Halle. Seit kurzem fällt ein Häuschen ins Blickfeld, von dessen Existenz so mancher Haller bisher noch nichts geahnt haben dürfte: auf der Großen Egge auf 312 Höhenmetern, gut zu sehen aus Eggeberg aber auch aus Halle selbst, von der Weststraße zum Beispiel. 67 Jahre versteckte sich das Technikhaus der Funkanlage hinter großen dunklen Fichten. Die sind jetzt weg. Gefällt, weil vom Borkenkäfer ausgelöscht.
Und viele Menschen in der Stadt entdecken das Häuschen zum ersten Mal, weil sie noch nie auf dem zweithöchsten Berg im Kreis Gütersloh waren. Zu sehen war von der Haller Seite bis zu den Fällaktionen nur das obere Drittel des rot weiß gestrichenen Gittermastes und etwa 30 Meter hohen Sendeturmes. Der wurde bereits 1953 gebaut, erinnert sich Landwirt Gerd Kisker aus Eggeberg: „Dafür haben wir damals von unserem Wald das Grundstücke abgegeben", sagt er.
Nach 20 Jahren brauchte die Bahn die Masten nicht mehr
Bereits ein Jahr später wurde die technische Anlage in Betrieb genommen. Der Turm war Bestand eines Richtfunknetzes, mit dem die Deutsche Bundesbahn ihre Fernzüge steuerte. Bereits 20 Jahre später war diese Technik allerdings Schnee von gestern. Der Sender wurde abgeschaltet, ein Teil der Antennenanlagen wurden demontiert. Wie lange dort oben nicht mehr gepowert wurde, ließ sich bei unseren Recherchen nicht feststellen. Die Bahn kann es nach eigenen Angaben nicht mehr nachverfolgen.
Seit einigen Jahren wird der exponierte Funkplatz aber wieder genutzt. Die Firma „American Tower" betreibt jetzt diese Anlage. Das Unternehmen ist in 17 Ländern weltweit unterwegs und hat sich darauf spezialisiert, Sendeanlagen für die Datenübermittlung zu führen. Mit ihren insgesamt 5.500 Mitarbeitern erwirtschaftete die Funkspezialisten 2018 rund 7,5 Milliarden US-Dollar Umsatz. Seinen deutschen Firmensitz hat das Unternehmen in Ratingen.
Der alte Gittermast ist als Antennenträger derzeit allerdings noch lange nicht ausgelastet, deshalb wirbt die Firma mit einem Schild um Mitbenutzer. Ansonsten spielt sich das Geschäft der Amerikaner geräuschlos hinter den gut gesicherten und überwachten Türen des automatisch gefahrenen Technikhauses ab. Auch die Zaunanlage wurde erneuert, die Betriebsanlage ist ebenfalls durch eine hohe Begrenzung gesichert.
Grandioser Ausblick ins Münsterland
Wegen der gefällten Bäume gibt es inzwischen vom Standort des Masten aus einen grandiosen Ausblick ins Münsterland. Der war bisher auch von den Fichten versperrt. Wer sich die Funkanlage ansehen und die Aussicht genießen möchte, kann den Höhenweg vom Hesseltal oder auch vom Wanderparkplatz an der Werther Straße erreichen – ganz schön anstrengend, denn es gilt viele Höhenmeter zu überwinden. Der Zugang über die Turmstraße in Eggeberg ist wegen der fehlenden Parkmöglichkeiten nicht zu empfehlen. Übrigens: Festes und schlammresistentes Schuhwerk sollten Neugierige dabei haben, da die Wege wegen der umfangreichen Fällarbeiten stellenweise sehr matschig sind.