Neues Shoppen über Tiktok: Das müssen Eltern jetzt wissen – und einstellen

Was ist der Tiktok-Online-Shop? Tiktok ist eine der größten Social-Media-Plattformen und gehört dem chinesischen Konzern Bytedance. Per Algorithmus ausgewählt, bekommen Nutzer Videos angezeigt und können auch selbstgedrehte Clips einstellen und teilen. Und genau hier kommt die Shopping-Funktion ins Spiel: Ab jetzt können Händler und Hersteller ihre Produkte auf der Plattform vermarkten und Nutzer die Produkte, die von Influencern in Videos oder Livestreams gezeigt werden, direkt bestellen. Es wird dabei keine Trennung zwischen Inhalten und Shopping-Angeboten geben, auch Jugendliche unter 18 Jahren sehen die Artikel also, können sie aber laut Tiktok-Shop-Chef Max Burianek nicht kaufen. Was ist neu an dem Konzept? Der gesamte Kaufprozess ist in die App integriert, die Zahlungsdaten sind hinterlegt und eine Verlinkung zum Shop des Anbieters ist, anders als bislang bei Plattformen wie Instagram oder Facebook, nicht nötig. Das heißt, die App muss nicht verlassen werden. An diesen Stellen von Tiktok findet Verkauf statt In-Feed-Videos und Live-Shopping: Hier werden Produkte direkt angezeigt. Durch einen Klick auf das Produkt können Nutzer es in ihren Warenkorb legen oder sogar direkt kaufen. Product Showcase: Hierbei können Nutzer Produktkacheln durchstöbern und den Artikel ihrer Wahl direkt über das Profil ihrer Lieblingsmarke erwerben. All das, ohne die App zu verlassen. Unternehmen können hier auch Sammlungen ihrer Produkte zusammenstellen, nach dem Motto: &bdquo;Kunden, die diesen Artikel kauften, kaufen auch “ Shop Tab: Zukünftig soll es in der Navigationsleiste von TikTok den Shop Tab geben. Dabei handelt es sich um eine Palette von personalisierten Produktempfehlungen, die auf den jeweiligen Nutzer, seine Suchen und die von ihm favorisierten Profile zugeschnitten sind. Shop Ads: Außerdem können Händler ihre Waren künftig auch ganz normal über Werbung anbieten – und auch hier findet der Kauf wieder direkt in der App statt. Was ist daran riskant? Umgehen der Altersbegrenzung: In den Augen von Digitalexperten ist die Altersbeschränkung von 18 Jahren zur Nutzung des Tiktok-Onlineshops nicht sicher und damit in vielen Fällen wirkungslos. Denn Jugendliche, die sich ein Tiktok-Konto anlegen, können einfach ein falsches Alter angeben. &bdquo;Viele 15/16-Jährige haben zudem auch bereits Paypal-Konten“, sagt Martin Bregenzer von der Initiative Klicksafe. Er kritisiert in diesem Zusammenhang am Tiktok-Shop vor allem die fehlende Trennung zwischen Online-Shopping, Unterhaltung und Community-Austausch. &bdquo;Gerade jüngere Menschen verstehen in diesem Gemisch gar nicht, dass das alles Werbung ist.“ Überschuldung: Jugend- und Zukunftsforscher sehen in den unbegrenzten und vor allem niedrigschwelligen Shoppingmöglichkeiten, mit denen junge Menschen künftig auf Tiktok konfrontiert werden, ein großes Risiko für Überschuldung. Der Zukunftsforscher Hartwin Maas vom Augsburger &bdquo;Institut für Generationenforschung“ warnt: &bdquo;Ein einfacher Klick, und schon ist der Kauf abgeschlossen – schneller als je zuvor.“ Aus dem Schuldneratlas des Bonitätsprüfungs-Unternehmens Creditreform geht zudem klar hervor, dass Überschuldung bei jungen Menschen zunimmt. Experten führen das auch stark auf den E-Handel und die Möglichkeit &bdquo;Jetzt kaufen, später bezahlen“ zurück. Impulskäufe: Durch die Möglichkeit, sofort in der App Produkte kaufen zu können, die man gerade perfekt vorgeführt bekommen hat, rechnet E-Commerce-Experte Ralf Deckers vom Kölner Institut für Handelsforschung damit, dass viele Nutzer spontan und unüberlegt kaufen werden. &bdquo;Welche Ausmaße das annimmt und ob daraus die Überschuldung bei Zielgruppen ansteigt, muss man aber erst mal sehen.“ Was können Eltern tun? Konto des Kindes korrekt einstellen Accounts von Personen unter 18 Jahren können angebotene Produkte sehen, aber nicht kaufen. Wichtig ist deshalb, die Tiktok-Konten des Nachwuchses entweder gemeinsam einzurichten oder nachträglich zu prüfen. Wichtig: &bdquo;Hat das Kind bei der Anmeldung falsche Angaben gemacht, muss ein neuer Account eingerichtet werden, denn eine nachträgliche Änderung ist nicht möglich“, so Martin Bregenzer von Klicksafe. Widerrufsrecht wahrnehmen Hat ein Jugendlicher mit eigener Kreditkarte oder Paypal-Konto Käufe getätigt und ist noch minderjährig, können Eltern Einspruch gegen den Kaufvertrag einlegen, weil er nicht gültig ist. Sie müssen sich dazu auf ihr Widerrufsrecht berufen. &bdquo;Das ist häufig sehr kompliziert“, sagt Bregenzer. &bdquo;Wichtig ist, hier nicht aufzugeben, sondern sich durchzutüfteln.“ Aufklären über Werbung und MarketingDas Ziel des Online-Shops ist nach Angaben von TikTok, &bdquo;Unterhaltung, Community und Entdeckung zu einem einzigartigen Shoppingerlebnis“ zu verbinden. &bdquo;Für Kinder und Jugendliche kann aber gerade diese Vermischung von Unterhaltung und kommerziellen Interessen problematisch sein“, sagt Digitalexperte Bregenzer. Er hat wichtige Hinweise für Kinder und Jugendliche auf der Klicksafe-Seite bereits zusammengefasst: Vertraue keinen Produktempfehlungen, wenn das empfohlene Produkt gleichzeitig auch verkauft wird. Sei vorsichtig, wenn unschlagbare Preise und hohe Rabatte angeboten werden, dann kann es sich um Betrug handeln. Nie unter Druck kaufen, weil das Angebot in Stückzahl oder zeitlich angeblich begrenzt ist (&bdquo;Nur noch zwei Stück verfügbar/innerhalb von fünf Minuten bestellen“) Vertraue nicht automatisch Influencern. Sie können ihren Status als vertrauenswürdige Person ausnutzen, um ihre Community zu Käufen zu bewegen. Daten sind unter Umständen nicht sicher Auf Anfrage erklärt die Verbraucherzentrale NRW, dass man aktuell noch keine Prüfung der App zum neuen Tiktok-Online-Shopping vorgenommen habe. &bdquo;Es ist allerdings richtig, dass TikTok in der Vergangenheit manipulative Designs in den Benutzeroberflächen eingesetzt hat“, sagt Verbraucherrecht-Expertin Christine Steffen. Im konkreten Fall ging es um die Gestaltung von Pop-ups, mit denen Nutzer zwischen 13 und 17 Jahren dazu verleitet wurden, ihre Profile und Videos öffentlich zu machen, sodass diese auch für Internetnutzer sichtbar waren, die kein TikTok nutzen. &bdquo;Darin sah die irische Datenschutzbehörde einen Verstoß gegen die Datenschutz-Grundverordnung.“ Aber auch über den Datenschutz hinaus seien sogenannte &bdquo;dark patterns“, täuschende Designs, auf Shopping-Plattformen generell kritisch zu bewerten. &bdquo;Das gilt insbesondere, wenn durch die Kombination Endlos-Scrollen, Autoplay, Push-Benachrichtigungen, Angebotsverknappung, Countdowns oder Gamification-Elementen bei Nutzern die Angst erzeugt wird, etwas zu verpassen, und dadurch Verbraucher zu Spontankäufen verleitet werden.“

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