
„In den vergangenen Tagen hatte ich mehrere Anrufe“, sagt Werner Schröder, Umweltbeauftragter der Stadt Werther. Selbst wird die Stadt in solchen Fällen allerdings nicht aktiv und auch die Feuerwehr, die früher zur Beseitigung von Nestern angefordert wurde, hat sich inzwischen ganz von diesen Aufgaben zurückgezogen. „Es gibt so viele verschiedene Arten, da haben Laien gar keinen Überblick mehr“, sagt Werner. Viele Arten seien zudem geschützt. Deren Nester müssen umgesiedelt werden. Die Tiere dürfen, bis auf wenige Ausnahmen, nicht getötet werden.
Werner verweist daher, wie viele seiner Kollegen in den Nachbarkommunen, auf Hans-Rainer Neuber aus Borgholzhausen. Der staatliche geprüfte Schädlingsbekämpfer ist Inhaber des – Ingenieurbüros für Hygieneplanung und Schädlingsprävention (IHS) und Experte in Sachen Nester mit krabbelnden und fliegenden Inhalten. „Nester sollten nach Möglichkeit umgesiedelt werden“, sagt Neuber und beschreibt zugleich die Philosophie seiner Arbeit. Es gebe aber auch mal Ausnahmesituationen. Wenn es sich etwa um übermäßig große Nester handele und wenn eine direkte Gefährdung, etwa durch die Lage unmittelbar an einem Kindergartengebäude, gegeben sei.
„Mein Ansatz ist somit vielleicht ein anderer als bei vielen anderen Schädlingsbekämpfern“, sagt Neuber. „Wenn ich mir aber überlege, wie die Feuerwehr vielerorts noch die Nester abtötet, stehen mir die Haare zu Berge“, sagt Neuber. Es gebe bei der Feuerwehr eben keine Experten, die erkennen können, wann wirklich Gefahr in Verzug ist.
Ein Fachmann lindert die Aufregung
Das Umsiedeln müsse auf jeden Fall durch einen Fachmann erfolgen, da die Tiere in solchen Situationen sehr aufgeregt seien. Zudem bedarf es für die Umsiedelung bei besonders geschützten Arten wie der Hornisse einer Genehmigung durch die Untere Naturschutzbehörde. Man müsse aber auch nicht gleich jedes Nest umsiedeln. „Die Sächsische Wespe ist zum Beispiel sehr friedliebend. Die kann man durchaus tolerieren“, sagt Neuber. Zudem gebe es Arten, die ihre aktive Phase schon hinter sich hätten und die jetzt eh nicht mehr lange flögen.
„Da sich Hornissen, Hummeln und Wespen aber oft sehr eigenwillige Nistplätze für ihre Nester suchen, kann es im Zusammenleben im menschlichen Umfeld in den Sommermonaten häufig zu Komplikationen kommen“, sagt der Schädlingsbekämpfer, der 18 Jahre lang Geschäftsführer eines Umweltzentrums war.
So findet man sehr oft Hornissen- und Wespennester in Rollladenkästen oder im Mauerwerk. Die meisten Menschen sehen diese extreme Nähe zu ihrem Wohnbereich sehr kritisch und können ihre Terrassen und Balkone im Sommer oft nicht nutzen.
Heiße Tage bringen Arbeit
Besonders arbeitsintensiv seien die heißen Tage Anfang Juli gewesen. „Da klingelte der erste Betroffene bereits um 7 Uhr und der letzte um 22 Uhr. Sogar am Wochenende“, sagt Neuber. Einer aus dieser Gruppe war Marcel Tippe, Leiter der Volksbank-Geschäftsstelle in Künsebeck. „Wir hatten ein Nest direkt an der Terrasse“, sagt Tippe. Insbesondere wegen des zehn Wochen alten Sohnes habe er dann Neuber kontaktiert und das Nest umsiedeln lassen. „Das hat er super gemacht“, sagt Tippe. Innerhalb weniger Minuten habe er das Nest samt Vogelkasten, in den es gebaut worden war, mitgenommen. „Er hat mir gesagt, dass er es bei sich in den Wald packen will“, sagt Tippe. Immerhin seien darin 250 bis 300 Tiere gewesen.
Viele, die ein Wespen- oder Bienennest bei sich entdecken, wenden sich zunächst einmal an den Imker vor Ort. „In letzter Zeit melden sich vermehrt Leute bei mir, die ein Wespennest haben“, sagt Gerhard Schulte, Vorsitzender des Haller Imkervereins. Er verweise sie dann stets an Hans-Rainer Neuber, da nur der als Fachmann die Ahnung von allen Arten habe und somit auch der Tierschutz eingehalten werde.
Was die Bienen betreffe, sei die Gefahr eh schon am Abnehmen. „Bienenschwärme sind im Mai und Juni unterwegs“, sagt Schulte. Und wer genügend Geduld mitbringe, benötige auch keinen Kammerjäger. „Wespen, Hummeln und Hornissen lösen zum Herbst hin ihr Nest auf. Sie kommen in der Regel im Folgejahr auch nie in ihr altes Nest zurück“, sagt Schulte.
Fallobst lockt die Wespen an
„Durch das kühle Wetter der vergangenen Tage hat sich die Situation wieder etwas entspannt. Es wird jedoch bestimmt in diesem Sommer noch einmal eine Welle kommen“, sagt Neuber. Wenn Äpfel und Pflaumen reif sind, stürzen sich die Deutsche und die Gemeine Wespe auf das Fallobst.Abschließend sei allen, die Angst vor Bienen und Wespen haben, ein Zitat des Umweltbeauftragten Werner ans Herz gelegt: „Nicht alles, was schwarz-gelb ist, ist auch direkt gefährlich.“