Halle. „In Zeiten von Klimawandel und verstärkten Umweltschutzbemühungen haben wir darüber nachgedacht, was wir machen können", sagt Karl-Heinz Wöstmann. Der Fraktionssprecher der Haller UWG ist mit seinen Parteifreunden und Unterstützern zum Hof Wacker an der Tatenhausener Straße gekommen. Mit dabei ist auch UWG-Ratsmitglied Karin Kozlowski.
Bei einem Fernsehbeitrag über den Kiribaum war ihr die Idee gekommen, das aus Ostasien stammende Gewächs in der Lindenstadt anzusiedeln: „Ein Agraringenieur aus Bonn züchtet die Bäume seit zwölf Jahren und hat auch Flächen in Spanien." Nicht nur bei ihren Fraktionskollegen kam die Idee gut an, sondern auch bei den Landwirten Jürgen von Morsey und Christian Wacker. Sie erklärten sich bereit, Flächen für den Anbau der Kiribäume zur Verfügung zu stellen. Bei Christian Wacker sind es rund 100 Quadratmeter, auf denen fünf bis sechs Bäume Platz finden werden. Jürgen von Morsey wird 2.000 Quadratmeter zur Verfügung stellen, auf denen etwa 125 Bäume gepflanzt werden können.
Die UWG sieht sich als Initiator, will die Aktion aber möglichst für eine breite Öffentlichkeit öffnen. „Es wäre schön, wenn sich möglichst viele Menschen beteiligen und Partnerschaften übernehmen würden", sagt Karin Kozlowski und ergänzt: „Die Bäume müssen gepflegt und gewässert werden." Die Initiatoren hoffen, dass sich auch die Haller Schulen an dem Projekt beteiligen. „Das könnte zum Beispiel im Rahmen des Biologie-Unterrichts erfolgen."
Ein Setzling kostet 15 Euro
Ein Setzling kostet 15 Euro und laut Karin Kozlowski können die frostempfindlichen Bäume nach den Eisheiligen gepflanzt werden. Nun werden Interessenten gesucht, die junge Bäume kaufen und Patenschaften übernehmen. „Das will ich wohl machen" sagt Christian Wacker und Jürgen von Morsey erhöht sogleich: „Es können auch zwei oder drei sein." Wenn sie ausgewachsen sind, gehen die Kiribäume in den Besitz der Flächeninhaber über und können geerntet werden. Das kann bis zu fünf mal erfolgen und ist einer der vielen Vorteile des schnell wachsenden Baumes.
„Die alten Bäume bei Storck sind viele Jahre alt und wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Vielleicht können wir den Verlust mit Hilfe der Kiribäume etwas schneller ausgleichen", sagt Karin Kozlowski zum Abschluss in der Hoffnung, dass der Blauglockenbaum eine Erfolgsgeschichte in der Lindenstadt wird.
Hommage an Zarentochter Anna Pawlowna
Der Kiribaum ist in vielerlei Hinsicht sehr besonders. Die Erstbeschreibung der Gattung Paulownia erfolgte 1835. Der Name ehrt die russische Zarentochter Anna Pawlowna. Die Paulownien sind die einzige Gattung der Pflanzenfamilie der Blauglockenbaumgewächse. Der Kiribaum zeichnet sich durch sein extrem schnelles Wachstum von drei bis fünf Metern im Jahr aus. Er erreicht eine Höhe von rund 20 Metern und soll zirka fünf Mal so viel CO2 aus der Atmosphäre binden können wie Eichen und Buchen.
Nach Angaben eines Züchters bindet ein Hektar Kiribaum-Hybride zirka 35 bis 45 Tonnen CO2 im Jahr. Bei Mischwald/Nutzwald sollen es bis zu 13 Tonnen pro Jahr und Hektar sein. Das Holz der Kiribäume ist fast so leicht wie Balsaholz und wird zum Beispiel im Wohnmobil- und Instrumentenbau eingesetzt. Der Baum bevorzugt sonnige Standorte mit lockeren, sandigen Böden. Bereits nach zehn Jahren kann er eine Höhe von 15 Meteren und einen Durchmesser von 40 Zentimetern erreichen. Bei einer Eiche sind es 2,5 Meter und sieben Zentimeter.
Die Blätter können einen Durchmesser von bis zu einem Meter haben und sollen sehr proteinreich sein. Ein weiterer Vorteil des Kiribaumes: Ähnlich wie Weiden treibt er nach der Fällung wieder aus und kann somit bis zu fünf Mal komplett geerntet werden. Das Holz entzündet sich erst ab einer Temperatur von 400 Grad und ist damit erheblich feuerfester als normales Holz, dass ab 200 Grad in Flammen aufgeht. In Japan ziert der Blauglockenbaum das Wappen der Regierung und die 500-Yen-Münze.