Abriss steht bevor: Baustelle stellt Stadt Versmold vor knifflige Aufgaben

Versmold. Das Investitionsvolumen ist für Versmold riesig, und auch in anderer Hinsicht bedeutet die Baustelle am Müllerweg eine echte Herausforderung. Im laufenden Schulbetrieb - quasi Wand an Wand - müssen der Abriss eines Gebäudeteils und anschließend der Neubau erfolgen. Dazu kommt die knifflige Baustellenzufahrt. Die Stadt als Bauherrin und der Kreis Gütersloh als Schulträger sowie künftiger Mieter gehen von einer Bauzeit von gut zwei Jahren aus. &bdquo;Wir wollen die Beeinträchtigungen für die Grundschule so gering wie möglich halten“, sagt Versmolds Fachbereichsleiter Carsten Wehmöller. Bausubstanz am alten Schulgebäude mit Mängeln Ein Teil des Oesterweger Schulstandortes stammt aus den 1960er Jahren, in den 80er und 90ern wurde schrittweise erweitert. 2004 erfolgte nochmals ein Anbau. Einst waren dort Grundschule und Matthias-Claudius-Schule Nachbarn. Als die Förderschule 2016 aufgrund sinkender Schülerzahlen geschlossen wurde, zog die Grundschule in den neueren Trakt. Die Bausubstanz des seitdem leer stehenden Teils weist bauliche und energetische Mängel auf. Die Stadt hält einen Teilabriss - auch aus wirtschaftlicher Sicht - für die vernünftigste Lösung. Zwischenzeitlich war auch über eine Sanierung nachgedacht worden. Mit dem Abriss verschwindet die Heizung Schon die Planung im Vorfeld forderte alle Beteiligten. Ein Beispiel: Die Heizung fürs Schulzentrum befindet sich in dem Gebäudeteil, der nun dem Boden gleichgemacht wird. In dem Moment, wo die Abrissbagger tätig werden, wären die Klassenzimmer der Grundschule kalt. Die Stadt musste eine temporäre Lösung finden: An der benachbarten Turnhalle wird nun ein Heizkessel installiert, um die Grundschule im Übergang zu beheizen. Später, wenn die neue Förderschule fertig ist, wird wieder eine gemeinsame Gebäudetechnik aufgebaut. Das Schulzentrum wird dann mit einer zentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sowie Photovoltaik auf dem Dach ausgestattet. Auch die Toiletten-Anlage wird abgerissen Etwa 600 Quadratmeter des früheren Schulgebäudes werden abgebrochen; außerdem der Anbau mit den Sanitäranlagen. Was die Stadt vor die nächste Herausforderung stellt: Es braucht eine Toiletten-Übergangslösung Zudem wären eine Klasse sowie die OGS durch die Lage der Räume in direkter Nähe zur Baustelle besonders von Lärm belastet. Damit die Kinder mit möglichst geringen Störungen unterrichtet werden können, gibt es ein Provisorium. Mobiles Klassenzimmer wird jetzt aufgebaut Auf einer Grünfläche am anderen Ende des Schulgebäudes wird eine mobile Einheit aufgestellt. Den Begriff Container benutzt die Stadt bewusst nicht, weil aus ihrer Sicht damit ein falscher Eindruck vermittelt wird. Die mobilen Klassenräume böten einen guten Standard, seien geräumig, gut gedämmt und verfügten über eine vernünftige Ausstattung. Die Fläche mit den Anschlüssen dafür ist bereitet. Am Montag, 14. Oktober, beginnt der Aufbau. Die vierte Klasse der Erdmännchen wird dann Mitte November in aller Ruhe umziehen und künftig im Erdgeschoss einen fast 55 Quadratmeter großen Klassenraum plus Nebenraum (noch mal 36 qm) nutzen. Gesamte OGS zieht während der Bauzeit mit um Ebenso im Erdgeschoss befinden sich die WC-Anlagen. Der Offene Ganztag der Grundschule zieht in die obere Etage. Zwei Räume, eine Küche und ein Lager stehen der AWO als Trägerin des Angebotes zur Verfügung. Der Umzug der OGS mit Mobiliar und Equipment soll ebenso im November über die Bühne gehen. Abriss startet etwas später als gedacht Erst wenn die bisherig genutzten Räume leer sind, der Umzug erfolgt und vor allem die neue Heizung in Betrieb ist, beginnt der Abriss. Die Abbruchgenehmigung liegt vor, der Auftrag ist erteilt. Nach Angaben der Stadt sollen die Arbeiten noch in diesem Jahr beginnen. Der zunächst angedachte Start dafür in den Herbstferien wird also etwas verschoben - was den allgemeinen Zeitplan aber nicht groß beeinflusst. Das Genehmigungsverfahren für den Neubau läuft ohnehin noch. Grundschule wird schrittweise energetisch saniert &bdquo;Organisatorisch ist es eine richtige Herausforderung“, sagt Fachbereichsleiter Carsten Wehmöller über das Großprojekt. Schulleiterin Astrid Rosemann räumt ein, dass man seitens der Schulgemeinschaft schon etwas Respekt vor den kommenden zwei Jahren Baustelle habe. &bdquo;Wir werden Stück für Stück schauen“, sagt sie. Dass der Grundschule einiges abverlangt wird, weiß auch der städtische Architekt Louis Zwaan, &bdquo;ohne, dass sie im ersten Schritt viel davon hat“, sagt er. Denn der Neubau ist im Wesentlichen für die neue Förderschule des Kreises Gütersloh, die Grundschule bleibt im bisherigen Teil. Der zweigeschossige Trakt wird allerdings im Zuge des Neubaus energetisch saniert - weitere Modernisierungsmaßnahmen am Standort sollen folgen. Zwei Schulen mit gemeinsamer Mitte Beide Gebäude werden, wie es bislang der Fall war, miteinander verbunden sein und über eine gemeinsame Mitte verfügen. Dazu gehören eine Bewegungshalle, eine Mensa und ein Forum, das für Veranstaltungen genutzt werden kann. Der Neubau umfasst insgesamt 2.500 Quadratmeter. Es wird Klassenräume für sieben Lerngruppen geben. Die Förderschule Primarstufe mit dem Schwerpunkt Sprache richtet sich an Kinder aus dem nördlichen Kreisgebiet, die verschiedene Beeinträchtigungen zum Beispiel bei der Aussprache, dem Wortschatz, der Grammatik oder der auditiven Wahrnehmung haben. Schwierige Zufahrt zur Baustelle Baubeginn ist für das erste Quartal 2025 anvisiert, Anfang 2027 soll die Schule in Betrieb gehen. Die Zufahrt zur Baustelle erfolgt über den Gehweg entlang der Babybaumwiese rückwärtig zur Siedlung am Müllerweg. Auf diese Weise sollen der Schulweg und Parksituation an der Grundschule nicht gestört werden. Das Baustraßen-Provisorium wird momentan erstellt, dafür muss unter anderem der Weg verbreitert und befestigt werden. Anwohner befürchten Schäden durch Erschütterung Neben der Grundschule müssen auch die Anwohnerinnen und Anwohner mit Beeinträchtigungen rechnen. In der Nachbarschaft gab es Sorgen, dass die Abrissarbeiten und die erforderlichen Pfahlgründungen auf dem Areal durch Erschütterungen Schäden an ihren Wohnhäusern verursachen könnten. Die Stadt führt deshalb ein Beweissicherungsverfahren in den unmittelbar angrenzenden Gebäuden durch, das den Zustand der Gebäude vor Beginn der Arbeiten dokumentiert.

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