Beeindruckendes Comeback: Künstler aus Borgholzhausen überlebt Schlaganfall

Borgholzhausen. Gut 15 Monate ist es her, dass Matthias Poltrock der Schlag getroffen hat. Gut 15 Monate, dass der Künstler aus Borgholzhausen einen schweren Hirninfarkt erlitt, scheinbar aus dem Nichts. Seitdem kämpft sich der 62-Jährige langsam wieder zurück ins Leben. Manchmal mit kleinen Rückschlägen, aber vor allem mit immer größeren Erfolgen. Im vergangenen Jahr, als wir ihn besucht hatten, war die Stimme noch leise und rau und auch etwas höher als vor dem Schlag. Die linke Hand ließ sich damals noch kaum bewegen, der Gang langsam und leicht nach vorne gebeugt. Jetzt, ein Jahr später, gibt Poltrock ein ganz anderes Bild ab. Der Blick ist klar, viel von seiner alten Stärke ist zurück, er hat seine Tätigkeit bei seinem alten Arbeitgeber wieder aufgenommen und steht wieder regelmäßig im Atelier – den Kopf voller Pläne. Einen davon realisiert er aktuell mit dem Kulturverein Borgholzhausen unter dem Vorsitz von Astrid Schütze. Es wird eine neue Ausstellung geben, eine besondere Ausstellung. Der Titel lautet &bdquo;Idyll und Chaos“. Gemeinsam sitzen die beiden zusammen mit Manfred Warias vom Kulturverein und Poltrocks Ehefrau Martina Schnitt vor dem Heimathaus in der Sonne. Sie hat ihren Mann mit dem Auto hergefahren, denn selbst wird er einen Wagen auf absehbare Zeit nicht steuern können. Fußgänger kommen vorbei, man grüßt sich fröhlich, plaudert kurz. Dann zeigt Astrid Schütze auf das alte Gebäude an der Freistraße. Borgholzhausener Künstler bekommt Dauerausstellung im Heimathaus &bdquo;Bevor ich zum Verein kam, wurde hier 20 Jahre dieselbe Ausstellung gezeigt. Und dann folgten noch zehn weitere Jahre – wir haben das einfach nie infrage gestellt“, sagt sie und lächelt. &bdquo;Erst vor drei Jahren kam uns die Idee, wechselnde Dauerausstellungen zusammen mit hiesigen Künstlern zu etablieren – immer so für ein Jahr, anderthalb.“ Zuletzt waren Werke von Günter Schlömann und Viola Friedrich zu sehen. Jetzt folgt Matthias Poltrock. Der Rekonvaleszent freut sich über dieses Projekt, sehr sogar, und dankbar ist er auch. &bdquo;Hier wird nun ein Jahr lang immer etwas Neues zu sehen sein, wir werden regelmäßig durchtauschen.“ Poltrock, der sein Atelier in DaunTown hat, ein Atelierhaus in einer ehemaligen Daunenfedernfabrik in Borgholzhausen-Kleekamp, wird obendrein sogenannte &bdquo;Zwischendurch-Veranstaltungen“ organisieren, untermalt von akustischen Installationen wie Meeresrauschen zum Beispiel. Und zum Verkauf stehen seine Arbeiten auch, klar. Bis Weihnachten hat das Haus jeden Mittwoch und jeden Sonntag von 15 bis 18 Uhr geöffnet.Lesen Sie auch: Brutale Nervenkrankheit lässt Haller Handwerker durch die Hölle gehenGemeinsam geht die Gruppe nun durch das Museum, das 1799 als Ackerbürgerhaus gebaut wurde, und bespricht letzte Details dazu, wie die Bilder in der ersten Variante gehängt werden. Jene Bilder, die die Menschen ab Sonntag, 4. Mai, sehen, wenn die Ausstellung um 15 Uhr eröffnet wird und zunächst Astrid Schütze, dann die Kulturjournalistin Dr. Silvana Kreyer spricht. Comeback nach Schlaganfall mit knallbunter Kunst Im Vorfeld geht Matthias Poltrock auf seine Arbeiten ein – unter anderem auf die Farbfeldmalerei: &bdquo;Visuelle Angebote, die eine gewisse Tiefe und Bewegung erzeugen. Ich spiele mit Transparenz und Opazität, um verschiedene visuelle Effekte zu erzielen. Diese Technik ermöglicht es mir, die emotionale Wirkung von Farbe zu erforschen, ähnlich wie es die älteren Farbfeldmaler tun“, beschreibt er. &bdquo;Meine Arbeiten laden den Betrachter ein, für sich die Beziehung zwischen Farbe, Form und Raum zu genießen.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Matthias Poltrock (@poltrockmatthias) Der Künstler blickt zu seinem Auto, in dem eines seiner Werke liegt. Ein wenig schwankt er zwischen großer Dankbarkeit einerseits und Verzweiflung andererseits. &bdquo;Ich verzweifle fast jeden Tag“, räumt er offen ein. &bdquo;Jeder Kleinscheiß ist anstrengend, oft bin ich müde und platt und ungeduldig, und es braucht so viel Selbstmotivation. Aber der Optimismus überwiegt. Was Martina leistet, ist nicht mit Worten zu beschreiben, es ist großartig.“ Und dann erinnert er sich an diese Worte: &bdquo;In guten Zeiten ist das Schicksal eine warme Hand, die oberhalb des Steißbeins liegt und dich sanft schiebt. In schlechten ist es die kalte Hand, die aufs Brustbein drückt und dich ausbremst.“ Matthias Poltrock setzt zusammen mit seiner Familie und seinen Freunden alles daran, diese warme Hand wieder zu spüren. Jeden Tag etwas mehr, das Leben immer etwas knallbunter – wie die Kunst. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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