Kuriose Umfrage

Nach Gratis-Pizza: Borgholzhausener Streetworker präsentiert Wunschliste

Über Wochen hat Marcel Kay Kinder und Jugendliche zur „Pizza Parti“ eingeladen. Es war die Gelegenheit, ihre Lebenswirklichkeit in Borgholzhausen besser kennenzulernen. Nun gibt es erste Ergebnisse.

Streetworker Marcel Kay präsentierte jetzt erste Ergebnisse der Umfrage in Borgholzhausen. | © Alexander Heim

12.09.2025 | 12.09.2025, 09:22

Borgholzhausen. Es ist ein wolkenverhangener Freitag, als Marcel Kay mit seinem Pizza-Ofen noch einmal Station auf dem Parkplatz des Ravensberger Stadions macht. Nach einem heftigen Regenschauer am Vortag sind nur einige wenige Jugendliche vor Ort. Auf mehreren Wänden hat Marcel Kay Plakate platziert. Sie zeigen die ersten Ergebnisse seiner Fragebögen. Schließlich gab es bei der „Pizza Partizipazione“ jeweils dann eine Gratis-Pizza, wenn man sich an einer anonymen Umfrage beteiligte.

Gab es bei den Ergebnissen Überraschungen? „Das würde ich gar nicht so sagen“, erklärt Marcel Kay. „Es war eher das, was ich mir vorgestellt habe.“ Sieben Themenfelder hat der Streetworker zu beleuchten versucht. Um Mobilität ging es etwa, um Bildung, aber auch um die Frage, mit wem die Kinder und Jugendlichen am ehesten sprechen, wenn es mal Probleme gibt.

Interessant war der Aufenthaltsradius der Teilnehmenden. Denn neben Borgholzhausen spielen auch Werther, Bad Rothenfelde, Versmold, Bielefeld und Halle eine große Rolle. „In Sachen Digitalität hätte ich gedacht, dass es den Mädchen und Jungen eher um Social Media geht. Aber einige haben geäußert, dass sie gerne lernen würden, wie man programmiert“, sagt Kay. Wenig verwunderlich war für den Mitarbeiter des AWO-Kreisverbandes Gütersloh hingegen, welche Apps die Top Scorer in Sachen Beliebtheit bei den Kindern und Jugendlichen sind. Snapchat und WhatsApp liegen da ebenso hoch im Kurs wie Insta, TikTok oder Spotify. Dass auch Kinder sich an der Umfrage beteiligt haben, zeigen Ergebnisse wie Anton oder Frag Finn.

Ein Wunsch: Die „Nummer gegen Kummer“ speziell für Borgholzhausen

Was die Frage nach möglichen Beratungsangeboten in Borgholzhausen angeht, haben die Kinder und Jugendlichen einen breiten Bogen gespannt. Infos zu Jobstellen würden sie sich ebenso wünschen wie Justizberatung oder Angebote die psychische Gesundheit betreffend. Eine „Nummer gegen Kummer“ – konkret für Borgholzhausen - fänden einige von ihnen ebenfalls gut. Und dass es Angebote in Richtung Neurodiversität oder Treffpunkte in Sachen LGBTQ+ gäbe.

Was würdet ihr in Pium verändern, wenn ihr eine Milliarde Euro zur Verfügung hättet? Die Kinder und Jugendliche haben dafür Ideen. - © Alexander Heim
Was würdet ihr in Pium verändern, wenn ihr eine Milliarde Euro zur Verfügung hättet? Die Kinder und Jugendliche haben dafür Ideen. (© Alexander Heim)

Spannend waren auch die Antworten der Jugendlichen auf die Frage, was sie täten, wenn es eine Milliarde Euro zu verteilen gäbe. Dann hätte Borgholzhausen eine Kartbahn und ein Kino. Es gäbe einen Ninja-Trail oder Gelegenheiten zum Klettern. Und auch Paintball würde gespielt und ein Trampolin genutzt. Vor allem aber gäbe es Treffpunkte, die man auch im Winter ansteuern kann. Was das Jugendzentrum angeht, gefällt dem ein oder anderen „der Tonfall“ dort nicht. Bemängelt wird aber auch, dass Sitzgelegenheiten fehlten. Rund ums Stadion fehlt den Befragten ein Mülleimer. Und es mangelt ihnen an passender Beleuchtung.

Für sieben Themenbereiche präsentierte der Borgholzhausener Streetworker nun erste Ergebnisse. - © Alexander Heim
Für sieben Themenbereiche präsentierte der Borgholzhausener Streetworker nun erste Ergebnisse. (© Alexander Heim)

Aufhorchen ließ Marcel Kay eine Stimme in Sachen Mitbestimmung. „Ein bisschen Mitbestimmung finde ich nicht so schwer. Aber um wirklich etwas zu erreichen, muss man sich schon mehr bemühen. Das ist mir dann eher zu viel“, erklärte der oder die Jugendliche. Und dann gab es da auch noch Fragen rund um die Bildung und dazu, was dem Einzelnen beim Lernen hilft. „Ein ruhiger Ort“, war da etwa zu lesen. „Leute, die mich unterstützen“, stand anderweitig geschrieben. Wenn, dann sollte dieses Lernen analog stattfinden, und zwar mindestens ein Mal die Woche zu festen Zeiten, finden die Befragten.

Wünsche der Borgholzhausener Jugendlichen sollen besprochen werden

Zwischen 13 und 27 Antworten gab es auf die einzelnen Fragebögen. Die komplette Auswertung will Marcel Kay nach der anstehenden Kommunalwahl mit der Lokalpolitik besprechen. Er hofft, dass sich Kinder und Jugendliche in kleinen Gruppen vielleicht weiter für einzelne Themenbereiche starkmachen.

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Der Pizza-Ofen, den er sich bei den Kollegen des Spielmobils ausgeliehen hat, wird nun vorerst wieder viel Zeit zum Auskühlen haben. „Jetzt liegt mein Schwerpunkt erst einmal wieder bei der aufsuchenden Jugendarbeit“, blickt Marcel Kay in die nahe Zukunft. Dabei ist ihm stets eines wichtig: „Ich möchte, dass sich alle wohlfühlen können im Gespräch.“ Das soll ebenso für die Vorstellung der kompletten Ergebnisse im neuen Jugendausschuss gelten. Vielleicht stellen dann Mädchen und Jungen nicht nur die Projekte vor, sondern stehen auch für ihre eigene Sache ein. Dann hätte der kleine belegte Teigfladen in Sachen Demokratiebildung so einiges ins Rollen gebracht.

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