Im Streit mit der Telekom - und die Kunden baden es aus

Halle. Das schnelle Internet kommt. Aber ganz langsam. Mitte April noch hatte die hallewestfallen.net darüber informiert, dass das vom NRW-Wirtschaftministerium geförderte Glasfasernetz in den ländlichen Teilen Halles planmäßig ab Ende Juli 2021 in Betrieb gehen werde. Alle an das neue Glasfasernetz angeschlossenen Haushalte würden voraussichtlich ab Mai 2021 vom Netzpächter Telekom im Rahmen der Vorvermarktung über die Vertragsangebote informiert. Soweit der Plan. &bdquo;Alles fertig, nur Telekom steht auf der Leitung" Die hallewestfalen.net, ein Tochterunternehmen der Stadt, hat mit der Verlegung des Leitungsnetzes und der Hausanschlüsse ihren Teil erledigt, damit rund 1.200 Wohneinheiten mit schnellem Internet versorgt werden können. Am 12. August soll das Netz an den Pächter Telekom übergeben werden. Doch schon im Vorfeld gab es Zweifel, ob dieser die Anschlüsse tatsächlich sofort freischalten würde. &bdquo;Unsere erste Information war, dass drei Monate vor Inbetriebnahme des Netzes die Vorvermarktung beginnen werde. Die Telekom hatte zunächst erklärt, man werde alle Kunden anschreiben und über die Möglichkeit informieren", sagte Johannes Wiese, einer der beiden Geschäftsführer der hallewestfalen.net GmbH. Doch die Briefkästen blieben leer, auch die Vorvermarktung fand nicht statt. Stattdessen liefen die Telefone beim TWO-Geschäftsführer heiß. Immer wieder erkundigten sich Kunden, warum es nicht vorangehe, warum sie noch keine Verträge abschließen können. Daraufhin schaltete sich jetzt auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Elvan Korkmaz-Emre ein und fragte offiziell bei der Telekom nach. Ihr Fazit: &bdquo;Alles ist fertig, nur Telekom steht auf der Leitung." Zu diesem Schluss kam sie aufgrund einer Rückmeldung durch den Magenta-Riesen, dass es nach der Übergabe der Netze noch bis zu 15 Wochen dauern solle, ehe Anschlüsse freigeschaltet werden könnten. &bdquo;Das ist für die Menschen vor Ort schwer verständlich", sagt die Bundestagsabgeordnete und will sich dafür einsetzen, dass es doch noch schneller geht. &bdquo;Das Problem ist die Übernahme der GIS-Daten" &bdquo;Das Problem ist die Übernahme der GIS-Daten", sagt Johannes Wiese. Diese Daten aus einem Geografischen Informationssystem (GIS) geben genaue Auskünfte beispielsweise über den Verlauf und die Lage von Leitungen. &bdquo;Wir haben der Telekom im Vorfeld Testdaten übermittelt und erhielten die Antwort, es gebe keine Probleme", sagt Johannes Wiese. Gab es dann doch. Denn jetzt teilte die Telekom mit, man könne die von der hallewestfalen.net GmbH übertragenen Daten nicht automatisch in das eigene System importieren. Bedeutet: Sie müssen manuell eingepflegt werden. Und das dauert seine Zeit. Sukzessive, Abschnitt für Abschnitt, sollen die Daten nun übernommen werden. &bdquo;Kunden können sich an den T-Punkt in Halle wenden", sagt Johannes Wiese. Von dort werden sie informiert, sobald der entsprechende Abschnitt freigeschaltet wurde. George McKinney, Sprecher der Telekom widerspricht dieser Darstellung. &bdquo;Es stimmt, die GIS-Daten sind so, wie sie angeliefert werden nicht 1:1 übertragbar. Das aber war uns bewusst und im Projektverlauf zeitlich eingepreist", so McKinney. &bdquo;Es gab erhebliche Defizite bei der hallewestfalen.net " Er sieht ganz andere Gründe für die Verzögerung und erhebt schwere Vorwürfe in Richtung des Projektpartners hallewestfalen.net. &bdquo;Auf deren Seite hat es erhebliche Defizite gegeben", sagt der Telekom-Sprecher und sieht eine Latte von Versäumnissen. &bdquo;Es wurden falschen Materialien verwendet, die nicht den Vorgaben entsprachen. Diese mussten wir im System händisch nachpflegen. Bis heute liegen außerdem nur vier der 28 Messprotokolle der Netzverteiler vor. Außerdem hat die hallewestfalen.net mit Kabellängen und Faserlängen gearbeitet, die deutlich zu lang waren. Die Folge: es kommt kein Signal an." &bdquo;Das System der Telekom ist veraltet. Und das wissen sie" Überrascht zeigte sich Johann Wiese von derartigen Vorwürfen. &bdquo;Der Fördermittelgeber legt ein Materialkonzept vor. Dieses Materialkonzept entspricht nicht dem Standard der Telekom. Das aber ist natürlich im Vorfeld mit der Telekom abgesprochen worden. Der Tenor: Es ist zwar nicht unser Standard, aber wenn es so vorgeschrieben ist, werden wir es umsetzen", erklärt Wiese zu dem Punkt, man habe ein falsches Material verwendet. Und zum Thema Kabellängen: &bdquo;Im Laufe des Projektes ist die Telekom auf uns zugekommen, weil ihr plötzlich aufgefallen ist, dass eine geplante Leitung von Künsebeck nach Kölkebeck zu lang war. Für sie sollte daher die sogenannte aktive Glasfasertechnologie eingesetzt werden statt der passiven, die wir verwenden. Diese Technologie kann aber nur die Telekom liefern." Wiese bleibt daher dabei: &bdquo;Es liegt an den Problemen beim Importieren der GIS-Daten. Sie müssen händisch übernommen werden, weil das System der Telekom veraltet ist. Und das wissen sie auch." Da klingt die Aussage von George McKinney wie der Blick auf eine andere Welt: &bdquo;Wir wissen, wie man Netze baut. Darin haben wir eine große Expertise. Wir sind keine Tölpel, die es nicht schaffen, GIS-Daten zu importieren." Beide sind sich hingegen einig darin, dass die Problematik im Sinne der Kunden schnellstens gelöst werden sollte. Wie lange das dauern wird, ist nicht klar.

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