Im Haller Bauerncafé Beuken Schmedt gibt es bald keine Torten mehr

Halle. Gut 20 Jahre nach dem Start wird Marlies Runge zum Jahresende die Türen des Bauerncafés Beuken Schmedt für immer schließen. Sie hofft jedoch, dass jemand in ihrem Sinne den seit Sommer 2002 bestehenden Cafébetrieb am Rande der Innenstadt aufrecht erhält. Eine potenzielle Kandidatin gibt es wohl schon, es sind aber auch noch Interessenten willkommen. "Es gibt", so erklärt Marlies Runge, "mehrere Gründe für die Schließung." In erster Linie sei es das Alter. Sie selbst ist mittlerweile 68 und ihr Mann, der für die Buchhaltung zuständig ist, hatte zuletzt 73 Kerzen auf seiner Geburtstagstorte. "Hinzu kommt, dass die Zeiten gerade nicht unbedingt einfach sind", sagt Runge. Die Gastronomie musste erst Corona verkraften, und kaum war wieder Licht am Ende des Tunnels, kamen weitere Nackenschläge. "Niemand weiß, wohin die Energiepreise noch gehen", sagt die gelernte Architektin. Schon jetzt seien die Belastungen immens, hinzu kämen die gestiegenen Preise im Allgemeinen und ein in der Gastronomie derzeit überall spürbarer Personalmangel. "Manchmal wissen wir ja einen Tag vorher nicht einmal, ob am nächsten Tag genug Leute da sind", erklärt Runge. Personelle Ausfälle könnten kaum noch kompensiert werden, die eigene Arbeitsbelastung steige umso mehr. "Es reicht langsam", sagt die Inhaberin des Bauerncafés und die Familie habe sie schon längst dazu bringen wollen, kürzer zu treten und das Café zu schließen. Aber dazu hängt sie mit zu viel Herzblut an dem Betrieb, zu dem sie durch das vor sechs Jahren geschlossene Café im Schafstall in Hesselteich inspiriert worden war. "Ich hoffe, dass sich noch jemand findet, der hier weiterhin ein Café betreibt", sagt Runge. Sie ist für Vorschläge offen, auch wenn sie bereits eine Kandidatin im Auge hat, der sie das Objekt anbieten möchte. "Es wäre schön, wenn ein junger Mensch hier weitermacht und frischen Schwung reinbringt." Die eigenen Kindern seien hingegen keine Option, da sie alle im Berufsleben stehen und ihren eigenen Weg gehen. Zwar sei sie als gelernte Bauingenieurin selbst Quereinsteigerin gewesen, jedoch könne sie keines der Kinder dazu bewegen, einen ähnlichen Weg einzuschlagen. Sicherlich auch, weil diese hautnah mitbekommen haben, mit wie viel Stress der Betrieb eines Cafés mitunter verbunden ist. Das Bauernhauscafé reißt eine Lücke in Halle Die mögliche neue Pächterin sei eine aussichtsreiche Kandidatin, jedoch werde man wohl frühestens Mitte November sagen können, wie es weitergeht. Runge könne sich auch vorstellen, für eine Übergangszeit selbst noch weiterzumachen, aber ihr primärer Wunsch sei es, zum Jahresende die Verantwortung abzugeben. "Es fehlen Cafés in Halle, in denen man einfach nur mal Kaffee trinken kann", sagt Runge. Daher hoffe sie für alle Bürger der Lindenstadt, dass es auch über das Jahresende hinaus ein Bauernhauscafé auf der alten Hofstelle geben wird. Einst betrieb dort, unter den großen Buchen, ihr Ur-Ur-Großvater im Nebenerwerb eine Schmiede. Daher stammt auch der Name "Buchen Schmied" oder als plattdeutsche Variante "Beuken Schmedt". Gleichwohl befürchtet sie, bestärkt durch die Entwicklungen der vergangenen Jahre, dass das Angebot der Bauerngastronomie zurückgeht. "Die Kaffeekultur wandelt sich. Junge Leute gehen heute nicht am Sonntagnachmittag Kaffeetrinken", sagt Runge. Zum letzten Mal wird Marlies Runge ihr Café am 4. Advent und somit am 18. Dezember öffnen. Bis dahin läuft alles normal weiter mit den gewohnten Öffnungszeiten von Mittwoch- bis Sonntagnachmittag. Danach wird sie sich verstärkt ihren Hobbys widmen. Dazu wird auch weiterhin das Backen gehören. "Aber halt nicht mehr mit der bisherigen Hektik, sondern dann, wann ich will", sagt Runge. Und vor allem im kleineren Rahmen. Zu Jahresbeginn hatte das Café neue Nachbarn bekommen. Die Diakonie eröffnete in der früheren Scheune neben dem Café ein Wohnprojekt für ältere Menschen. Im Café selbst hat Runge erst vor drei Jahren die Küche komplett erneuert. Das Café könne also direkt und ohne Pause weiterbetrieben werden, bleibt halt derzeit nur die Frage von wem.

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