Übergabe vom Familienunternehmen: Zwei OWL-Unternehmen haben es erfolgreich geschafft

Bad Salzuflen/Bielefeld. Gibt es eine Gemeinsamkeit zwischen einem kleinen Zigaretten-Kiosk und einer großen Klinik? Ja, so die überraschende Antwort. Beide brauchen Übersicht über ihr Warenlager, rechtzeitig neue Produktlieferungen und die Gebrauchsmittel stets im übersichtlichen Zugriff. Und genau diese Systeme in Hard- und Software stellt POS-Tuning in Bad Salzuflen her. Regalsysteme, die die nächste Zigarettenpackung oder im Supermarkt die nächste Tafel Schokolade nach vorne schieben und melden, wenn der Vorrat zur Neige geht. Und natürlich, da ist es etwas komplexer, die dafür sorgen, dass in einem großen Operationssaal die teils lebensnotwendigen Materialien stets vorhanden sind und sogar selbst Nachschub bestellen. Ohne großen Einsatz von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. POS-Tuning bedeutet Leistungssteigerung am Point of Sale. &bdquo;Warenvorschub“ nennt das der Profi. Oliver Voßhenrich (52) ist so ein Profi und Chef von POS-Tuning. Das Unternehmen in Bad Salzuflen ist kein alteingesessenes Traditionsunternehmen. Wird inzwischen aber in zweiter Generation von Oliver Voßhenrich geführt. Sein Vater Udo (81) hat einst die Systeme entwickelt und 1998 die Firma gegründet. Da stand dann irgendwann die Frage nach der Unternehmensnachfolge im Raum. Und die gelang dann sogar so gut, dass Voßhenrich dafür jetzt mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Nachfolgewerkstatt in Bielefeld lockt Teilnehmer aus ganz OWL an Laut der IHK NRW stehen in den nächsten zehn Jahren in 29.000 Firmen in Ostwestfalen Nachfolgen an, die 181.000 Beschäftigte betreffen. Ob und wie das gelingt, hängt entscheidend vom Loslassunternehmer und dessen Nachfolger ab. Unabhängig, ob der oder die aus der Familie kommt oder ein Externer ist. Um die Übergabe möglichst reibungslos über die Bühne zu bringen, gibt es in der Region diverse Hilfsangebote. Wie groß das Interesse an dem Thema ist, zeigt die Zahl der Besucher der zweiten Nachfolgewerkstatt am 24. September: 120 Teilnehmer hatten sich angemeldet. In der Wissenswerkstatt in Bielefeld trafen an diesem Mittwoch Unternehmer, die übergeben möchten, Nachfolger sowie potenzielle Nachfolgegründer, Berater und Banken aufeinander. Veranstalter war das Institut für Familienunternehmen OWL (iFUn) der Universität Bielefeld, in Kooperation mit der Bielefelder IHK und der Handwerkskammer OWL. &bdquo;Geht es dem Unternehmen gut, geht es der Familie gut“, sagte Christina Hoon, Direktorin des iFUn, zum Auftakt der Veranstaltung. Mit der Veranstaltung will sie für das Familienunternehmertum Mut machen und positive Beispiele aufzeigen. So lief die Übergabe bei POS-Tuning in Bad Salzuflen Wie reibungslos eine Übergabe laufen kann, zeigt die Firma POS-Tuning. Udo Voßhenrich hatte sich 1998 mit 54 Jahren und seinen Erfindungen selbstständig gemacht. Schon 2003 entstanden erste Ideen, dass Sohn Oliver einsteigen könnte. Der Informatiker war da schon in der Softwarebranche selbstständig, mit vielen Projekten und namhaften Kunden, für die er Programme schrieb. &bdquo;Ich war der sechste Mitarbeiter“, erinnert er sich. Da war POS-Tuning noch so etwas wie ein Start-up, es wurde im Kinderzimmer und in der Garage gearbeitet. Heute macht das Unternehmen mit 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 60 Millionen Euro in 120 Ländern mit vielen internationalen Niederlassungen. &bdquo;Mein Vater war der Entwickler, ich war jung, bin gern gereist und hatte ein Faible für IT“, sagt Voßhenrich. Passte also. Aber: Es kam ein Trennungsprozess, der nicht immer einfach war, &bdquo;den wir letztlich gut hinbekommen haben“. Die Vater-Sohn-Beziehung überblende manchmal das professionelle Arbeitsverhältnis. &bdquo;Da gibt es auch Reibungen.“ Auch für die Belegschaft sei es zeitweise schwierig, zwei Chefs zu haben. Wenn jemand bei einem Chef abgeblitzt ist, wandte er sich eben an den anderen und versuchte sein Glück. &bdquo;Solange der alte Platzhirsch im Wald röhrt, hat es der junge schwer“, sagt Voßhenrich. Das Thema haben die beiden dann aber bald erledigt. 2015 hat Udo den Staffelstab offiziell an Oliver übergeben und sich komplett zurückgezogen. Das sei für ihn loslassen gewesen. Udo Voßhenrich: &bdquo;Deshalb finde ich den Begriff Loslassunternehmer sehr gut und treffend. Er ist noch Minderheitsgesellschafter, aber er lässt mich und die Geschäftsführung machen.“ Das Verhältnis der beiden hat unter der Übergabe nicht gelitten, ist heute weiterhin hervorragend. So lief die Übergabe bei Stührenberg Verkehrstechnik in Detmold Ähnlich reibungslos lief es bei der Übergabe an die zweite Generation bei Stührenberg Verkehrstechnik aus Detmold. Marc Stührenberg übernahm 2022 das Unternehmen von seinem Vater Klaus, nachdem er dort bereits nach Abschluss seines Studiums und der Sammlung erster Berufserfahrung eingetreten war. Das Unternehmen ist auf Straßenverkehrstechnik spezialisiert und beliefert damit Kommunen und Unternehmen. Stührenberg erwartet, dass dieses Jahr das beste Geschäftsjahr in der 63-jährigen Unternehmensgeschichte sein wird. Vater Klaus überschrieb ihm vor drei Jahren hundert Prozent der Vermögenswerte und steht seinem Sohn weiter beratend zur Seite. Nicht immer läuft es so gut. Aber weil es bei den Stührenbergs und den Voßhenrichs eben so gut funktioniert hat, haben sie am Mittwochabend einen Preis für ihre gelungene Unternehmensnachfolge von der Stiftung Familienunternehmer bekommen. Dort haben sie das Thema längst erkannt und unterstützen Unternehmer und Unternehmerinnen bei der Übergabe. Mit dem Preis wollen sie zeigen, wie gut es laufen kann und wie wichtig frühzeitige Planung, Zusammenarbeit und Vertrauen für eine erfolgreiche Unternehmensführung sind.

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