Wildschweine auf Vormarsch in Borgholzhausen: So gehen Jäger dagegen vor

Borgholzhausen. Sie sind aktiv, wenn die meisten Menschen in ihrer Tiefschlafphase ruhen, zwischen zwei und vier Uhr nachts. Viele haben sie in freier Wildbahn noch nie gesehen. Und dennoch, sie sind im Teuto zwischen Halle und Borgholzhausen zu Hause, inzwischen sogenanntes Standwild, wie ihre Spuren sicher verraten. Rund 20 Wildschweine sind in den vergangenen zwölf Monaten in diesem Bereich geschossen worden. Zu wenig – finden mache Ackerbauern und Schweinemäster, denn Wildschweine gelten als Verbreiter der Afrikanischen Schweinepest und fallen gern in Weizen- , Mais- oder Kartoffelschläge oder Wiesen ein. Kaum ein anderes Waldtier ist so intelligent und vorsichtig wie das Wildschwein. Ohne Wärmebildtechnik für die Beobachtung und zulässiger Nachtsichttechnik zur Unterstützung eines sicheren Schusses wäre die Bejagung kaum erfolgreich. Die Schweine finden im Teutoburger Wald zurzeit beste Bedingungen. In den dichten Schonungen, die in den Neuaufwuchsflächen nach Sturm und Käferbefall entstanden, sind sie auf mehreren 100 Hektar Waldfläche zwischen Borgholzhausen und Halle gut geschützt. Erlaubte Lockmittel interessieren Wildschweine nicht Die Lebensbedingungen sind hervorragend: Wasser der Quellen von Hessel und Violenbach sprudeln ganzjährig, in den Wäldern stehen Buchen und Eichen und eingefasst ist der Wald von Ackerflächen auf denen Mais, Weizen und Kartoffeln angebaut werden. Und Wiesen gibt es auch, in denen die Schwarzen gern einmal tiefgründig nach eiweißhaltigen Würmern graben. Das bedeutet: Eine fast ganzjähriger durchgehende perfekte Versorgung. In diesem Jahr sind die Schäden in Mais und Weizen relativ gering, weil es im Wald ganzjährig eine gute Futterversorgung gab, bestätigen die Landwirte Hartmut und Tim Fischer sowie Jürgen Freiherr von Morsey-Picard. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Das macht die Bejagung allerdings zusätzlich schwierig. Das erlaubte Lockmittel Mais interessiert die &bdquo;Wutzen“ wenig bis gar nicht, weil Erntereste und eine starke Eicheln- und Bucheckernmast noch ein paar Wochen ausreichen, bevor sie nach dem Mais des Jägers suchen, wenn der Magen knurrt. Dazu kommt, dass die Schweine im Gegensatz zu Rehwild keine Standorttreueleben. &bdquo;Sie kommen heute und morgen und dann eine Woche nicht mehr“, sagtJagdpächter Jens Heidemann aus dem Landesrevier Ravensburg und trauert nacherfolglosem Ansitz dem entgangenen Schlaf nach. Jagd ist oft ein Lotteriespiel für Jäger Und so ist auch für den Jäger der Sichtkontakt mit einem Schwein im hohen Maßeein Lotteriespiel, bei dem es an der Waffe gute Nerven verlangt, damit sich der Jäger das passende Stück über seine Wärmebildkamera schnell aussucht (&bdquo;es anspricht“, wie die Jäger sagen) und dann umgehend beschießt, denn in einer Rotte ist immer Bewegung und schnell ist sie wieder verschwunden. Wenn ein Wildschwein unvorsichtig wird, kann es auch schon mal bei Tageslichteinem Jäger vor die Flinte laufen. So geschah es zuletzt im Oktober, als eine ältere Schweinedame einem Jäger im Hesseltal ihre Breitseite zeigte. Eine Stunde später hing sie im Kühlhaus. Auch das Auffinden und die Bergung eines erlegten Schweines ist schwierig undverlangt ein Team. Oft laufen die Tiere trotz eines guten Schusses noch eineordentliche Strecke und müssen nachgesucht werden. Wegen ihrer Gefährlichkeitdarf dies kein Jäger allein ausüben, denn sterbende Schweine greifen rücksichtslos an. Hoher Schwarzwild-Bestand kann Mastbetriebe gefährden Ist das Stück gefunden, muss das Schwergewicht an den nächsten Weg gezogen werden – was oft nur mit einem Traktor möglich ist – und dann muss noch die geeignete Kühlung organisiert werden. Blut- und Gewebeproben zur Untersuchung auf Afrikanische Schweinepest und Trichinen-Fadenwürmer beenden den ersten Teil der Wildschweinjagd. &bdquo;Wildschweinjagd erfordert Durchhaltevermögen“, bestätigt Ulrich Schwittay, der in Tatenhausen die Schlossjagd gepachtet hat und seit Jahrzehnten in diesemSprengel unterwegs und in diesem Jahr auch ein Stück auf der Strecke hatte. Trotzdem müssen die Jäger &bdquo;dranbleiben“, denn ein zu hoher Wildschweinbestand gefährdet beim Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest die heimischen Mastbetriebe, sagen die Veterinäre bei den staatlichen Gesundheitsämtern. Und das möchte niemand. Anmerkung der Redaktion: Unser ehemaliger Redaktionsleiter Herbert Gontek ist selbst passionierter Jäger.

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