Der Wochenkommentar

Vier extreme Schicksale in einer Woche: "Genießt jede Sekunde!"

Zeit mit der Familie, mit lieben Menschen – oft schiebt man dies nach hinten. Doch manchmal schlägt das Schicksal gnadenlos zu, nimmt uns jene, die wir lieben, viel zu früh. Deshalb ist es so wichtig, jede Sekunde zu genießen, fordert unsere Autorin.

Zeit mit der Familie, mit lieben Menschen - oft schiebt man dies nach hinten. Es bleibt ja Morgen, nächste Woche, nächsten Monat noch Zeit. Doch manchmal schlägt das Schicksal gnadenlos zu ... | © CC0 Pixabay

Nicole Donath
30.07.2022 | 01.08.2022, 09:24

Schreckliche Nachrichten haben uns zuletzt beschäftigt; dreimal ging es um Zwölfjährige, einmal um ein knapp zweijähriges Kind. Zwei sind schwer krank. Zwei haben bei tragischen Unfällen sogar ihr Leben verloren.

Manchmal können wir hier zumindest Hilfsprojekte unterstützen. Im Fall des Jungen, der nach dem Treckerunfall nicht mehr zu retten war, ist unser Job nur fürchterlich. Man sieht Dinge, die man nicht sehen will. Man fragt nach Umständen, die man gar nicht wissen möchte. Und muss diese Infos dann noch weitergeben.

Kontinuierlich verfolgen wir die Zugriffszahlen auf haller-kreisblatt.de. Und wissen, dass Geschichten über Menschen, die etwas Besonderes gemacht haben, die etwas Außergewöhnliches können oder die etwas erlebt haben, das andere berührt, besonders viel gelesen werden. Zuletzt haben wir über vier Schicksale berichtet, die uns als Redakteurinnen und Redakteure ebenso wie als Eltern sehr bewegt haben. Und über die wir ungeachtet der riesigen Anteilnahme unserer Userinnen und User lieber nie hätten berichten wollen. Weil es einfach so viel besser gewesen wäre, diese Schicksale würde es gar nicht geben – weil alles andere dagegen nichtig ist und klein.

In der vorvergangenen Woche hat mein Kollege Andre Schneider in Borgholzhausen Levi Wilhelm (12) besucht. Der Junge leidet unter Osteosarkom – eine äußerst seltene und tückische Krankheit. Im Volksmund heißt sie Knochenkrebs. Dabei hatte Levi vor einem halben Jahr nur Schmerzen im Arm. Und wer würde bei einem Jungen in diesem Alter da an eine Krebsdiagnose denken? Noch dazu eine, die direkt eine Chemotherapie erfordert? Wohl niemand. Seitdem kämpft er gemeinsam mit seiner Familie tapfer und viele Menschen unterstützen ihn auf diesem Weg.

Nachdem wir am Wochenende dann von dem knapp zweijährigen Mädchen erfuhren, das auf seinem Bobbycar aus einer Grundstückseinfahrt rollte, von einem Auto erfasst wurde und seinen Verletzungen erlag, berichtete meine Gütersloher Kollegin Lena Vanessa Niewald am Dienstag von Celine Klingbeil aus Schloß Holte. Sie ist vor vier Monaten von einem auf den anderen Tag vom Bauchnabel an abwärts gelähmt. Mit einem unfassbar tragischen Unfall ging diese Woche schließlich zu Ende.

Auch uns haben diese Schicksale extrem bewegt

Donnerstagmittag erreichte uns die Nachricht, dass auf dem Hof von Bauer Bernd Grewe ein Junge (12) tödlich verletzt wurde. Er war unter einen Trecker geraten und die Notärzte konnten sein Leben nicht mehr retten. Welch ein Drama – für alle Beteiligten.

Im Kollegium wurde das Entsetzen mit jeder weiteren schlimmen Nachricht größer, wurde die Anteilnahme höher. Keine Unterhaltung, bei der diese Schicksale nicht Thema waren. Und die Erkenntnis im Mittelpunkt stand: Wie schnell so ein unbeschwertes, fröhliches Familienleben doch plötzlich dahin sein kann und alles ändert. Warum hat man sich eigentlich jemals über ein nicht aufgeräumtes Kinderzimmer geärgert? Über durchwachte Nächte gestöhnt, wegen blöder Kleinigkeiten gezankt? Und dasselbe gilt auch für die Erwachsenen.

Man verschiebt Wiedersehen und Treffen und überhaupt schöne Unternehmungen oft so selbstverständlich, als ob es nicht die Gefahr gäbe, dass es diese Zukunft gar nicht gibt. So dumm einfach. Wer die Chance noch hat, sollte das schnell ändern. Irgendwann ist es vielleicht zu spät.

Redaktionsleiterin 

Nicole Donath - © Nicole Donath
Redaktionsleiterin
Nicole Donath (© Nicole Donath)