Hallerin sauer: Ihr Privatgrundstück wird als Schleichweg missbraucht

Halle. Das Bauerncafé Beuken Schmedt hat zwei Jahrzehnte lang viele Besucher außerhalb von Halle angelockt. Groß war daher auch das Bedauern, als Inhaberin Marlies Runge im vergangenen Herbst die Schließung verkündete. Am 4. Advent war der letzte offizielle Öffnungstag, und die Besucher strömten noch einmal in den früheren Schweinestall, der Jahre zuvor zum Café umgebaut worden war. Ebenso beliebt wie das Café ist aber offensichtlich auch das Grundstück der Runges. Zahlreiche Schüler nutzen gerne den kleinen Fußpatt neben den Gebäuden der alten Hofstelle, um auf kurzem Wege zur Gesamtschule zu kommen. Und nur wenige Meter weiter südlich sind auch Lehrer und Eltern zuletzt immer mal wieder unangenehm aufgefallen, weil sie den quer über die landwirtschaftlich genutzten Flächen verlaufenden Wirtschaftsweg als Abkürzung nahmen. Lange Zeit konnte man dort beobachten, wie die Spuren auf dem Weg immer tiefer wurden. Ein Beleg dafür, dass er von vielen Autofahrern mit Ziel Sportplatz oder Schule genutzt wurde. Dadurch gelang es ihnen, ein paar Meter Fahrtweg einzusparen und vor allem, der Ampel an der Lederfabrik aus dem Weg zu gehen. "Uns war das zunächst gar nicht aufgefallen, aber unser Nachbar hatte uns darauf hingewiesen", erklärt Runge. Horst Pohlmann, der an der Alleestraße als Tierpräparator tätig ist, hatte immer wieder beobachtet, wie der Feldweg zum beliebten Schleichweg wurde. Er baute für die Runges aus Paletten eine mit Hinweisschildern versehene Straßensperre, die aber noch Platz für das Passieren von Fußgängern und Radfahrern lässt. Die neue Bushaltestelle hat nichts gebracht Diese steht nun dort und verhindert somit, dass aus Richtung Autobahn kommende Autofahrer an dieser Stelle den Asphalt verlassen und stattdessen über den Sandboden zum Ziel rollen. "Anscheinend hat niemand mehr Respekt vor Privatbesitz. Ich frage mich immer, wie die es finden würden, wenn ich durch deren Garten laufe", sagt Marlies Runge gerade mit Blick auf den kleinen Fußweg neben ihrem Garten. Sie sei, so erklärt sie gegenüber dem "Haller Kreisblatt", richtig sauer über das Verhalten einiger Menschen. "Wir hatten gehofft, dass sich die Situation durch die Verlegung der Bushaltestelle entspannt, aber leider hat das nichts gebracht", sagt Runge. Bis vor einiger Zeit befand sich die Bushaltestelle noch unmittelbar vor dem Hofgelände, dann wurde sie ein wenig in nördliche Richtung verlegt, sodass sie nun direkt am Parkplatz Alleestraße/Ecke Wasserwerkstraße platziert ist. Die Lust aufs Abkürzen hat diese Verlegung nicht gemindert. "Wir hatten auch mal ein Schild aufgestellt, auf dem stand, dass der Durchgang verboten ist. Aber das hat niemanden abgehalten", sagt Runge mit einer gewissen Portion Verzweiflung. Irgendwann sei das Schild dann weggewesen, später habe man es im Schulteich wiedergefunden. Ärgerlich findet sie auch die Hinterlassenschaften vieler Hunde, die der von einem Landwirt gepachteten Ackerfläche nicht gut tun. Hockey-Spiel war besonders dreist "Es landet auch immer mal wieder Müll in unserem Garten", sagt Runge. Um die Entsorgung muss sie sich dann kümmern. Einmal habe sie auch gesehen, wie mehrere Leute auf der Rasenfläche Hockey spielten. Da könne man nur noch ungläubig mit dem Kopf schütteln. Mit dem SC Halle habe sie erst gar keinen Kontakt aufgenommen, da sie in den Autofahrern, die zum neuen Sportplatz fahren, nicht die Alleinschuldigen sieht. "Es nützt doch alles nichts. Da ist es konsequenter, wenn wir Schilder aufstellen. Es handelt sich halt nicht um eine öffentliche Straße. Darum finde ich es auch nicht in Ordnung, dass sie Menschen so benutzen, als wenn sie eine wäre", sagt Runge. Für die Zukunft hat sie jedoch schon einen Plan, der die jetzige Situation tatsächlich entschärfen könnte. "Wir planen, das Gelände zu umzäunen, damit Fußgänger und Radfahrer nicht ständig drüberfahren", sagt die Café-Betreiberin, die heute noch auf Bestellung und für geschlossene Gesellschaften ihre Räume öffnet. Zumindest so lange, bis ein geeigneter Nachfolger gefunden ist. Derzeit wartet wie weiter auf Angebote von Interessenten. Mit dem Bau des Zauns wolle man allerdings warten, bis der Endausbau der Wasserwerkstraße erfolgt. Dies sollte eigentlich in diesem Jahr geschehen, wurde aber aus Spargründen wieder aus dem Haushaltsplan gestrichen und in die Zeit geschoben. Somit bleibt nur zu hoffen, dass es bald mehr Privatsphäre für das Ehepaar Runge und einen neuen Betreiber für das stets mit viel Herzblut betriebene Café gibt.

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