer Nachwuchs sich selbst überlassen wird. Intensive Versorgung von kleinen Katzenkindern Und trotzdem scheinen die Vereine zurzeit fast machtlos gegen das großen Katzenelend zu sein. Das verantwortungslose Verhalten einzelner Personen werde zur Zerreißprobe, so das Tierheim Bielefeld. "In diesem Jahr wird uns eine nie da gewesene Anzahl an völlig verwahrlosten kleinen Katzen gemeldet", heißt es vom Tierschutzverein. Erst wenige Wochen alt, litten die Kitten schon an Unterernährung, Parasiten und Durchfall. Jeder Raum, der nicht anders genutzt wird, ist zurzeit besetzt mit Katzenwelpen. Weitere Aufnahmen sind nicht möglich. Das Tierheim an der Kampstraße bittet dringend um Unterstützen in Form von Geld- und Sachspenden (Aufzuchtmilch) Bereits Mitte Juni wies die Tierhilfe Melle auf das zunehmende Problem hin. Borgholzhausen und Werther arbeiten mit dem Verein in der niedersächsischen Nachbarschaft zusammen. "Babys, Babys und noch mehr Babys. Es ist ein Wahnsinn, was im Moment los ist." Babys mit und ohne Mütter. Von überall. "Es ist so schlimm wie schon lange nicht mehr und die Ferienzeit beginnt erst noch." Dazu postet die Tierhilfe Bilder, auf denen sich viele kleine Katzenkindern tummeln. Was niedlich aussieht, stellt die Tierschützer vor echte Probleme. Nicht allein die Finanzierung, auch der personelle Aufwand bei der Versorgung gerade ganz kleiner Katzen ist enorm. Flaschenkinder brauchen alle paar Stunden Nahrung von Menschenhand verabreicht. Das stellt die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen vor große Herausforderungen. Auch im Gütersloher Tierheim. &bdquo;Wir haben aktuell Schwierigkeiten, alle Katzen bei uns unterzubringen", gab Anne Mähling jüngst gegenüber der "Neuen Westfälischen" an. Manchmal kämen bis zu 30 neue Katzen im Monat an. Aktuell handelt es sich vermehrt um trächtige Katzen ohne Kennzeichnung.

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