Lebkuchen Schulze in Borgholzhausen: Verkaufsschlager "süße Eimer"

Borgholzhausen. Mit Arne Knaust über das Wetter zu reden, kann irritieren. &bdquo;Für uns ist dieses schmuddelige Novemberwetter am besten“, sagt er: &bdquo;Kalt, nass, dunkel.“ Da komme er in Stimmung. Man muss wissen, dass Arne Knaust von diesem &bdquo;usseligen“ Wetter profitiert. Oder besser: Das Geschäft seiner Firma. Knaust ist Chef des Borgholzhausener Lebkuchenherstellers Schulze. Er führt das traditionsreiche Familien-Unternehmen bereits in sechster Generation. Lebkuchen ist Saisonware. Lebkuchen lieben die Deutschen besonders zur Weihnachtszeit. Ergo: &bdquo;Am besten für unser Geschäft sind natürlich klirrende Kälte und weißer Schnee, aber so wie jetzt ist auch schon in Ordnung“, berichtet der 33-Jährige. So wie jetzt sind acht Grad Celsius und zwischen zwei Regenschauern. Als Beleg für die Knaust’sche These muss der Besucher nur einen Blick in das Ladencafé an der Piumer Freistraße werfen. Dort tummeln sich die Kunden zwischen der süßen Auslage und den Regalen. Ein älteres Ehepaar schiebt soeben einen prall gefüllten Einkaufswagen durch die Eingangstür zum Parkstreifen. &bdquo;Das reicht noch lange nicht. Ich komme gleich noch einmal wieder“, ruft sie dem Personal zu. Verkaufszahlen der Borgholzhausener leicht unter Vorjahresniveau Auch eine Tür weiter, in einem zweiten Verkaufsbereich, drängelt sich die Kundschaft. Hier sieht es eher wie in einem Lager aus als wie in einem liebevoll gestalteten Laden. Doch das hat seinen Sinn. Hier verkauft Schulze die beliebten &bdquo;Eimer“ und &bdquo;Boxen“. Kiloweise Spekulatius, Lebkuchen, Dominosteine oder Pfeffernüsse. Der Absatz ist so rasant, dass sich die Kunden ihre Ware direkt von der Palette nehmen. Dennoch, der erste Eindruck an diesem November-Morgen trügt. &bdquo;Bis jetzt liegen die Verkaufszahlen leicht unter dem Vorjahresniveau“, erklärt Arne Knaust. Allerdings gebe es keinen Grund für eine Weltuntergangsstimmung. Knaust schiebt das aktuelle Minus aufs Wetter: &bdquo;Der Oktober war einfach viel zu warm.“ Natürlich drücken auch die weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen auf den Etat und die Planungen. Die Preise für wesentliche Rohstoffe wie Zucker und Mehl haben sich gegenüber der Vor-Corona-Zeit fast verdoppelt. Die Preise für Rosinen, Oliven und Mandeln sind aufgrund von schlechten Ernten explodiert. Auch Schokolade und Kakao haben deutlich angezogen. Export nach Australien, Japan oder Kanada &bdquo;Das hört sich alles nicht so gut an, aber wir können damit gut umgehen, weil wir sehr solide aufgestellt sind“, betont der Schulze-Chef. Der Lebkuchenhersteller unterliegt aufgrund seiner weihnachtlichen Ware einem ganz eigenen Jahresplan. &bdquo;Im ersten Quartal wird geplant, im zweiten bestellt, im dritten produziert und im letzten Viertel des Jahres verkauft“, erzählt Arne Knaust. Das bedeutet, dass die Firma Schulze drei Viertel des Jahres vorfinanziert, um dann in etwa vier Monaten den kompletten Jahresumsatz zu generieren. Nach dieser Zeitrechnung befindet sich Schulze schon im Jahr 2024. Mit diesen Abläufen fährt das Traditionsunternehmen seit fast 200 Jahren sehr gut. &bdquo;Wir sind wahrscheinlich der kleinste industrielle Lebkuchen-Hersteller in Deutschland“, wirbt Arne Knaust: &bdquo;Bei uns stehen die Handwerkskunst und das individuell gefertigte Produkt im Vordergrund.“ Lesen Sie auch: Wenn es kein Gas mehr gibt: Was wird aus den Lebkuchen zu Weihnachten? Der Betrieb Schulze steht auf mehreren Standbeinen. Da gibt es den Export nach Australien, Japan oder Kanada. Der wird bereits im März produziert. Dazu kommen die Belieferung des Einzelhandels, des eigenen Ladencafés sowie der Online-Verkauf. Auch das eigentlich kriselnde Kirmes- und Jahrmarktgeschäft verlief 2023 positiv. &bdquo;Das Oktoberfest in München war großartig“, sagt Arne Knaust. Eher eine Herzensangelegenheit bleibt die individuelle Gestaltung von Lebkuchenherzen. Knaust: &bdquo;Die Beratung unserer Kunden machen wir mit Liebe und Leidenschaft, da gucken nicht auf Zeit und Geld.“ Füllungen mit Eierlikör oder Kokoscreme Bei so viel Enthusiasmus zu seinem Beruf ist klar, dass der Chef keine Probleme damit hat, Lebkuchen auch schon im Spätsommer bei 30 Grad zu essen. &bdquo;Ich muss es täglich in der Firma machen, da geht es um Qualitätskontrolle und Qualitätssicherung“, begründet er. Die Kunden wissen das zu schätzen und kommen teilweise aus dem Ruhrgebiet, um in Borgholzhausen Süßes - täglich getestet - einzukaufen. Die Dauerbrenner sind nach wie vor Dominosteine, gefüllte Lebkuchen-Herzen, Spekulatius und die sogenannten &bdquo;Kirsch-Bomben“, Lebkuchen mit einer Kirsch-Füllung und mit Schokolade überzogen. Experimente bei den Rezepten gibt es bei Schulze nur bedingt. &bdquo;Wir probieren schon mal andere Füllungen aus - mit Eierlikör oder Kokoscreme. Das bleibt aber eher eine Nische“, erläutert Arne Knaust und betont seine Prinzipien: &bdquo;Den pinken Lebkuchen wird es nicht geben.“ Man produziere von je her den &bdquo;einfachen traditionellen Lebkuchen“. Dieses Traditionsprodukt besteht aus etwa 50 Prozent Zucker. Auch dazu gibt es im Hause Schulze eine ganz klare Meinung. &bdquo;Zucker wird in der heutigen Zeit bisweilen verteufelt, dabei ist es auch ein ganz wichtiger Energie-Lieferant“, sagt Arne Knaust, gesteht aber gleichzeitig, dass &bdquo;ich zur Zucker-Lobby gehöre“. &bdquo;Lebkuchen sind etwas Gutes für die Seele“ Er rät werbewirksam: &bdquo;Man sollte unsere Lebkuchen bewusst und in Maßen genießen und sie als Besonderheit begreifen, quasi als etwas Gutes für die Seele.“ Er selber (rank und schlank) betreibe viel Sport, um den täglichen Zucker-Konsum ausgleichen zu können. &bdquo;Mountainbike-Fahren ist mein Ding“, sagt er. Ob er sich nach dem Interview nach aufs Rad schwingen werde? &bdquo;Das hängt vom Wetter ab.“

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