Versteigerung ab einem Euro: Wer hat das alte Getreidelager gekauft?

Borgholzhausen. &bdquo;Die Lage ist doch optimal für Wohnbebauung", erklärt ein jüngerer Interessent auf die Frage, warum er das alte Gebäude, dessen Verkehrswert bei nur einem Euro liegt, so gern ersteigert hätte. &bdquo;Riesenparkplatz gegenüber", erläutert er einen aus seiner Sicht hervorstechenden Vorteil. Doch ehe er in den Bieterwettkampf einsteigen kann, sorgt Rechtspfleger Dirk Pautz bei ihm und etlichen anderen Besuchern für Ernüchterung. &bdquo;Legt die Gläubigerin Wert auf die Erbringung der Sicherheitsleistung?", fragt er Borgholzhausens Bürgermeister Dirk Speckmann – und der bejaht. Diese Sicherheitsleistung beträgt 10 Prozent des Verkehrswerts (10 Cent) und muss vor dem Termin bei der Justizkasse eingezahlt worden sein. Auch ein mitgebrachter Verrechnungsscheck gilt da. Nur Barzahlung beim Termin ist nicht möglich – und damit bleiben überhaupt nur noch neun Bieter übrig. Die allerdings schenken sich nichts. Das treibt den Verkaufspreis recht rasch in die Höhe. "Das war heute der Lohn für fünf Jahre harte Arbeit" Die Stadt Borgholzhausen hat das Verfahren nach langen Gesprächen und Verhandlungen mit dem Noch-Eigentümer in Gang gebracht. Es war eine der Aufgaben, derer sich Bürgermeister Dirk Speckmann schon am Beginn seiner ersten Amtszeit angenommen hat. Das erklärte Ziel war dabei immer die Beseitigung des Schandflecks an diesem zentralen Ort der Stadt. &bdquo;Das war heute der Lohn für fünf Jahre harte Arbeit", zollte Ratsmitglied Hermann Ludewig dem Stadtoberhaupt am Ende der Veranstaltung im Steinhagener Ratssaal seinen Respekt. Der FDP-Politiker hat den Kampf um den alten Kornspeicher seit Jahren begleitet und nahm am Freitag auch den Termin im Steinhagener Ratsaal wahr. Und was sich angesichts der Äußerungen anderer Interessenten sicher, dass die 34.500 Euro aus dem Stadtsäckel gut angelegt sind. Die meisten Bieter steigen schnell aus 5.500, 6.000 und 6.200 Euro waren die Schmerzgrenze für drei andere Interessenten, die sich an der Versteigerung beteiligten. 10.000 Euro bot überraschend auch Bernhard N., der langjährige Eigentümer des alten Gebäudes. &bdquo;Ohne besondere Emotionen" sehe er den Verkauf, gab er im Anschluss zu Protokoll. Es sei halt ein Investitionsobjekt gewesen, erklärte er, warum er vor 29 Jahren den alten Kornspeicher am Bahnhof erworben hat. Allzu viel Gewinn hat er in der Zeit wohl nicht damit erzielt. Denn seit etlichen Jahren ist das Gebäude wegen seiner Baufälligkeit amtlich gesperrt. Miete konnte damit schon lange nicht mehr verdient werden, aber Grundsteuer und andere Abgaben wurden trotzdem fällig. Weil die nicht gezahlt wurden, kam es zur Zwangsversteigerung. &bdquo;Die aufgelaufenen Kosten werden wir natürlich vom Kaufpreis abziehen, den wir dem Eigentümer überweisen", sagt Dirk Speckmann. Stadt will Gebäude jetzt rasch abreißen Auch für Bernhard N. hätte der Kauf interessante neue Aspekte erbracht. Denn eine beeindruckend lange Liste von Hypotheken fand sich bislang im Grundbuch – zum Teil von Banken, die es schon lange gar nicht mehr gibt. Mit der Zwangsversteigerung sind alle diese Rechte erloschen. Die Hypotheken waren der Grund, warum für den Eigentümer ein sogenannter &bdquo;freihändiger" Verkauf nicht möglich war. Auch die Stadt Borgholzhausen hat sich das Grundstück jetzt gesichert, ohne dass die vielen Eintragungen im Grundbuch noch von Belang sind. Sie will das Gebäude so rasch als möglich abreißen und Platz für Neues schaffen. 20 Mal ging das Höchstgebot hin und her Wie dieses Neue einmal aussehen kann, ist noch nicht klar. Es ist auch gut möglich, dass die Stadt das Grundstück wieder weiterverkauft, wenn das alte Gebäude aus der Vorkriegszeit erst einmal beseitigt ist. Wichtig sei nur, Pläne wie die des härtesten Konkurrenten im Bietergefecht zu verhindern. Rund 20 Mal ging das Höchstgebot dabei hin und her. Der Interessent erklärte, sein Plan sei ein Teilabriss des Gebäudes gewesen. Den Rest wollte er als Lager und zur Vermietung nutzen. Das klingt nach genau der Art von Planung, die nach dem Willen der Mehrheit dort nicht mehr verwirklicht werden soll. Lesen Sie auch: Zweiter Versuch: Versteigerung des alten Getreidelagers für einen Euro Billig zu haben aber kein Schnäppchen: Altes Getreidlager birgt Probleme

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