
Halle. Ende 2007 schloss die in Bocholt ansässige Textilrecyclingfirma Borgers nach rund 70 Jahren ihren Standort in Halle. Danach verfiel das 17.000 Quadratmeter große und mittlerweile umzäunte Gelände am Klingenhagen in einen Dornröschenschlaf. Ende 2017 kam dann plötzlich wieder Bewegung in die Sache. Die Georg-Müller-Schule, eine evangelikale Bekenntnisschule mit Stammsitz in Bielefeld, wollte eine Sekundarschule auf dem Gelände bauen. Diese Idee fand jedoch in der Politik keine Mehrheit, so dass man schließlich eine Wohnbebauung ins Auge fasste und die Stadt das Gelände 2018 kaufte. Seitdem ist es, abgesehen vom Fund eines toten Obdachlosen auf dem Areal im vergangenen März, wieder ruhig geworden. Und das wird sich, wie Bauamtsleiter Jürgen Keil nun dem Haller Kreisblatt gegenüber sagt, wohl auch in den nächsten drei Jahren nicht sichtbar ändern.
Die Umgestaltung wird lange dauern
„Bevor hier überhaupt eine Schippe weggefahren wird, dürfte es wohl 2023 sein", sagt Keil. Er rechne damit, dass zumindest das laufende Jahr und auch 2021 ausschließlich für Untersuchungen und Ausschreibungen genutzt werden. Trotz der langen Wartezeit sei es jedoch ein Glücksfall, dass der Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) das Projekt in seinen Maßnahmenplan 2019 aufgenommen habe. „Der AAV übernimmt 80 Prozent der Kosten, die restlichen 20 Prozent verbleiben bei der Stadt", erklärt Keil. Da könne man, angesichts von zu erwartenden Kosten von mehreren 100.000 Euro, durchaus schon mal geduldig sein. Allein für den ersten Schritt, die vorbereitenden Maßnahmen in Form von Untersuchungen und dem Aufstellen eines Sanierungsplanes, rechnet Keil mit bis zu 300.000 Euro, was dann für die Stadt 60.000 Euro bedeuten würde. Über die Höhe der Kosten für den zweiten Abschnitt, bestehend aus der eigentlichen Altlastenentfernung, kann Keil derzeit nichts sagen. Sicher sei aber, dass diese Arbeiten die erheblich teureren sein dürften.
Fest steht indes, dass sich die in Hattingen ansässige AAV in Kooperation mit der Stadt Halle an der Reaktivierung des Borgers-Geländes beteiligen wird. Diese Gesellschaft wird jeweils zur Hälfte von der Industrie und vom Land finanziert.
Mit dem kurz vor Weihnachten seitens der Stadt unterschriebenen und somit abgeschlossenen öffentlich-rechtlichen Vertrag habe man, erklärt Jürgen Keil, nun den nächsten Schritt gemacht. Dieser müsse jetzt noch vom Kreis Gütersloh unterschrieben werden. Aber das sei – sofern inzwischen vielleicht nicht schon erfolgt – nur reine Formsache.
„Wenn man alleine die Gebäude betrachtet, wird klar, dass man hier einige Kubikmeter wegräumen muss. Zudem ist viel Erde aufgeschüttet worden, das Gebäude hat einen Höhensprung", sagt Keil. Auch hier müsse viel Geld in die Hand genommen werden.
„Wir haben derzeit beim Borgers-Gelände keine große Eile, da wir noch viele andere Sachen am Laufen haben", betont Keil. Der Bebauungsplan sei aufgestellt, die Förderung gesichert. Nun gelte es abzuwarten, bis vielleicht 2023 die ersten Bewohner in die neuen Immobilien einziehen werden.