BorgholzhausenSie hängt an der Nadel: Diese 24-Jährige kann vom Häkeln leben

Larissa Menkhaus hat sich mit einem Onlineshop selbstständig gemacht. Bei »LaCritza« bietet sie alles rund ums Thema Häkeln und Stricken an. Bald wird sie gar in einem Magazin porträtiert. Eine Geschichte, die auf einem 70. Geburtstag ihren Lauf nahm

Max Maschmann

Ihr Markenzeichen: Die Grinsetiere haben Unternehmerin Larissa Menkhaus bekanntgemacht. - © Picasa
Ihr Markenzeichen: Die Grinsetiere haben Unternehmerin Larissa Menkhaus bekanntgemacht. © Picasa

Borgholzhausen. Sie ist süchtig. Nach Wolle. „Ich bin", hat Larissa Menkhaus (24) früher einmal in einem Interview der Zeitschrift Häkeln for you verraten, „nicht therapierbar abhängig von der Nadel". Jener zum Häkeln, versteht sich. Ihre Leidenschaft, die Handarbeit, hat die Borgholzhausenerin sogar zum Beruf gemacht. Mit ihrem Onlineshop »LaCritza« ist die 24-Jährige als Unternehmerin selbstständig, bedient ihre Follower zudem in den sozialen Netzwerken. Mehr als 16.000 Menschen haben etwa auf Facebook ihre Seite abonniert. Nun aber kommt Larissa Menkhaus auch in der analogen Welt groß raus.

Larissa Menkhaus - © Picasa
Larissa Menkhaus (© Picasa)

Denn am 16. März wird »Häkeln & Stricken« auf der »Creativa« in Dortmund vorgestellt, der größten Kreativmesse Europas. Es handelt sich dabei um ein 76 Seiten starkes Magazin, das in einer limitierten Auflage von 2.500 Stück erscheint. Im Mittelpunkt stehen 16 Designer und Blogger aus der Häkel- und Strickszene. Dazu zählt auch Larissa Menkhaus. Das Team um Chefredakteurin Hasibe Özaslan hatte sich nach einem Bewerbungsprozess unter anderem für die Piumerin entschieden. Das Magazin porträtiert die 16 Designer und Blogger und präsentiert zugleich ein bis zwei ihrer Anleitungen zum Häkeln und Stricken.

„Viele wissen gar nicht, wie modern Handarbeit sein kann"

„Im Unterschied zu gängigen Zeitschriften konnten wir unserem persönlichem Stil dabei treu bleiben, auch optisch", sagt Larissa Menkhaus über das Magazin, bei dem alle Texte aus der Feder der Blogger und Designer stammen und das ab Mitte März zu einem Preis von 12,90 Euro erhältlich sein wird. Dass sie in der Zeitschrift dabei ist, die binnen nur eines Monats produziert wurde, macht sie hörbar stolz. „Da bin ich schon ein paar Zentimeter gewachsen."

Eine Entwicklung, die noch niemand ahnen konnte, als Larissa Menkhaus im Alter von fünf Jahren das Häkeln lernte. „Meine Mutter saß abends auf der Couch und hat gehäkelt. Ich habe das nachgemacht, war direkt infiziert und habe nie wieder damit aufgehört." Bei ihrem Hobby findet die 24-Jährige Ruhe. Sie können dadurch abschalten, entspannen, sagt sie. Selbst bei längeren Autofahrten hat sie Wolle und Nadel stets griffbereit.

Stricken kann Larissa Menkhaus übrigens auch, bereits seit der frühen Teenagerzeit. Klar, belächelt worden ist die Borgholzhausenerin ob ihres Hobbys immer wieder. Besonders, als sie es zu ihrem Beruf gemacht hat. „Ich glaube, dass bei vielen noch die Vorstellung von Omas langweiligen Topflappen verankert ist. Und sie wissen gar nicht, wie modern diese Handarbeitswelt sein kann." Dass die Jungunternehmerin mit ihren Produkten im Trend liegt, bestätigt ihre Zielgruppe. Sprach sie früher noch Personen zwischen 35 und 55 Jahren an, sind nun teils auch 20-Jährige dabei. Aber der Reihe nach.

Als im Sommer 2012 irgendwann alle ihre Freunde behäkelt und bestrickt waren, musste etwas Neues her. Eine glückliche Fügung also, dass die damalige angehende Abiturientin bei einem „langweiligen" 70. Geburtstag auf »Dawanda« aufmerksam wurde. Dahinter verbirgt sich ein Online-Marktplatz für Selbstgemachtes, der seine virtuellen Pforten inzwischen geschlossen hat. Auch Larissa Menkhaus bot dort unter »LaCritza« – der Name geht auf einen ihrer Spitznamen zurück – zwischen 2012 und 2015 Waren an. „So bin ich da hinein gestolpert", meint Larissa Menkhaus, die sich selbst als „offen, locker und ungezwungen" beschreibt.

Spätestens 2015 aber hatte sich »LaCritza« schon zu einem Selbstläufer entwickelt, das Angebot bei »Dawanda« war nicht mehr nötig. Larissa Menkhaus, da schon ein Jahr Studentin des Managements sozialer Dienstleistungen in Vechta, baute ihre eigene Webseite inklusive des Shops auf. Zum Verkaufsschlager entwickelten sich die sogenannten Grinsetiere, welche die Piumerin selbst häkelt. Das verbindende Element der possierlichen Tiere aus Baumwolle sind ihre Augen und das Lächeln. Sie sorgten für Begeisterung. „Die Leute haben mir praktisch die Bude eingerannt", berichtet Larissa Menkhaus.

„Ich wohne jetzt da, wo andere Urlaub machen"

Die Nachfrage war bald so groß, dass sie das Angebot bei weitem überstieg. Ein Grund dafür, warum sich die Kreative dazu entschieden hat, die Tiere aus dem Sortiment zu nehmen. Inzwischen bietet sie Häkel- und Strickanleitungen für die Grinsetiere an, sowie Wolle oder Zubehör – hauptberuflich. Nach dem Ende ihres Studiums 2017 hatte sie sich dazu entschieden, ihren Lebensunterhalt ausschließlich mit Handarbeit zu verdienen. „Ich wollte mir irgendwann nicht vorwerfen lassen, es nicht gewagt zu haben." Jetzt sei sie froh, vom Hobby leben zu können.

Stellt sich noch die Frage, wie es die gebürtige Osnabrückerin schließlich in die Lebkuchenstadt verschlagen hat. „Bei mir war es eine Stadtflucht. Schon in Vechta hat es mir gut gefallen. Seit Sommer 2018 lebe ich nun da, wo andere Leute Urlaub machen", erklärt sie. Auch für ihr Gewerbe sei die Wohnung in Westbarthausen optimal. Sicher, falls sie expandieren wolle, könnte die Kleinstadt wahrlich zu klein werden. „Aber das möchte ich gar nicht. Ich mag es, nah an den Followern zu sein und will die Kontrolle nur ungern abgeben."