Modeunternehmen

Gerry Weber AG lässt Insolvenzverfahren hinter sich

Als die Gerry Weber AG im Januar 2019 einen Insolvenzantrag stellte, war das eine Erschütterung der heimischen Wirtschaft, obwohl sich die Pleite abgezeichnet hatte. Jetzt ist die Firma gerettet.

Martin Krause
02.01.2020 | 02.01.2020, 10:42

Halle. Das Insolvenzverfahren für den Modekonzern Gerry Weber ist Geschichte: Das Unternehmen könne mit Beginn des Jahres 2020 einen Neustart einleiten, teilte Vorstandssprecher Johannes Ehling mit. "Das neue Jahr beginnt Gerry Weber wieder als Unternehmen im Normalbetrieb mit einer soliden Kapitalbasis, neuen Eigentümern und mit einem klaren Konzept für die Zukunft", so Ehling.

Der Antrag für ein Insolvenverfahren in Eigenverwaltung war vor fast einem Jahr am 25. Januar 2019 gestellt worden.
Ein Ergebnis des Verfahrens war, dass Unternehmensgründer Gerhard Weber, sein Sohn Ralf Weber, die Erben des Mitgründers Udo Hardieck sowie alle anderen Aktionäre ihre Beteiligungen verloren. Andererseits konnte der Kern des Unternehmens mit 3.600 Arbeitsplätzen erhalten werden. Die Gläubiger hatten dem Insolvenzplan am 18. September zugestimmt. Neue Großaktionäre sind die Investmentfirmen Robus Capital Management, Whitebox Advisors und J.P. Morgan Securities.

Ungewöhnlich hohe Quoten für die Gläubiger

"Ich freue mich sehr, dass Gerry Weber das Verfahren jetzt erfolgreich beenden konnte", erklärte Sachwalter Stefan Meyer. "Besonders hervorzuheben ist, dass die Gläubiger eine überdurchschnittlich hohe Quote erhalten", so der Rechtsanwalt aus Lübbecke (Pluta GmbH). Die Gläubiger könnten auf ihre Forderungen mit ungewöhnlich hohen Befriedigungsquoten von rund 32 Prozent bis zu mehr als 50 Prozent rechnen.

"Gerry Weber hat wieder eine Zukunft", erklärte auch der ehemalige Generalbevollmächtigte Christian Gerloff. Das Insolvenzverfahren sei "ein Musterbeispiel für das gelungene Zusammenspiel aller Beteiligten in der Eigenverwaltung", so Gerloff. "Nur so war es möglich, ein solch großes und komplexes Verfahren innerhalb nicht einmal eines Jahres zu beenden." Die weit überwiegende Zahl der Arbeitsplätze bei Gerry Weber und der inzwischen verkauften Tochterfirma Hallhuber sei dabei gerettet worden. Allein in Deutschland habe der international aktive Konzern noch mehr als 200 Filialen, so ein Sprecher.

Weitere Sanierungsschritte stehen freilich noch aus. Zur Befriedigung der Gläubiger sollen unter anderem das riesige Logistikzentrum im Haller Gewerbepark Ravenna und die restliche Beteiligung an der Modekette Hallhuber verkauft werden.