Was Bankkunden über das neue Recht auf Sofortüberweisungen wissen müssen

Seit Januar erhalten Bankkunden in Deutschland Überweisungen binnen Sekunden gutgeschrieben. Nach einer EU-Regelung muss spätestens ab Oktober auch das Versenden von Geld in Echtzeit möglich sein - ohne Extrakosten. Das Wichtigste im Überblick. Freitagabend, nach 22 Uhr, das Geld muss noch schnell raus. Wann ist es endlich auf dem anderen Konto? Bitte nicht erst am Montag. Solche Zitterpartien beim Online-Banking sollen bald endgültig der Vergangenheit angehören. Grund dafür sind zwei Neuerungen beim digitalen Geldversand, die Kunden kennen sollten. Was es damit auf sich hat und wo Verbraucherschützer Risiken sehen – die wichtigsten Fragen und Antworten. Was ist neu beim Empfangen von Echtzeitüberweisungen? Seit Anfang Januar müssen Geldinstitute im SEPA-Raum das Empfangen von Echtzeitüberweisungen in zehn Sekunden ermöglichen. Dahinter steckt eine Änderung der SEPA-Verordnung von 2012. Ziel sei die Modernisierung des Zahlungsverkehrs im europäischen Binnenmarkt, erklärte Michiel Hoogeveen, der federführende Europaabgeordnete aus den Niederlanden vor knapp einem Jahr. Ab 9. Oktober müssen Banken und Sparkassen ihren Kunden nicht den Empfang, sondern auch den Versand von schnellen Transaktionen ermöglichen. Für EU-Mitgliedsstaaten, die mit anderen Währungen als dem Euro handeln, gilt eine Übergangsfrist. Etwa Polen oder Ungarn haben für die Umsetzung noch zwei Jahre länger Zeit. Was sind die Vorteile von Sofortüberweisungen? Eines liegt auf der Hand: Transaktionen gehen wesentlich flotter durch – auch am Wochenende. Autohändler beispielsweise können beim Verkauf unmittelbar sehen, ob das Geld des Kunden angekommen ist. Und das nicht nur in Deutschland. &bdquo;Aus Sicht der Kreditwirtschaft und der Kundinnen und Kunden ist positiv, dass mit Inkrafttreten der SEPA-Verordnung die SEPA-Echtzeitüberweisung europaweit genutzt werden kann“, so der Branchenverband Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK). Zustimmung gibt es auch vom Finanz- und Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale NRW, Christian Urban: &bdquo;Mit den neuen Regeln hat die EU gute Schritte gemacht, um Überweisungen für Verbraucher in der Breite schneller und kostengünstiger zu machen.“ Auch die neuen Kostenregeln seien für Verbraucher positiv. Wie teuer sind Sofortüberweisungen? Laut der EU-Änderung dürfen Banken und Sparkassen für den Blitzversand keine höheren Kosten als für eine reguläre Überweisung berechnen. Wie hoch das Entgelt ist, variiert je Kreditinstitut. &bdquo;Wer bei seiner Bank für die einzelne Überweisung also nichts bezahlt, muss dies demnächst auch für eine Echtzeitüberweisung nicht tun“, erklärt Urban. Viele Geldinstitute ließen sich bis zuletzt Echtzeittransaktionen gut bezahlen. Bei der Commerzbank etwa mussten Nutzer 1,50 Euro für den Service aufbringen. Es ist nicht auszuschließen, dass die eigene Hausbank mit der nächsten Gebührenerhöhung versucht, ihre Kosten für Blitztransaktionen wieder reinzuholen. Sind Überweisungen in Echtzeit sicher? Soll eine Überweisung binnen zehn Sekunden erfolgen, muss im Hintergrund auch entsprechend alles schneller laufen. &bdquo;Um kriminelle Zugriffe zu erschweren, ist bei Überweisungen ein Abgleich von Kontonummer und dem dazugehörigen IBAN-Empfängernamen vorgesehen. Wenn die Daten nicht übereinstimmen, soll eine entsprechende Warnung bereits vor Freigabe der Überweisung erfolgen“, weiß Verbraucherschützer Urban. Diese Pflicht gilt allerdings erst ab dem 9. Oktober. Zudem können Nutzer einen Höchstbetrag für eigene Echtzeitüberweisungen angeben. Die dafür von der EU festgelegte Obergrenze liegt bei 100.000 Euro. Gibt es trotz der Sicherheitsmaßnahmen Risiken? Betrüger nutzten Neuerungen oft für Betrugsversuche, gibt Urban zu Bedenken. Er macht in diesem Zusammenhang auf Phishing-Attacken aufmerksam. &bdquo;Gerade beim Onlinebanking sollten Sie deshalb besonders wachsam sein und keine Links in angeblichen E-Mails von der Bank anklicken“, warnt er. Die oft gefeierte Schnelligkeit birgt ein weiteres Risiko. &bdquo;Bei einer Echtzeitüberweisung kommt das Geld sehr schnell beim Empfänger an. Das bedeutet auch, dass es kaum noch zurückgeholt werden kann“, betont der Verbraucherschützer. Der Lobbyverband DK weist darauf hin, dass im Bankengesetz keine generelle Rückrufmöglichkeit vorgesehen ist: &bdquo;Kundinnen und Kunden sollten bei jeder Überweisung sorgfältig den zugrunde liegenden Sachverhalt und Zahlungsempfänger prüfen, bevor sie eine Transaktion freigeben.“ Kritik an den gesetzlichen Verpflichtungen Zwar sei die Neuregelung grundsätzlich positiv zu bewerten. Jedoch kritisiert die DK weitreichende gesetzliche Verpflichtungen. &bdquo;Es erfolgte ein umfangreicher Eingriff sowohl bei Produktangeboten als auch bei etablierten Marktpreisbildungsmechanismen“, so die Interessenvertreter der Banken und Sparkassen. Das werde zu weiteren Investitionen und damit verbundenen Kosten führen.

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