Der Wochenkommentar

Ukraine-Krieg: So friedlich wird in der Arktis gekämpft

HK-Redaktionsleiterin Nicole Donath wünscht sich wie viele anderen Menschen auch, dass der Krieg zwischen Russland und der Ukraine bald ein Ende nimmt. Dänemark und Kanada machen es vor.

In der Arktis befindet sich auch die Hans-Insel – ein gerade mal 1,25 Quadratkilometer großer Riesenstein im Kennedy-Kanal. Um ihn streiten sich Dänemark und Kanada. Allerdings so friedlich und auch lustig, dass man sich ihn auch für die Ukraine wünschen würde. | © Verfügbar für Kunden mit Rechnungsadresse in Deutschland.

Nicole Donath
02.04.2022 | 02.04.2022, 09:42

Der Ukraine-Krieg geht in Woche sechs, und mittlerweile verschiebt sich der Fokus auf Kosten, Lieferketten und Straftaten gegenüber Geflüchteten. Die Corona-Pandemie bleibt ein Thema. Und nun schneit auch noch der Winter rein.

Dass ein Krieg friedlich und obendrein sogar lustig verlaufen kann, beweisen seit mehreren Jahren Dänemark und Kanada, während sie sich um die Hans-Insel streiten.

Der Kater war durchaus entsetzt am Freitagmorgen, als er über die Terrasse zur gewohnten Morgenrunde ansetzen wollte: Schnee! Und obendrein Wind und Kälte und jede Menge Ungemütlichkeit. Ja, braucht zurzeit wahrlich niemand, die Landwirte und Obstbauern schon mal gar nicht. Der Klimawandel lässt die Pflanzen immer eher austreiben. Wie Umweltwissenschaftler der Uni Jena im Fachmagazin „Global Ecology and Biogeography" berichten, blühen fast 80 Prozent der Arten nun früher im Jahr. Das Problem: Späte Kälteeinbrüche werden nicht verhindert.

Redaktionsleiterin

Nicole Donath - © Nicole Donath
Redaktionsleiterin
Nicole Donath (© Nicole Donath)

Apfelbäume lassen sich dabei zwar noch ganz gut beregnen. Ist das Wasser erst einmal gefroren, schützt die Wärme, die durch die Kristallisation entsteht, Knospen und Blüten. Mit Kirschen und Zwetschgen klappt das schon nicht mehr. Und dabei hatte uns das schöne Frühlingswetter doch gerade erst ein wenig neue Zuversicht vermittelt. Stattdessen setzen uns die diversen Varianten des Coronavirus weiterhin zu, auch bei uns im Verlag haben wir das in der vergangenen Woche schmerzhaft zu spüren bekommen.

Die Zahl der erkrankten Zustellerinnen und Zusteller war aktuell ohnehin schon hoch, als sich in einer Nacht mehr als ein Dutzend weitere Kolleginnen und Kollegen krank meldete. So kurzfristig kann kein Arbeitgeber reagieren, und in der Folge wurden manche Zeitungen zu spät oder gar nicht zugestellt. Auch an dieser Stelle bitten wir noch einmal um Entschuldigung und Verständnis.

Blick nach Nordamerika

An Tagen wie diesen schalten wir natürlich unser ePaper frei. Denn seriöse Informationsquellen in Krisenzeiten wie diesen sind wichtiger denn je. Während sich die Schwerpunkte in der Kriegsberichterstattung gerade etwas verlagern: Da geht es immer noch um den eigentlichen Konflikt und die Schicksale der Beteiligten. Aber mittlerweile auch verstärkt um die Kosten, die mit dem Krieg verbunden sind: Bund, Länder und Kommunen streiten nun darüber, wer wem wie viel für die Kriegsflüchtlinge bezahlt. Unterbringung, Versorgung und Integration – dafür braucht es Geld.

Angesichts der Katastrophe, die der Krieg in der Ukraine anrichtet, wünscht man sich nichts mehr, als dass er  einfach beendet werden könnte; schnell und einfach auf friedlichem Wege. Zugegeben, der Vergleich hinkt - und dennoch gibt es ein schönes Beispiel für einen friedlichen Krieg in Nordamerika. Seit beinahe 50 Jahren streiten sich Dänemark und Kanada um die Hans-Insel. Da wächst nichts, dort lebt auch niemand, denn tatsächlich ist die Hans-Insel eher ein großer Felsen. Nichtsdestotrotz war die gerade einmal 1,25 Quadratkilometer kleine Fläche 1973 bei einem Grenzabkommen ausgelassen worden. Dänemark behauptet nun, die Hans-Insel im Kennedy-Kanal sei Teil von Grönland und damit halbautonomes dänisches Gebiet. Für die Kanadier gehört der XXL-Stein hingegen zur Region Baffin und damit zu ihrem Land.

Whisky für den "Feind"

2005 setzten beide Länder ihre Flaggen auf die Hans-Insel. 2012 wurde sich schließlich über die Seegrenze geeinigt, nicht jedoch über die Insel selbst. Und nun läuft es so: Unternimmt eine der beiden Nationen eine Expedition zur Hans-Insel, wird die Flagge des anderen Landes entfernt und die eigene gehisst. Nach unbestätigten Gerüchten hinterlassen die Dänen außerdem eine Flasche Aalborg für ihre „Feinde" – und die Kanadier eine Flasche Whisky.

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Wenn es bloß auch in Osteuropa so einfach wäre. Deputate könnte der Altkreis reichlich liefern: Schnaps, Schokolade, Fleisch, Wurst, Lebkuchen und vieles mehr. Würde es dabei helfen, auf das Modell Hans umzusteigen – gewiss wären all unsere Unternehmen sofort dabei.