Borgholzhausen. „Back to the roots" ist ein geflügeltes Wort, das man benutzt, wenn man zum Ausgangspunkt zurückkehrt, sich auf seine Stärken besinnt und sich an den Zauber des Anfangs erinnert. „Back to the roots" steht aber auch für eine Rückkehr zur Familie, zu alten Freunden oder in die Heimat. An diesem Punkt ist Maria Gottesmann nun angekommen. Die 56-Jährige gibt den großen Pilz zum Ende des Jahres auf und kehrt zu ihren Wurzeln zurück: dem kleinen Kult-Pilz am Piumer Bahnhof.
Die Person Maria Gottesmann ist ein Energiebündel, das sich mit beneidenswerter Ausdauer durchs Leben gebissen hat. Im Oktober 1979, die Spanierin war gerade 14 Jahre alt, baute der Versmolder Fritz Kottemann den kugeligen Pilz am Bahnhof auf. Maria Gottesmann arbeitete dort zunächst als Aushilfe und übernahm den Pilz sieben Jahre später. Mit 21 Jahren war sie bereits Geschäftsfrau. Zehn Jahre später bot der kleine Pilz auch Frühstück an. Der Pott Kaffee für eine Mark machte den Imbiss zur ersten Adresse für Brummi-Fahrer.
Die besondere Atmosphäre lieben die Gäste auch heute noch
Was den Kultimbiss auszeichnete, was die besondere Atmosphäre, die zwischen Maria Gottesmann und ihren Gästen herrschte. „Wir kannten nicht nur jeden Namen, wir kannten auch jeden Geburtstag", sagt sie. Für viele Gäste war Maria Gottesmann Wegbegleiterin, die man täglich traf und mit der man über seine Sorgen sprechen konnte. „Wir haben in all den Jahren aber auch viel Spaß gehabt und unheimlich viel gelacht", so die Borgholzhausenerin.
Im Januar 2008 wurde der große Pilz an der Kurt-Nagel-Straße eröffnet. Auf Maria Gottesmann kamen nun ganz andere Aufgaben zu. Sie beschäftigte ein Team von mehr als 20 Mitarbeitern, für die Dienstpläne erstellt werden mussten. Was vorher im Kleinen lief, hatte nun plötzlich XXL-Format. Von einem Acht-Stunden-Tag konnte Maria Gottesmann nur noch träumen.
Auch am großen Pilz versuchte die 56-Jährige, eine Beziehung zu den Gästen aufzubauen. „Das hat aber nicht so geklappt, denn so viel Stammkundschaft wie am kleinen Pilz, hatten wir dort nicht", so Maria Gottesmann. Die Kundschaft waren zum Teil Durchreisende und Lkw-Fahrer, die nicht regelmäßig kommen.
Zeit mit der Familie kann man nicht kaufen
Vor einigen Monaten erkrankte Maria Gottesmann schwer. Der lange Weg zur Genesung bot ausreichend Zeit, die Elemente des Lebens noch einmal neu zu bewerten. Doch nun ist der Weg klar: „Es sind Tränen geflossen, denn wir haben es aufgebaut und zu dem gemacht was es heute ist. Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, aber Zeit mit der Familie kann man sich nicht kaufen", sagt sie.
„Ich freue mich auf die kommende Zeit im kleinen Pilz", so die Piumerin weiter. Sie freut sich auf ihre Stammkundschaft, auf nette Gespräche bei einer Tasse Kaffee und auf ein lustiges Beisammensein. „Zwei bis drei meiner Mitarbeiterin werde ich mitnehmen", sagt Maria Gottesmann. Den Rest will der neue Inhaber, Arne Krumkühler, übernehmen, hat sie in Erfahrung gebracht.
Nun hofft die Pilzbetreiberin erst einmal auf ein schnelles Ende der Pandemie, damit persönliche Kontakte wieder unbeschwert und gefahrlos stattfinden können. Im kleinen Pilz wird die gesundheitlich noch immer angeschlagene Imbiss-Betreiberin übrigens von ihrer Tochter Sarah Büttner unterstützt werden, die schon viele Jahre in den beiden Pilzen ausgeholfen hat.

