Unter südlicher Sonne: Zwei Haller betreuen dutzende herrenlose Hunde

Zwei Haller betreiben ein außergewöhnliches Tierschutzprojekt in Spanien. Iris Beeke und Wolfgang Döring geben dort ausgestoßenen Hunden wieder Vertrauen zum Menschen – und suchen für sie ein liebevolles, neues Zuhause.

Im Welpen-Unterschlupf: Im weitläufigen Garten von Iris Beeke gibt es mehrere Häusschen, in die sich Hunde die Ruhe suchen, zurück ziehen können. Hier kuschelt Iris mit Perro de Agua-Mama Curly und ihren sieben Tage alten Welpen. | © Carolin Hlawatsch

27.02.2020 | 28.02.2020, 08:40

Halle/La Selva del Camp. „Sind die Welpen alle drinnen, Wolfgang? Dann können wir als Nächstes das Senioren-Rudel rauslassen", ruft Iris Beeke ihrem Mann durch den Garten zu, in dem jetzt im Februar die Mandelbäume herrlich in Weiß und Rosa blühen. Auf dem Rasen unter den Bäumen toben Hunde. 46 Vierbeiner leben derzeit bei dem aus Halle nach Spanien ausgewanderten Paar.

Einen komplett auf die Hunde abgestimmten Tagesrhythmus leben die beiden seit nunmehr vierzehn Jahren. Damals zog das Paar aus beruflichen Gründen nach Katalonien. Mit ihrem großen Herz für Hunde meldete sich Iris Beeke noch im Jahr ihrer Ankunft im Tierheim Tarragona als ehrenamtliche Helferin – und ihr Engagement wuchs stetig: Auf ihrem Grundstück im nahe gelegenen La Selva del Camp entstand ergänzend zum stets mit „Not-Fellen" überfüllten Tierheim ein Auffang für misshandelte oder ausgesetzte Hunde.

Info

Hilfe für die Hunde


Aktuell warten 240 Hunde im Tierheim Tarragona auf ein neues Zuhause. Iris Beeke und der Verein „Pfotenhilfe Tarragona e.V." sammeln stetig Spenden, um das Tierheim finanziell zu unterstützen. Wer die Hundehelfer in ihrem Engagement unterstützen möchte, hat dazu über dieses Spendenkonto die Möglichkeit: Pfotenhilfe Tarragona e.V., Sparkasse Koblenz, IBAN DE28 5705 0120 0000 2509 10, BIC MALADES1KOB.

Iris Beeke freut sich ebenso, wenn ein Hund das neue Zuhause in ihrer alten Heimat findet. Wer sich für einen Hund interessiert, bekommt detaillierte Auskunft über mail@pfotenhilfe-tarragona.de.

„Tierheim kann Hunde nicht rund um die Uhr betreuen"

Das Aufpäppeln und Vermitteln der Hunde ist für Iris Beeke zu einem Fulltime-Job geworden. „Das Tierheim Tarragona kann eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung aller Hunde gar nicht stemmen", weiß sie.

Fünf, braune bzw. braun-weiße Perro de Agua Welpen wurden ohne ihre Mutter auf der Straße gefunden und zum Tierheim Tarragona gebracht. Sie sind jetzt acht Wochen alt, gesund, einer frecher als der andere, leben bei Iris Beeke und können jetzt bald nach Deutschland ausreisen. - © Carolin Hlawatsch
Fünf, braune bzw. braun-weiße Perro de Agua Welpen wurden ohne ihre Mutter auf der Straße gefunden und zum Tierheim Tarragona gebracht. Sie sind jetzt acht Wochen alt, gesund, einer frecher als der andere, leben bei Iris Beeke und können jetzt bald nach Deutschland ausreisen. (© Carolin Hlawatsch)

Kurz vor Weihnachten wurde mal wieder ein Karton mit fünf Welpen darin vor dem Tierheim abgestellt. Diese Hundebabys nahm Iris Beeke sofort zu sich. „Hier haben sie es doch besser als hinter den Gitterstäben des Tierheims", sagt die Hundefreundin. Auch eine Hündin, die kurz vor der Geburt ihres Nachwuchses stand und von Tierschützern hochträchtig auf der Straße gefunden wurde, durfte bei Iris Beeke einziehen. Die sieben Welpen der spanischen Rasse „Perro de Agua Español" wachsen nun wohlbehütet auf, bekommen hochwertiges Futter, viel Zuneigung, werden gechipt, geimpft und durch den regelmäßigen Kontakt mit den anderen Hunden sozialisiert. Um all das kümmern sich Iris Beeke und Wolfgang Döring. Insbesondere die ganz jungen, ganz alten oder sehr sensiblen Hunde nehmen sie in ihre Obhut.

Hunde aus Spanien sind entspannter

Gerade für die größeren Hunde, die in Spanien keine guten Vermittlungschancen hätten, versucht Iris Beeke ein neues Zuhause in Deutschland zu finden. Dabei arbeitet sie mit dem Tierschutzverein Gießen und dem Tierheim Solingen zusammen. Rund zehn Mal im Jahr bringt ihr Mann Wolfgang eine Gruppe Hunde zu den Partner-Organisationen nach Deutschland, von wo aus die spanischen Vierbeiner weiter vermittelt werden. „Natürlich sind die deutschen Tierheime auch voll mit Hunden, aber die Tiere aus Spanien werden trotzdem gern angenommen. Sie bieten eine Ergänzung, sind oftmals vom Aussehen und Wesen her anders, viele von ihnen sind besonders familientauglich", zeigt Iris Beekes langjährige Erfahrung. „Genau wie die Menschen hier im Süden sind auch die Hunde irgendwie entspannter", sagt sie.

Motte (5 Mon.) ist lieb aber sehr unsicher. Sie wurde als ganz junger Welpe ausgesetzt. Ihr Selbstvertrauen muss noch aufgebaut werden. Mischlingshündin Motte braucht Menschen mit Hundeerfahrung. - © Carolin Hlawatsch
Motte (5 Mon.) ist lieb aber sehr unsicher. Sie wurde als ganz junger Welpe ausgesetzt. Ihr Selbstvertrauen muss noch aufgebaut werden. Mischlingshündin Motte braucht Menschen mit Hundeerfahrung. (© Carolin Hlawatsch)

Seit 2006 hat Iris Beeke bereits über 2.000 Hunde vermittelt. Einige Tierheim-Insassen gewann sie so lieb, dass sie für immer bei ihr bleiben dürfen. Darunter vier imposante spanische Hütehunde der Rasse Mastin Español. Generell habe sich das Verhältnis zu Hunden in den letzten Jahren in Spanien etwas gebessert. „Dennoch haben die Tiere und Gesetze zu deren Schutz nach wie vor einen deutlich geringeren Stellenwert als in Deutschland. Unkastrierte Hunde vermehren sich unkontrolliert und ungewünschte Welpen werden getötet oder ausgesetzt", berichtet Iris Beeke. „Während an den Promenaden der Costa Daurada Hunde an schicken Leinen Gassi geführt werden, gibt es gerade in den ländlichen Regionen noch Kettenhaltung sowie Hunde, die nur zu Bewachung des Hauses gehalten werden und außer ihrer Hundehütte nicht viel anderes im Leben sehen."