Elektrisch und schneller: Das sind die Zukunftspläne für den Haller Willem

Die Initiative für den Nahverkehrszug fühlt dem neuen Nordwestbahn-Geschäftsführer auf den Zahn. Bürgermeister Dirk Speckmann stellt die aktuellen Pläne für den Bahnhof vor. Alle zusammen beschäftigen sich mit den Ideen für die Zukunft.

Treffpunkt Bahnhof: Über die Zukunft des Haller Willems sprachen mit Kathrin Redeker (links) und Ulrich Erhardt (rechts) von der Nordwestbahn Helga Lange von der Initiative und Bürgermeister Dirk Speckmann. | © Andreas Großpietsch

Andreas Großpietsch
04.03.2020 | 05.03.2020, 12:48

Borgholzhausen. Einen passendere Ort für diese Zusammenkunft ist kaum denkbar: Aus dem Fenster der „Gleisklänge“ fällt der Blick auf Bauarbeiter und ihre Fahrzeuge, die den Fußboden in dem ehemaligen Bahnhof mit ihrem Dröhnen leicht vibrieren lassen. Es sind die Vorarbeiten für den Bau der Mobilitätsstation Borgholzhausen, die ein neues Zeitalter der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel einläuten soll. Die Veränderungen soll noch viel weiter gehen.

Ein wichtiges Zukunftsthema ist das Ende des Dieselmotors auch in Nahverkehrszügen wie dem Haller Willem. Elektrisch betrieben oder vielleicht mit Wasserstoff und einer Brennstoffzelle ist noch nicht entschieden. Aber umweltfreundlich soll der Antrieb ab dem Jahr 2025 sein,so viel steht schon fest. Bis dahin gelten auch die laufenden Verträge, die jetzt neu ausgehandelt werden.

Ab 2025 elektrobetrieben im Halbstundetakt

Denn um 2025 elektrisch betriebene Züge anbieten zu können, muss heute investiert werden. Diese umweltfreundlichen Fahrzeuge müssen erst noch gebaut, einige Details gar erst noch entwickelt werden, erklärt Technikexperte Pierre Heilborn. Mit den neuen Zügen soll dann spätestens auch ein neuer Fahrplan gelten, der den Halbstundentakt nicht nur zwischen Halle und Bielefeld, sondern bis nach Osnabrück möglich macht.

Mindestens zwei neue Punkte, an denen Zweigleisigkeit eine Begegnung von Zügen ermöglicht,werden dafür gebraucht. Drei wären besser, aber mindestens eine solche Zug-Rendezvous-Stelle würde zwischen Westbarthausen und Dissen gebraucht, eine weitere zwischen Oesede und Sutthausen auf niedersächsischem gebiet.

Bahnübergänge zu schließen macht den Zug schneller.

Doch auch in Nordrhein-Westfalen können entscheidende Schritte unternommen werden, um den Haller Willem in Zukunft noch ein wenig schneller fahren zu lassen. Sie sind gar nicht mal so teuer, wenn auch an einer Stelle eine neue Zuwegung zu einem haus gebaut werden muss. Denn es geht darum, drei unbeschrankte Bahnübergänge zwischen dem Bahnhof Borgholzhausen und der Landesgrenze dich zu machen. Die Anwohner wären mit den Maßnahmen einverstanden.

Dafür gibt es gute Gründe: Denn der Triebfahrzeugführer muss beim Vorbeifahren an solchen Punkten immer das Signal ertönen lassen – notfalls im Halbstunden-Takt. „Das macht auch im Führerhaus keinen Spaß“, sagt Ulrich Ehrhardt, der seit wenigen Monaten Geschäftsführer der Nordwestbahn ist. Wichtiger für die Beschleunigung des Fahrplans ist die Regel, dass an einem unbeschrankten Bahnübergang der Haller Willem neu 60 statt 80 Stundenkilometern schnell sein darf – eindeutig zu langsam für die Zukunft.

Lokführer in gut neun Monaten

Die korrekte Bezeichnung für diesen Beruf lautet übrigens Triebfahrzeugführer. 400 solcher Mitarbeiter beschäftigt die Nordwestbahn aktuell.Und es sollen noch viel mehr werden: 150 weitere Fachkräfte für den Führerstand will das Unternehmen ausbilden. „Interessenten können sich jederzeit bei der Nordwestbahn melden“, sagt Kathrin Redeker, die als Regionalleiterin OWL tätig ist.20 Jahre alt sollten Bewerber sein, Interesse an Technik mitbringen und möglichst schon eine Berufsausbildung hinter sich haben. Das Höchstalter ist hoch: Aktuell ist der älteste Triebfahrzeugführer in Ausbildung 56 Jahre alt.Der Job wird auch bei Frauen immer beliebter: Aktuell sind zehn Prozent der Anwärter weiblich. Die Nordwestbahn ist in jedem Fall bereit, diesen Trend noch zu fördern.