Steigende Arbeitslosenquote: Schlechte Wirtschaftslage trifft Arbeitsmarkt

Die schlechten Nachrichten auf dem Arbeitsmarkt in NRW nehmen derzeit kein Ende. Nicht nur große Konzerne wie Thyssenkrupp oder Ford haben die Streichung Tausender Stellen angekündigt, auch in Ostwestfalen-Lippe werden unter anderem bei Harting im Kreis Minden-Lübbecke, bei Dresselhaus im Kreis Herford und bei Miele im Kreis Gütersloh Arbeitsplätze gestrichen. Damit hat die anhaltende wirtschaftliche Krise auch den Arbeitsmarkt erfasst. Die berufliche Zukunft zahlreicher Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist ungewiss, während die Zahl der Arbeitslosen steigt. Wie aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit in NRW belegen, ist die Arbeitslosigkeit im bevölkerungsreichsten Bundesland im Jahresdurchschnitt 2024 auf 746.282 arbeitslos gemeldete Menschen gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr waren das durchschnittlich 36.108 Menschen oder 5,1 Prozent, was einer Arbeitslosenquote von 7,5 Prozent entspricht. Deutschlandweit liegt diese bei 6 Prozent. Im NRW-Vergleich war die Arbeitslosenquote im Ruhrgebiet besonders hoch. In Gelsenkirchen, Duisburg, Dortmund oder Essen lag die Quote beispielsweise bei über 10 Prozent. Doch auch in Bielefeld überstieg die Arbeitslosenquote den NRW-Durchschnitt, in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke lag sie bei 6 bis 7,5 Prozent. Besser als die NRW-Quote war die Zahl der Arbeitslosen im Durchschnitt in den Kreisen Gütersloh, Lippe, Paderborn und Höxter (weniger als 6 Prozent). Ernste Lage am NRW-Arbeitsmarkt Doch während den Zahlen bisher immer eine große Anzahl offener Stellen gegenüberstand, haben sich die Zeiten auf dem Arbeitsmarkt geändert. Die Lage am NRW-Arbeitsmarkt sei ernst, sagt Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. &bdquo;Unternehmen suchen schon im zweiten Jahr nacheinander deutlich weniger Arbeitskräfte als in wirtschaftlich starken Zeiten.“ Das bedeute: Wer arbeitslos wird, hat es aktuell schwer, wieder einen neuen Job zu finden. Lange Zeit habe der Arbeitsmarkt der schlechten wirtschaftlichen Lage getrotzt, sagt Arndt G. Kirchhoff, der Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen e. V., jetzt sei es an der Politik, für gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu sorgen, damit die Industrie in NRW eine Chance habe. &bdquo;Wir haben unsere Wettbewerbsfähigkeit verloren“, lautet Kirchhoffs Urteil. Politik in der Pflicht Wie Kirchhoff sieht auch Anja Weber, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds NRW, die Politik jetzt in der Pflicht: &bdquo;Die Menschen befinden sich zu Weihnachten in Existenzsorgen, weil insbesondere die Arbeitsplätze in der Industrie von Unternehmensschließungen, Standortverlagerungen und Stellenabbau betroffen sind“, sagt Weber. Was es nun brauche? &bdquo;Die Politik muss entschlossen handeln und bessere Rahmenbedingungen schaffen, damit Nordrhein-Westfalen Industriestandort bleibt.“ Doch auch Arbeitsagenturen sehen sich in der Pflicht und versprechen, in Zukunft bei Weiterbildungs- und Qualifizierungsangeboten nicht zu sparen. Schüßler: &bdquo;Angesichts der Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt soll es Taskforces vor Ort geben, die den von Stellenstreichungen betroffenen Menschen Möglichkeiten zu bieten.“ Insbesondere im Handwerk sei der Bedarf an Arbeitskräften weiterhin hoch. &bdquo;Und da wollen wir nicht nur die Menschen bei Thyssenkrupp oder Ford erreichen, sondern auch bei anderen betroffenen mittelständischen Unternehmen in NRW.“ Mehr Orientierungspraktika für Erwerbstätige Außerdem sollen Initiativen wie beispielsweise die Arbeitsplatzdrehscheibe weiter vertieft werden. &bdquo;Die Initiative funktioniert so, dass schon vor der Arbeitslosigkeit im betroffenen Unternehmen Kompetenzerfassungen stattfinden, damit wir von Arbeit in Arbeit vermitteln können“, erklärt Schüßler. &bdquo;Aber das Matching wird immer schwieriger, weswegen auch Orientierungspraktika für Erwerbstätige besser ermöglicht werden sollten.“ Dass die Lage am Arbeitsmarkt in NRW sich nicht in naher Zukunft verbessern wird, darauf deuten die hohen Zahlen der Menschen in Kurzarbeit hin. Rund 1,5 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind laut Zahlen der Arbeitsagentur in Ost- und Südwestfalen in Kurzarbeit. &bdquo;Und die Erfahrung hat gezeigt, dass das ein Indikator ist für schwierige wirtschaftliche Zeiten, die bevorstehen“, sagt Schüßler.

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