KWG verbietet Satellitenschüsseln

Weil die Kreiswohnstättengenossenschaft für 1.700 Wohnungen Aufträge an Unitymedia vergeben hat, erhalten nun alle Mieter Kabelanschluss. Ob sie wollen, oder nicht.

Udo Wolf, Mieter am Hartmanns Wäldchen, hat Ärger mit der KWG | © Uwe Pollmeier

Uwe Pollmeier
17.01.2020 | 17.01.2020, 05:03

Halle. „Das sieht doch gepflegt aus, die sind doch alle einheitlich“, sagt Uwe Wolf und zeigt auf die Dachkante der Mehrfamilienhäuser an der Straße Hartmanns Wäldchen. Wie an der Schnur gezogen stehen sie da, die Satellitenschüsseln, welche die große, weite Welt direkt auf die TV-Bildschirme zaubern. Einige sind weiß, andere braun oder silberfarben und auch beim Durchmesser variieren sie. Ein optischer Schandfleck seien die Schüsseln keineswegs, so Wolf. Keine Anlage, die am Balkongitter montiert ist und deren Kabel dann quer über die äußere Hauswand in Richtung Empfänger hängt.

Der Zwang schmeckt dem Mieter gar nicht

Seit 14 Jahren wohnt der 61-Jährige gemeinsam mit seiner Frau Monika in der Erdgeschosswohnung der Häuser, die zum Bestand der Kreiswohnstättengenossenschaft (KWG) Halle gehören. Kurz nach dem Einzug hatte er sich von der KWG die Genehmigung eingeholt, eine eigene Satellitenschüssel auf das Dach montieren zu lassen. Nun muss er diese wieder abmontieren lassen und die Kosten dafür tragen. „Vorhandene private Satellitenschüsseln sind unaufgefordert schadenfrei abzubauen. Bohrlöcher oder sonstige Beschädigungen an Gebäudeteilen sind fachgerecht zu beseitigen“, zitiert Wolf aus dem Schreiben der KWG vom 14. November 2019. Dafür bekommt er, ob er will oder nicht, einen Kabelanschluss von Unitymedia. Dadurch erhöhen sich seine Nebenkosten monatlich um sechs Euro. „Das Angebot an sich ist ja in Ordnung, Mich ärgert nur, dass ich dazu gezwungen werde“, sagt Wolf. Schließlich ist der im Rollstuhl sitzende Haller bestens zufrieden mit seinem TV-Angebot via Schüssel, zudem dieses ja keine monatlichen Kosten verursacht.

Die KWG zeigt durchaus Verständnis für Wolfs Verärgerung, will jedoch mit der Zeit gehen. „Bei Neuvermietungen ist der Zugang zu einem schnellen Internetanschluss ein wichtiges Argument“, sagt Sven Eisele vom Vorstand der KWG. Daher habe man sich entschieden, diese Modernisierung, die rein rechtlich gesehen keiner Zustimmung vom Mieter bedarf, durchzuführen.

„Wir sind stolz darauf, dass wir so einen günstigen Vertrag abschließen konnten“, sagt Eisele. Denn für die sechs Euro im Monat bekommen die Mieter nicht nur Kabelfernsehen, sondern auch einen sechs MBit starken Internetanschluss ohne Zeit- und Volumenbegrenzung. „Dieser Preis war nur möglich, weil wir den gesamten Bestand in Auftrag gegeben haben“, sagt Eisele und setzt auf das Solidaritätsprinzip der Mieter. Private Einzelkunden von Unitymedia zahlen derzeit allein für das Kabelfernsehen monatlich 20,99 Euro.

Derzeit gehören der KWG 1.773 Wohnungen, wovon rund 1.000 bereits den Unitymedia-Anschluss erhalten hätten. „Die anderen folgen in den kommenden Wochen“, sagt Eisele. „Der Schüsselwildwuchs war nicht mehr zu händeln“, nennt Eisele ein weiteres Argument für die Umstellung, denn nicht überall sind die Satellitenempfänger so akkurat montiert wie in der Nachbarschaft von Uwe Wolf.

72 Euro im Jahr sind viel für HartzIV-Empfänger

„Manchen tun sechs Euro im Monat richtig weh, weil sie Hartz IV beziehen“, ärgert sich Wolf indes weiter. Jeder Euro mache sich dann bemerkbar und da seien 72 Euro im Jahr viel für etwas, was man nicht benötige. Die KWG habe, so Wolf, doch eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mietern.

„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, mussten sie aber treffen“, sagt Eisele abschließend. Es sei klar, dass man nicht allen Mietern damit eine Freude mache, aber es sei ein notwendiger und sinnvoller Schritt.

„Und wenn es irgendwelche Probleme gibt, sollen die Mieter sich einfach bei uns melden“, sagt Eisele und begegnet damit einer weiteren Kritik Wolfs. „Der Hofdienst funktioniert nicht. Der Efeu wächst überall und sollte eigentlich zwei Mal pro Jahr geschnitten werden“, sagt der 61-Jährige. Pro Jahr seien dafür etwa 20 Euro fällig.

Eisele erklärt dazu, dass man der beauftragten Firma mitgeteilt habe, dieses nachzuholen. „Wir müssen es nur wissen, dann handeln wir auch“, sagt der KWG-Vorstand.