Borgholzhausenerin schließt ihr Blumengeschäft nach fast 20 Jahren

Borgholzhausen/Dissen. Es ist ein schwerer Abschied für Annette Riedich. Wenn sie über die bevorstehende Schließung ihres Blumengeschäftes &bdquo;Kaffeeblume“ in der Dissener Heinrichstraße spricht, kämpft sie mit den Tränen. Am 1. März wird sie ihre Türen endgültig schließen – aber nicht ganz freiwillig. Die zunehmenden Bürokratiehürden und der anhaltende Fachkräftemangel haben ihr die Entscheidung abgenommen. &bdquo;Ich habe einfach die Schnauze voll“, bringt sie ihre Frustration auf den Punkt. Seit zwei Jahren sucht die 61-Jährige vergeblich nach Verstärkung für ihr Floristikgeschäft. &bdquo;Und wenn sich doch mal jemand meldet, hat er utopische Vorstellungen von Arbeitszeiten und Lohn“, berichtet die Piumerin. So stemmt sie den gesamten Betrieb inklusive Bürokram und Einkauf mit zwei Teilzeitkräften – von der Ladenöffnung am Morgen bis zum Feierabend am späten Abend. Die notwendigen Büroarbeiten erledigt sie nachts und an den Wochenenden. Besonders belastend sind die neuen gesetzlichen Anforderungen. &bdquo;Seit Januar muss ich für die Meldung zur Sozialversicherung meiner Mitarbeiter das Programm Elster nutzen“, erklärt sie. &bdquo;Das kostet mich extra Geld. Ich zahle also dafür, dass ich zahle.“ Die seit Anfang des Jahres verpflichtende E-Rechnung bringt weitere Herausforderungen mit sich, da sie über spezielle Plattformen übermittelt werden muss – verbunden mit neuen Softwarekosten. Papierkram raubt Borgholzhausener Geschäftsinhaberin den Nerv &bdquo;Ich wollte nie am Schreibtisch sitzen, sondern mit meinen Händen arbeiten“, sagt Annette Riedich. Doch der Papierkram nehme mittlerweile so viel Zeit in Anspruch, dass ihr kaum noch Raum für ihre eigentliche Leidenschaft bleibe: die Floristik. Besonders in der Weihnachtszeit, einer der geschäftsintensivsten Perioden, sei sie fast rund um die Uhr im Einsatz gewesen. &bdquo;Ich habe kaum geschlafen“, erinnert sie sich. Zu diesem Zeitpunkt fasste Annette Riedich den Entschluss, die &bdquo;Kaffeeblume“, an der ihr Herz hängt, aufzugeben. Ähnliches Schicksal: Blumenladen im Borgholzhausener Zentrum geschlossen Ihr Weg in die Floristik begann über Umwege. Ursprünglich als Einzelhandelskauffrau ausgebildet, entdeckte sie ihre Liebe zu Blumen während ihrer Zeit in einem Floristikgeschäft in Versmold. Im Jahr 2000 machte sie sich selbstständig und begann, Blumenarrangements aus ihrer Diele in Westbarthausen heraus zu verkaufen. 2006 pachtete sie gemeinsam mit einer Bekannten die Gärtnerei Doht in Dissen. Ihre Geschäftspartnerin betrieb dort eine Cafeteria, während sie den Blumenladen führte – daraus entstand der Name &bdquo;Kaffeeblume“. Das Café musste bereits nach eineinhalb Jahren schließen, doch der Blumenladen blieb bestehen und floriert bis heute. &bdquo;Es tut mir schon weh, all das hinter mir zu lassen“, gesteht Annette Riedich. Derzeit verkauft sie ihre letzten Waren zu reduzierten Preisen. Am Samstag, 1. März, wird sie bis 14 Uhr noch einmal für ihre Kunden da sein. &bdquo;Ich werde mich verabschieden und mit ihnen einen Kaffee trinken“, sagt sie. Nach der Schließung des Geschäfts bleibt mehr Zeit fürs Enkelkind Nach der Schließung ihres Geschäftes wird Annette Riedich einige Monate benötigen, um die &bdquo;Kaffeeblume“ auszuräumen. Doch was kommt danach? &bdquo;Nichts“, sagt sie mit einem Lächeln. Sie freue sich darauf, einfach da zu sitzen und die Natur zu beobachten – etwas, das sie seit 19 Jahren nicht mehr getan habe. Auch ihr Enkelkind in Dissen möchte sie endlich häufiger sehen. &bdquo;Ich bin mit meiner Entscheidung im Reinen“, betont sie. Denn trotz aller Wehmut und Tränen, sie sie schon vergossen hat, sieht sie es wie Paulo Coelho: &bdquo;Wenn es dich deinen Frieden kostet, dann ist es zu teuer.“ Aktuelle Nachrichten bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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