Spezial-Maßnahme führt tief in Borgholzhausens Unterwelt

Borgholzhausen. Der Mischwasserkanal an der Ravensberger Straße zwischen Mahnmal und Schützenhaus dürfte für die kommenden 50 Jahre dicht sein. Grundlage dafür bildet das Schlauchinliner-Verfahren, das die Fachfirma Rainer Kiel Kanalsanierung Gmbh aus Blomberg am Montag auf den 100 Metern unterirdischer Rohrleitung anwandte. Was es dazu braucht? Einen Schlauch, UV-Licht und aushärtendes Harz. Bei dem Verfahren wird zunächst ein mit Spezialharz getränkter Schlauch in das Kanalrohr gezogen. Vier Mitarbeiter der Kiel GmbH sind am Montagmorgen vor Ort, um diese Arbeit mit Spezialgerät zu erledigen. Holger Kiel von der Fachfirma erklärt das weitere Vorgehen. &bdquo;Der Schlauch wird anschließend mit Luftdruck aufgestellt und legt sich an die Wandung des Kanals“, sagt er. Den nächsten Schritt im Arbeitsprozess erledigt eine 8.000-Watt-Lichterkette, die durch das Kanalrohr geführt wird. Selbstredend ist die nicht für eine heimelige Atmosphäre einige Meter unter der Erde zuständig. Clou der Vorrichtung ist vielmehr das UV-Licht, das innerhalb von rund zweieinhalb Stunden dazu führt, dass das Harz aushärtet und das Kanalrohr abgedichtet wird. Scheint die Sonne zu hell, muss es schnell gehen Aus diesem Grund müssen die oberirdischen Arbeiten auch sehr schnell vonstattengehen: Das natürliche UV-Licht der Sonne würde ansonsten den Aushärtungsprozess bereits hier in Gang setzen. &bdquo;Damit ist der Kanal auf lange Zeit saniert“, sagt Holger Kiel. Genau gesagt geht der Experte von einem halben Jahrhundert aus. Auch interessant: XXL-Wasserleitung sorgt in Versmold für Ärger Während das Harz in dem 800 Millimeter dicken Mischwasserkanalrohr der Borgholzhausener Unterwelt aushärtet, überprüfen die Fachleute der Kiel GmbH oben auf Monitoren im Lkw, ob alles klappt. In die Lichterkette befindet sich eine Kamera, die Live-Bilder vom Innenleben des Kanals sendet. Ist alles ausgehärtet und sind die Risse abgedichtet, kommt noch ein Fräßroboter zum Einsatz, der die Hausanschlüsse wieder auffräst, damit das Abwasser ungehindert fließen kann. &bdquo;Das ist ein sehr effizientes Verfahren“, sagt Ali Yavavli von der Versmolder Firma PPS Ingenieure. Der Kanalsanierungsberater spricht von einer bewährten Methode. Anfang der 1970er-Jahre wurde die Innovation in Großbritannien erstmals eingesetzt. Von hier aus startete das Schlauchlining seine Erfolgsgeschichte, die im Laufe der Jahre mehrere Varianten hervorbrachte. Verfahren ist etwas Besonderes für Borgholzhausen Das Inlinerschlauch-Verfahren stößt aber an seine Grenze, wo Kanalrohre so schwer beschädigt sind, dass eine Grabensanierung unumgänglich ist. Die ist mit höheren Kosten und meist auch mit Einschränkungen für den oberirdischen Verkehr verbunden. In der Ravensberger Straße ist das Verfahren aber stimmig. &bdquo;Die Sanierung dient auch dem Umweltschutz“, erklärt Borgholzhausens Bauamtsleiterin Kerstin Otte. So können etwa Chemikalien dem ausgehärteten Schlauch nichts anhaben und deshalb auch nicht austreten. &bdquo;Der Liner erhöht die Wertigkeit des Kanals“, bestätigt Ali Yavavli. Zudem ist das Schlauchliner-Verfahren an der Ravensberger Straße etwas Besonderes für Borgholzhausen: &bdquo;So viele 800-Millimeter-Rohe haben wir nicht“, sagt Kerstin Otte. In puncto Kanalsanierung ist noch ein weiteres Projekt für dieses Jahr auf der Agenda der Stadt. Am Haller Weg ist ein Rohr verformt. Hier soll allerdings das Tip-Verfahren angewendet werden, erklärt Fred Peters vom städtischen Bauamt. Dabei wird ein neues Rohr in das sanierungsbedürftige alte Rohr eingezogen, ohne dieses zu zerstören. Die gesamte Sanierungsstrecke im betreffenden Gebiet, zu der unter anderem auch Lessingstraße und Sundernstraße gehören, ist circa 1,5 Kilometer lang. 500 Meter davon werden per Schlauchliner-Verfahren saniert, von diesen wiederum fallen die am Montag vorgenommenen Arbeiten auf das 100 Meter lange Mischwasserrohr mit 800 Millimeter Durchmesser an der Ravensberger Straße. 240.000 Euro netto kostet die gesamte Maßnahme, berichtet Fred Peters. Darin enthalten sind beispielsweise auch die Schachtreparatur und die Säuberung. An einigen anderen Stellen auf der Sanierungsstrecke sind allerdings nur kleine Maßnahmen nötig; etwa dann, wenn Reparaturmanschetten defekte Rohrmuffen abdichten. Insgesamt dauern die Arbeiten rund fünf Wochen. Aktuelle Nachrichten bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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