Hamlingdorf: Schüco, Bartling und Stadt diskutieren ihre Pläne

Gewerbepolitik im Süden: Beim Informationsabend wird Kritik im Allgemeinen und an etlichen Details geäußert. Für die anwesenden Firmenchefs von Bartling und Schüco gibt es aber auch viel Verständnis

Gewerbegebiet im Blickpunkt: Im vollbesetzten Ratssaal ging es am Dienstagabend drei Stunden lang um die Pläne für das Gewerbegebiet Am Stadtgraben im Hamlingsdorfer Tal. | © Andreas Großpietsch

Andreas Großpietsch
13.12.2018 | 13.12.2018, 05:00

Borgholzhausen. „Die Politik hat heute Abend zugehört", fasste Planungsausschussvorsitzender Arnold Weßling die Situation im voll besetzten Ratssaal nach rund drei Stunden Beschäftigung mit einem sehr komplexen Thema zusammen. Es gab ein buntes Nebeneinander an den Plänen der Stadt im Hamlingdorfer Tal im Allgemeinen, Verständnis für die Expansionspläne der Firmen Schüco und Bartling sowie etliche interessante Detailfragen, mit denen sich Verwaltung und Politik in den kommenden Wochen noch sehr intensiv beschäftigen müssen.

Zunächst einmal gehörte die Aufmerksamkeit Stadtplaner Dirk Tischmann. Der sollte in angemessener Deutlichkeit, aber auch in aller möglichen Kürze über das sehr anspruchsvolle Vorhaben informieren. Und obwohl er seine Sache ziemlich gut machte, wurden einige Zuhörer schon ungeduldig, weil sie ihre Fragen stellen wollten.

Des einen Vorteil wird »Auto-matisch« zum Nachteil des anderen

Zum Beispiel zum Thema Verkehr. Die große Straße zur Erschließung des Gebiets ist für viele Menschen offenbar ein Problem, weil sie mit einer Breite von zwölf Metern eingezeichnet ist. Doch das ist nur die Gesamtbreite einer Straße, die mit Geh-Radweg, einer veritablen Allee sowie breiten Parkflächen ausgestaltet werden soll. Und deren Verlauf mit Absicht so kurvig geplant ist, um Raser auszubremsen.

„Wir warten ganz dringend auf die Süderschließung", erklärte Peter Thoelen, Standortleiter der Firma Schüco. Das Unternehmen mit seinen derzeit 400 Beschäftigten spielt eine Schlüsselrollen in der Gesamtplanung, wurde am Dienstagabend noch einmal deutlich. Die neue Straßenanbindung würde es ermöglichen, die Straße In der Lake, die bislang das Werksgelände trennt, aufzugeben. „Und damit auch Anwohner entlasten", wie Thoelen erklärte.

Auswirkungen wie diese sind beim gesamten Straßen-Thema zu berücksichtigen. Volker Bartling bekräftigte, wie gern sein Unternehmen auf innerbetrieblichen Einbahnstraßenverkehr umstellen würde, weil das viel Platz spart. Und die Zahlen des Verkehrsgutachtens belegen, dass die Freistraße und damit die Innenstadt vom LKW-Verkehr entlastet werden könnte. Nicht vollständig, aber erheblich.

Doch des einen Entlastung ist immer das Anwachsen der Belastung an anderer Stelle: Damit die Einbahnstraßenlösung für Bartling funktioniert, müssten die Fahrzeuge über die neue Straße zum Enkefeld-Kreisel fahren können. Die Verkehrsgutachten zeigen aber auch, dass selbst die Aufmündung an der Shell-Tankstelle nicht so mit Verkehr belastet ist, dass die Politik zum Handeln gezwungen wäre. In einem wesentlichen Bereich des Gebiets allerdings – das wurde an diesem Abend klar – wird sie sich entscheiden müssen. Die Firma Schüco will nicht nur ihre Zufahrtssituation verändern, sondern hat auch im vergangenen Jahr ein Grundstück gekauft, um anbauen zu können. Dafür gibt es derzeit aber kein Baurecht und ohne den neuen Bebauungsplan ist keins zu haben.

Zumal auch am gerade wieder neu in Schuss gebrachten Werk III am Hamlingdorfer Weg die Zeichen auf Wachstum stehen. Dort werden die Fensterbeschläge für den Mutterkonzern hergestellt und die Kapazitäten sind schon wieder ausgelastet. „Wir würden auch dort gern noch eine Halle anbauen", erklärte Helmut Steininger von Schüco.

„Wir würden gern alle fünf Jahre eine neue Halle errichten, wenn die Entwicklung so anhält", erklärte Volker Bartling. Das Unternehmen will zwar sich zwar nicht im Gewerbegebiet Am Stadtgraben entwickeln, doch spielen solche Anforderungen natürlich eine Rolle bei der Abwägung der Politik.

Kritik entzündet sich an Flächen fürs Kleingewerbe

Den bewährten Borgholzhausener Unternehmen wolle man bei ihren Expansionsplänen auch nicht so sehr im Wege stehen, erklärten mehrere Besucher. Ihre Kritik machte sich vor allem an dem Teil des Gebiets fest, das unterhalb der Planstraße liegt. Dabei handelt es sich allerdings um die nahezu einzigen Flächenreserven, die Borgholzhausen für kleine und mittlere Gewerbebetriebe absehbar in den nächsten Jahren anbieten kann. Wenn die Pläne umgesetzt werden.